Nach Germanwings-Absturz:Lotsen prüfen Fernsteuerung von Flugzeugen

  • Die Deutsche Flugsicherung (DFS) prüft Notfall-Systeme, mit denen man führerlose Flugzeuge vom Boden aus lenken könnte. Wenn an Bord niemand mehr das Flugzeug lenken kann oder will, sei eine Fernsteuerung sinnvoll, hieß es.
  • In einem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gestarteten Projekt war im Simulator bis 2009 getestet worden, wie man ein entführtes Flugzeug vom Boden steuern könnte. Daran könnte angeknüpft werden.

Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten in den französischen Alpen prüft die Deutsche Flugsicherung (DFS) Notfall-Systeme, mit denen man führerlose Flugzeuge vom Boden aus lenken könnte. Man könne an Ergebnisse eines entsprechenden EU-Forschungsprojekts aus den Jahren 2006 bis 2009 anknüpfen, sagte DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle bei der Jahrespressekonferenz in Langen bei Frankfurt.

Scheurle kündigte an, den Vorschlag in der nationalen Task Force zur Flugsicherheit diskutieren zu wollen. Mit einer Umsetzung rechne er allerdings frühestens im nächsten Jahrzehnt: "Hier müssen wir über die heutige Technik hinausdenken."

Der Task Force gehören neben Lotsen auch Vertreter des Bundesverkehrsministeriums sowie acht Vertreter aus der Luftfahrtindustrie an.

So könnten Passagiermaschinen vom Boden ferngesteuert werden

Vorstellbar sei ein Notsystem, das ein Flugzeug in diesem Fall automatisch auf einen sicheren Kurs zurück führt und auf einem Ausweich-Flughafen landen lässt. Denkbar sei, die dafür nötigen Daten per Funk von einem Abfangjäger zu übermitteln oder aber über die Verbindung der Flugsicherung zum Flugzeug. "Die Passagiere würden dann an einem anderen Flughafen landen, aber sie würden sicher landen", sagte Scheurle.

Grundsätzlich müsse dem in Not geratenen Flugzeug ein veränderter Flugplan eingespielt werden, sagte Scheurle. Dies könne auch vom Boden oder aus einem Abfangjäger heraus geschehen. Das Flugzeug werde dann auf einem sicheren Weg auf einem nahe gelegenen Flughafen automatisch gelandet. Scheurle verwies auf den Fall eines griechischen Flugzeugs, das im Jahr 2005 mit bewusstloser Besatzung abgestürzt war.

Fünf Millionen Euro teures Forschungsprogramm

Man könne an die Ergebnisse des früheren EU-Forschungsprojekts "Sofia" (Safe automatic flight back and landing of aircraft) anknüpfen, sagte der DFS-Chef. In dem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gestarteten Projekt war im Simulator bis 2009 getestet worden, wie man ein entführtes Flugzeug vom Boden steuern könnte.

An dem etwa 5 Millionen Euro teuren Forschungsprogramm hatten sich mehrere nationale Flugsicherungen und Luftfahrtunternehmen beteiligt und die Technik für grundsätzlich möglich erachtet. Einen Testlauf mit einem realen Flugzeug hatte es aber nicht gegeben. Der deutsche Luftraum sei auch im vergangenen Jahr einer der sichersten der Welt gewesen, sagte Scheurle. Bei einer nur leicht um 0,9 Prozent auf 2,98 Millionen gestiegenen Zahl DFS-kontrollierter Flüge habe es keinen einzigen Vorfall mit unmittelbarer Gefahr für Besatzungen und Passagiere gegeben. In der minderschweren Kategorie "Sicherheit nicht gewährleistet" habe es fünf Vorfälle gegeben. Etwa 98 Prozent aller Flüge seien zudem pünktlich abgewickelt worden.

Hartes Sparprogramm für Deutsche Flugsicherung

Seit Jahresbeginn gelten zum Ärger der Fluggesellschaften teils stark erhöhte Fluggebühren, aus denen die Leistungen der Flugsicherung bezahlt werden sollen. Das bundeseigene Unternehmen DFS war wegen überhöhter Verkehrsprognosen und hoher Pensionslasten in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hat sich ein Sparprogramm auferlegt. Der Bund hatte mit einer Eigenkapitalspritze von 500 Millionen Euro geholfen.

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