Nach Doppelmord von Xiamen:Deutscher legt Berufung gegen Todesstrafe ein

Er tötete zwei Menschen - dafür wurde ein 36-jähriger Deutscher in China zum Tode verurteilt. Jetzt hat der Mann aus Oberbayern gegen den Richterspruch Berufung eingelegt.

  • Aus Eifersucht tötete ein 36-jähriger Deutscher seine Ex-Freundin und ihren neuen Partner 2010 in Xiamen auf offener Straße.
  • Ein Volksgericht verhängte daraufhin die Todesstrafe.
  • Dagegen will der Mann nun juristisch vorgehen. Das Berufungsverfahren könnte sich aber noch Jahre hinziehen.

Berufung gegen Todesurteil

Er reiste nach China, um zwei Menschen zu töten. 2010 überfiel ein 36-Jähriger aus dem oberbayerischen Teisendorf - maskiert und in schwarzer Montur - seine Ex-Freundin und ihren neuen Lebensgefährten in der südchinesischen Hafenstadt Xiamen. Anschließend tötete er beide mit einem Messer und einem Hammer. Für diese Gewalttat wurde er von einem Volksgericht vor etwa zwei Wochen zum Tode verurteilt. Dagegen will der Bayer nun juristisch vorgehen.

Wie sein Anwalt am Dienstag mitteilte, muss das obere Gericht der Provinz Fujian innerhalb der nächsten fünf Monate einen Berufungstermin anberaumen, um über den Fall zu beraten. Der Mann aus Oberbayern wäre der erste Deutsche, der in der Volksrepublik hingerichtet würde. Am Ende muss aber auch das höchste Gericht Chinas in Peking das Urteil bestätigen, bevor es vollstreckt wird. Beobachter gehen davon aus, dass das Verfahren möglicherweise noch Jahre dauern könnte.

Stalking nach der Trennung

Die Vorgeschichte des Falls reicht Jahre zurück: Der Täter und seine venezolanische Ex-Freundin hatten an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gemeinsam Sinologie studiert. Sie trennte sich im Sommer 2005 von ihm. Anschließend begann der Ex-Freund, sie zu verfolgen, wie Freunde berichteten. Nach unbestätigten Angaben aus dem Bekanntenkreis bedrohte er sie damals mehrfach, sie soll sich deswegen sogar hilfesuchend an die Münchner Polizei gewandt haben. 2006 zog die Frau nach Xiamen, eine Hafenstadt im Südosten Chinas. Mit ihrem neuen deutschen Lebensgefährten bekam sie dort ein Kind.

Der Bayer folgte seiner ehemaligen Lebensgefährtin bis nach Xiamen. Dort lockte er sie und ihren Partner vor den Haupteingang eines Luxus-Hotels, wo er die beiden vor den Augen zahlreicher Passanten tötete. Der Mann versuchte unmittelbar nach der Bluttat, Suizid zu begehen. Er überlebte jedoch schwer verletzt.

Als Waise blieb das inzwischen sechs Jahre alte Kind der Opfer zurück, das heute bei Verwandten in Deutschland aufwächst.

Ein Fall von politischer Brisanz

Der Fall führte zu diplomatischen Verwicklungen zwischen der Bundesregierung und China. Das Auswärtige Amt setzte sich für eine Aufhebung des Urteils ein. Die Bundesregierung bekräftigte "in kategorischer Form" die Ablehnung jeder Form der Todesstrafe. Sie werde deshalb "alles in ihrer Macht Stehende" tun, damit das Urteil nicht vollstreckt werde, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Der Deutsche war während des Gerichtsverfahrens vom Auswärtigen Amt konsularisch betreut worden.

Die Todesstrafe in China

China ist nach einer Statistik von Amnesty International das Land mit den meisten Hinrichtungen. Nach dem Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation von 2013 wurden in der Volksrepublik mehrere Tausend Frauen und Männer nach Todesurteilen exekutiert oder mit der Giftspritze getötet. Damit entfielen mehr als zwei Drittel der Hinrichtungen weltweit auf China.

Auf eine genaue Statistik für das Land verzichtet Amnesty schon seit Jahren, weil die Daten zur Todesstrafe dort praktisch als Staatsgeheimnis gehütet werden. Nur in Ausnahmefällen - wie bei der Exekution von vier Ausländern Ende Februar 2013, über die das Staatsfernsehen berichtete - wird darüber nicht geschwiegen. Andere Menschenrechtler gehen von 4000 bis 8000 Hinrichtungen aus.

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