Münster:Provinzial-Chef erfindet Angriff auf sich selbst

Ulrich Rüther Provinzial

Wurde doch nicht mit einem Schraubendreher attackiert: Provinzial-Chef Ulrich Rüther.

(Foto: dpa)

Ein vermummter Unbekannter habe ihm mit einem Schraubenzieher in die Brust gestochen, aber es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Das ließ Ulrich Rüther, Chef des Versicherungsunternehmens Provinzial Nordwest, vergangene Woche verlauten. Doch die Attacke hat nie stattgefunden - wie er jetzt zugegeben hat.

Die Ermittlungen zu dem angeblichen Angriff auf den Vorstandschef der Versicherungsgruppe Provinzial Nordwest, Ulrich Rüther, haben eine überraschende Wende genommen. Der Manager habe eingeräumt, sich die Attacke ausgedacht und die Verletzungen mit einem Schraubenzieher selbst beigebracht zu haben, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Die Suche nach dem Täter wurde eingestellt.

Rüther hatte behauptet, am Mittwoch vergangener Woche kurz vor einer Betriebsversammlung auf dem Weg von der Tiefgarage zum Büro überfallen worden zu sein. Doch den Überfall hat es nie gegeben - Rüther hat ihn inszeniert. Ob der Chef des Versicherungsunternehmens dadurch verhindern wollte, bei der Betriebsversammlung auftreten zu müssen, ist noch unklar.

Der Vorstandsvorsitzende war zuvor in die Kritik geraten, nachdem bekannt geworden war, dass die Provinzial Nordwest Gruppe an den Allianz-Konzern verkauft werden könnte. Diese Pläne sind aber mittlerweile nicht mehr aktuell: Auf Initiative von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wird eine Fusion der beiden Provinzial-Versicherungen Nordwest und Rheinland von den Eigentümern geprüft.

Die Gespräche mit "anderen Interessenten" für die Provinzial Nordwest werden bis Ende März 2013 ausgesetzt. Die Landesregierung nennt zwar keine Namen. Im NRW-Landtag, auf Kommunalebene und in Gewerkschaftskreisen ist aber übereinstimmend von der Allianz die Rede, die Interesse an Provinzial Nordwest haben soll.

Warum hat Rüther den vorgetäuschten Angriff nun plötzlich eingeräumt? Er habe die Ermittlungen als "extrem belastende Phase" für seine Familie empfunden, heißt es aus Polizeikreisen.

Wie die Münstersche Zeitung berichtet, deuteten rechtsmedizinische Untersuchungen von Beginn an auf keinen fremden Täter hin, auch auf Videoaufnahmen vom Tatort war kein Täter zu sehen, wie das Blatt auf seiner Webseite schreibt.

Ermittlungen wegen Vortäuschens einer Straftat

Vergangene Woche hatte es noch geheißen: Ein etwa 30 Jahre alter Unbekannter habe dem Vorstandschef auf dem Firmengelände mit einem kleinen Schraubenzieher in die Brust gestochen. "Glücklicherweise waren die Verletzungen nur oberflächlich", teilte Oberstaatsanwalt Heribert Beck mit. Dann kam die Kehrtwende.

Gegen Rüther wird nun wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft dürften die Ermittlungen gegen Zahlung einer "angemessenen Geldbuße" schnell wieder eingestellt werden.

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