Nach Entführung von Studenten:Mexikanischer Drogenboss gefasst

Mexican policemen arrested

Die Ermittler verhafteten nicht nur den Drogenboss Casarrubias Salgado, sondern auch 17 Mitglieder seiner Bande und 36 Polizisten.

(Foto: Alex Cruz/dpa)
  • Nach der Entführung von 43 Studenten haben die mexikanischen Behörden einen Drogenboss, 36 Staatsbedienstete und 17 Mitglieder der "Guerreros Unidos" festgenommen.
  • Die Ermittler erhoffen sich von ihm Hinweise: Seine Bande wird verdächtigt, die Studenten ermordet zu haben - vermutlich im Auftrag des Bürgermeisters.

"Oberster Anführer" geschnappt

Drei Wochen nach dem Verschwinden von 43 Lehramtsstudenten in Mexiko ist der "oberste Anführer" der Drogenbande "Guerreros Unidos" festgenommen worden, die der Ermordung der Studenten verdächtigt wird. Die Festnahme von Sidronio Casarrubias Salgado werde die Ermittlungen voranbringen, erklärte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam. Allerdings hatten die Behörden erst kürzlich gemeldet, dass ein anderer mumaßlicher Anführer der Bande bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen sei.

Der "oberste Anführer" der Bande Guerreros Unidos sei bei einer Kontrolle auf einer Autobahn zwischen Mexiko-Stadt und Toluca zusammen mit einem seiner engsten Vertrauten gefasst worden, sagte Chefermittler Tomás Zerón.

Drogenboss bestreitet Verwicklung

Casarrubias bestreite, die Ermordung der Studenten angeordnet zu haben. Der Drogenboss sei jedoch darüber informiert worden und habe nichts unternommen, um sie zu verhindern, sagte der Generalstaatsanwalt. Demnach wurden wegen der Tat insgesamt 36 Staatsbedienstete und 17 Mitglieder der Guerreros Unidos festgenommen.

Die 43 Studenten hatten am 26. September nach einer Spendenaktion in Iguala im Bundesstaat Guerrero mehrere öffentliche Busse für die Rückfahrt in ihre Universität gekapert, woraufhin Polizisten das Feuer eröffneten und sechs Menschen töteten. Anschließend wurden die Studenten offenbar der Bande Guerreros Unidos übergeben, die enge Kontakte mit der örtlichen Polizei unterhalten soll.

Später wurden in der Nähe sechs Massengräber gefunden. Bei 28 Leichen aus den Gräbern handelt es sich nicht um die vermissten Studenten, doch werden dem Generalstaatsanwalt zufolge die anderen Leichen noch geprüft. Mehr als 1200 Sicherheitskräfte sind für die Suche nach den angehenden Lehrern mobilisiert.

Teilweise gewaltsame Proteste in Mexiko

In Mexiko, wo die Gewalt der Drogenbanden seit Jahren zunimmt, hat der Fall eine Welle der Empörung ausgelöst und zu teils gewaltsamen Protesten geführt. Auch am Freitag demonstrierten mehrere tausend Menschen in Acapulco, der größten Stadt im Bundesstaat Guerrero. Die vielfach vermummten Demonstranten zogen durch die Straßen der Stadt und skandierten immer wieder "Lebend wurden sie entführt, lebend wollen wir sie zurück". Zugleich forderten die Demonstranten in dem Urlauberort an der Pazifikküste den Rücktritt von Gouverneur Ángel Aguirre, dem sie zu zögerliches Handeln vorwerfen.

Erst am Donnerstag hatten hunderte Studenten und Lehrer mehrere Rathäuser in Guerrero besetzt, um die Behörden zum Handeln zu drängen. Das Verschwinden der Studenten wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in Guerrero, in dem Polizei, Behörden und Drogenbanden oftmals unter einer Decke stecken. Es besteht der Verdacht, dass Igualas Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am darauffolgenden Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Der Bürgermeister, seine Frau und der Sicherheitschef von Iguala sind seitdem auf der Flucht. Das Parlament von Guerrero enthob Abarca am Freitag seines Amtes.

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