Mordfall Hélène Pastor:Schwiegersohn widerruft Geständnis

Eine Milliardärin aus Monaco wird getötet und ihr Schwiegersohn gibt im Polizeiverhör zu, das Verbrechen in Auftrag gegeben zu haben. Noch vor wenigen Tagen schien es, als könne die Polizei einen schnellen Erfolg vermelden. Doch jetzt hat der Hauptverdächtige sein Geständnis überraschend zurückgezogen.

  • Schwiegersohn widerruft Gestädnis im Mordfall um die monegassische Milliardärin Hélène Pastor
  • Er habe die "Tragweite der Begriffe" im Polizeiverhör nicht richtig eingeschätzt
  • Komplizierte Ermittlungen im Umfeld der Täter

Das widerrufene Geständnis

Vor wenigen Tagen noch, so schien es, als sei der Mord an der monegassischen Milliardärin Hélène Pastor, die Anfang Mai vor ihrem Haus erschossen wurde aufgeklärt. Pastors Schwiegersohn, der polnische Geschäftsmann Wojciech Janowski, hatte gestanden, das Verbrechen in Auftrag gegeben zu haben. Es sei dem 64-Jährigen wohl um das Erbe der Immobilienunternehmerin gegangen, so hieß es.

Doch jetzt hat Janowski sein Geständnis überraschend widerrufen - und das mit Sprachschwierigkeiten begründet. Er habe in den Verhören bei der Polizei die "Tragweite der Begriffe" falsch eingeschätzt, welche die Ermittler benutzt hätten, sagte Janowskis Anwalt Erick Campana am Mittwoch in Marseille nach einem Termin beim Haftrichter. Janowski, der bis vor Kurzem polnischer Honorarkonsul in Monaco war, habe erklärt, "dass er zwar Französisch spricht, aber nicht alle Feinheiten unserer Sprache versteht".

Die Tat

Hélène Pastor war am 6. Mai, nachdem sie ihren Sohn im Krankenhaus besucht hatte, in Nizza in ihrem Auto angeschossen worden und später ihren schweren Verletzungen erlegen. Auch ihr Fahrer wurde getötet. Die beiden Täter entkamen zunächst unerkannt.

Die Familie Pastor hat im Immobiliengeschäft in Monaco, wo Wohnraum sehr teuer ist, ein riesiges Vermögen angehäuft. Das Verbrechen sorgte in Monaco und über die Grenzen des kleine Fürstentums am Mittelmeer hinaus für Entsetzen.

Weniger Tage später wurde ein 24-Jähriger aus Marseille als mutmaßlicher Todesschütze festgenommen. Er hat nach Angaben der Polizei jede Aussage verweigert; sein 31-jähriger Komplize habe dagegen alles gestanden. Die Polizei war den beiden polizeibekannten Männern in mühevoller Kleinarbeit auf die Spur gekommen. Sie konnte durch die Auswertung von Überwachungsvideos, DNA-Spuren in einem Hotel in Nizza und die Überprüfung ihrer Handys nachweisen, dass beide Männer am Tatort waren.

Die Hintergründe

Vergangene Woche gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass in dem Fall zahlreiche Personen festgenommen wurden. Darunter Janowski, der den Mord in Auftrag gegeben und sein Fitnesstrainer, der für die Organisation der Tat zuständig gewesen sein soll. Außerdem leitete die Behörde Ermittlungen gegen mehrere mutmaßliche Helfer ein. Einer von ihnen soll die Patronen für die Tat besorgt haben. Der Vorwurf lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.

In Polizeigewahrsam genommen wurde kurzfristig auch Sylvia Pastor, die Tochter der MIlliardärin und langjährige Ehefrau Janoswkis. Sie wurde aber bald wieder freigelassen, weil sich kein Verdacht gegen sie ergab.

Der Schwiegersohn

Bevor der Mord und seine vermeintliche Verwicklung darin bekannt wurden, war Janowski einer der angesehensten Einwohner von Monaco. Er ist nicht nur der Lebensgefährte der schwerreichen Sylvia Pastor, sondern auch Präsident einer Nanotechnologie-Firma. Vorher hatte er hochrangige Positionen im Hotel- und Kasinogewerbe. Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy hatte Janoswski 2010 sogar wegen seines karitativen Einsatzes ausgezeichnet.

Seit 2007 war er polnischer Honorarkonsul in Monaco. Das Außenministerium in Warschau berief ihn vergangene Woche jedoch von dieser Funktion ab.

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