Mordprozess in Rottweil:"Er wusste, dass er ihn töten würde - und darauf kam es ihm an"

Prozess nach Dreifach-Mord von Villingendorf hat begonnen

Prozess nach Dreifach-Mord von Villingendorf: Der Angeklagte wird an seinen Platz geführt.

(Foto: dpa)
  • Wegen dreifachen Mordes am Tag der Einschulung seines Sohnes muss sich ein 41-Jähriger seit Freitag vor dem Landgericht Rottweil in Baden-Württemberg verantworten.
  • Er soll das sechs Jahre alte Kind bei einer privaten Feier in Villingendorf erschossen haben, ebenso den neuen Freund seiner Ex-Partnerin und dessen Cousine.
  • Sein Anwalt kündigt zum Prozessauftakt an, der Mann leide eventuell unter einer Persönlichkeitsstörung.

Eine Einschulungsfeier im baden-württembergischen Villingendorf am Rande des Schwarzwaldes endet im vergangenen Herbst in einem Drama mit drei Toten: Der sechsjährige Erstklässler und zwei Erwachsene sterben. Schuld an der Bluttat soll der Vater des Jungen sein. Sein Motiv war offenbar Rache an der Mutter. Seit Freitag muss er sich wegen Dreifachmord vor Gericht verantworten.

In Handschellen wird er in den Gerichtssaal geführt, sein Gesicht hat er mit einem Kleidungsstück verdeckt. "Ich mache im Moment keine Angaben" sind die einzigen Worte, die der 41-jährige Angeklagten zum Prozessauftakt in Rottweil sagt. In der Anklage heißt es, er habe nicht akzeptieren können, dass sich die Mutter des gemeinsamen Kindes von ihm getrennt habe. Deshalb habe er ihren neuen Partner, dessen Cousine und das gemeinsame Kind getötet. Die Mutter habe er bewusst verschont, um ihr durch den Tod der Angehörigen Leid zuzufügen.

Gegen 21.30 Uhr habe sich der Angeklagte am 14. September 2017 an die Terrasse der Wohnung seiner Ex-Freundin herangeschlichen. Dort habe er mit einem Gewehr zunächst auf deren neuen Partner und dann auf dessen Cousine gefeuert. Die Ex-Freundin flüchtete zu einem Nachbarn. Dort rief sie die Polizei. "Er hat geschossen. Mein Sohn ist zu Hause", war auf den Aufzeichnungen des Notrufs zu hören, die am ersten Prozesstag vor dem Landgericht abgespielt wurden.

In der Wohnung soll der 41-Jährige dann drei Schüsse auf seinen Sohn abgefeuert haben. Zeugen berichteten der Polizei, sie hätten gehört, wie er rief: "Ich habe sie gewarnt." Ein halbes Jahr zuvor hatte sich die Mutter des Sechsjährigen von ihm getrennt. Weil er sie und das Kind bedroht haben soll, bestand ein Kontaktverbot.

Die an Schaft und Lauf gekürzte Waffe soll sich der 41-Jährige in Kroatien besorgt haben. Zusätzlich fanden die Ermittler eine Tasche mit Kabelbindern, Klebeband und einer Flasche Benzin bei ihm. Nach der Tat flüchtete der Angeklagte. Erst nach fünf Tagen wurde er zwölf Kilometer vom Tatort entfernt von der Polizei gefasst.

"Er wusste, dass er ihn töten würde - und darauf kam es ihm an", sagte der Staatsanwalt vor Gericht. Der Verteidiger kündigte an, möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt eine Erklärung abgeben zu wollen - wenn sich der Prozess "versachlicht" habe. Es gebe Anzeichen, dass der Mann unter einer Persönlichkeitsstörung leide. Dazu soll ein psychiatrischer Gutachter gehört werden.

Das Landgericht Rottweil hat 18 Verhandlungstage bis zum 26. Juni angesetzt. Es sollen 92 Zeugen gehört werden.

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