Nach erneuten Todesfällen im Klinikum Mitte:Frühchenstation in Bremen geschlossen

Drei Babys waren im vergangenen Jahr in Bremen nach einer Infektion gestorben, nun sind wieder zwei Frühchen dort einer Blutvergiftung erlegen. Zwar ist noch nicht klar, ob sie den gleichen Erregern zum Opfer gefallen sind. Die Station, die erst kürzlich umfangreich desinfiziert und umgebaut worden war, haben die Behörden nun aber geschlossen.

Die Frühchen-Station im Klinikum Bremen-Mitte wird geschlossen, die Geschäftsführung des Krankenhauses "auf unbestimmte Zeit" freigestellt. Das kündigte SPD-Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper am Nachmittag an. In der Nacht zum Mittwoch waren zwei Frühchen an Blutvergiftung gestorben. Ob ein Zusammenhang mit den in der vergangenen Woche aufgetretenen resistenten Keimen besteht, sei noch nicht klar, sagte die Sprecherin der Gesundheitsbehörde, Karla Götz.

Blutvergiftungen gehören neben Wundinfektionen und Lungenentzündungen zu den möglichen Folgen einer Infektion. So waren etwa im September 2011 in einer Siegener Kinderklinik ebenfalls zwei infizierte Frühgeborene an Blutvergiftung gestorben.

Nach Informationen von Radio Bremen soll es sich bei den jetzt verstorbenen Babys um zwei frühgeborene Mädchen handeln. An beiden seien Keime festgestellt worden, berichtete der Sender. Von der Behörde und der Klinik gab es dazu zunächst keine Angaben.

Der bisherige Geschäftsführer des kommunalen Klinikverbundes Gesundheit Nord wird zusätzlich auch von seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender des Standortklinikums freigestellt. Es gebe einen schleichenden Vertrauensverlust, der so weit gehe, dass man sich trennen müsse, sagte Gesundheitssenatorin Jürgens-Pieper. Die Kinder, die derzeit noch auf der Frühgeborenenstation liegen, sollen wenn möglich in das Klinikum Links der Weser verlegt werden. Wie eine dauerhafte Lösung aussehen solle, sei noch nicht endgültig geklärt, sagte Jürgens-Pieper.

Schon im vergangenen Jahr waren im Bremer Klinikum im August, September und Oktober drei Frühchen nach Infektionen mit resistenten Darmkeimen, sogenannten ESBL-bildenden Klebsiella, gestorben, mehrere waren schwer erkrankt. Auch die Experten vom Robert-Koch-Institut (RKI) hatten nicht feststellen können, was die tödliche Infektionswelle ausgelöst hatte. Am Dienstag war bekanntgeworden, dass der gefährliche Keim bereits mindestens seit 2009 in der Klinik vorhanden war. Ein spezialisiertes Labor in Bochum hatte eine aufbewahrte Probe aus diesem Jahr untersucht und die genetische Übereinstimmung mit den aktuellen Klebsiella-Bakterien bestätigt.

Am 23. Februar waren genetisch identische Erreger wieder in der Abteilung aufgetaucht, obwohl die Station während einer zweimonatigen Schließung umfangreich desinfiziert und umgebaut worden war.

Nach dem erneuten Nachweis des Keims hatte Sozialsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Freitag einen Aufnahmestopp verhängt. Die Verlegung der Station an ein anderes Krankenhaus wird geprüft.

Im Oktober vergangenen Jahres war bekanntgeworden, dass in einer Passauer Kinderklinik ein Säugling gestorben war, der sich mit einem multiresistenten Keim angesteckt hatte. Drei tote Frühgeborene hatte die Siegener Kinderklinik im September gemeldet. Und im August waren zwei Babys auf der Intensivstation des Mainzer Uniklinikums an einer verseuchten Nährlösung gestorben.

ESBL-Erreger wie die in Bremen aufgetauchten Klebsiella gehören zu den häufigsten resistenten Krankenhauserregern. Für gesunde Erwachsene sind sie normalerweise nicht gefährlich, sie kommen bei vielen Menschen vor. Sie produzieren besondere Enzyme, die die Wirksamkeit bestimmter Antibiotika verhindern. Gerade auf Intensivstationen kommen sie oft vor, da sie - anders als konkurrierende Bakterien - den Einsatz der Medikamente überleben.

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