Mordfall Hannah aufgeklärt:Hannah war ein "Zufallsopfer"

Der Mord an dem Mädchen Hannah ist gelöst: Ein 25-Jähriger gestand, die Schülerin vergewaltigt und erstochen zu haben. Nach Angaben der Ermittler hatte der Homosexuelle "Lust auf eine Frau" gehabt.

Es war eine brutale und unfassbare Tat: Ein 25-jähriger verging sich nach Erkenntnissen der Ermittler an der 14 Jahre alten Hannah aus Königswinter und tötete sein Opfer mit wilden Messerstichen. Zwei Wochen nach dem Verbrechen sitzt der mutmaßliche Mörder hinter Schloss und Riegel.

Er sei mit einer "eindeutigen" Speichelprobe überführt worden, teilte die Bonner Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Der Beschuldigte habe ein "detailliertes und umfassendes Geständnis" abgelegt. Gegen ihn erging Haftbefehl wegen Mordes und Vergewaltigung.

Der mutmaßliche Mörder, der auf Oberkörper und Kopf seines Opfers einstach und es dann verbluten ließ, wohnte ganz in der Nähe der Schülerin und auch vom Tat- und Fundort der Leiche in Königswinter-Oberdollendorf bei Bonn.

Schülerin Hannah war ein "Zufallsopfer"

Täter und Opfer haben sich nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft aber nicht gekannt. Hanna sei ein "Zufallsopfer" des Täters gewesen, sagte Staatsanwalt Michael Hermesmann. "Er hatte es nicht speziell auf Hannah abgesehen."

Der Mann, ein selbstständiger Fahrzeug- und Objektreiniger, versteckte sein Opfer an seinem Arbeitsplatz, dem Gelände eines Autohauses und Bushofes. Auch wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, präsentierte Oberstaatsanwalt Fred Apostel offen eine erste Erklärung für die Tat: "Es handelt sich um einen Homosexuellen, der einmal Lust auf eine Frau hatte."

Nach fast zweiwöchiger intensiver Fahndung kam die entscheidende Nachricht aus dem Labor: Die Speichelprobe des mutmaßlichen Mörders stimmte nach einem Abgleich mit den DNA-Spuren überein, die am Fundort der Leiche entdeckt worden waren. "152 Speichelproben wurden entnommen. Der Täter war die Nummer 21 der Proben", sagte der Leiter der Mordkommission, Michael Brück.

Der Mann lauerte nach Angaben der Ermittler Hannah auf dem Nachhauseweg auf, als sie gerade die Straßenbahn verlassen hatte. Er überwältigte, knebelte und fesselte sie. Dann versteckte er sich mit der wehrlosen Schülerin in einem Gebüsch bei dem Auto- und Bushof, den er genau kannte. Er wartete, bis auf dem Gelände Ruhe einkehrte.

Dann brachte er Hannah in einen abgestellten Bus und vergewaltigte sie. Anschließend zog er sie wieder aus dem Bus und stach auf sie ein. Das Mädchen sei "an einer Vielzahl von Schnitt- und Stichwunden" verblutet, berichtete Hermesmann. Anschließend versteckte der Täter die Leiche in einem Gebüsch am Rande des Grundstücks und fuhr mit seinem Fahrrad nach Hause.

Schock für Königswinter

Für den beschaulichen Ort Königswinter rechts vom Rhein war der Fahndungserfolg eine gute Nachricht. Angst vor einem unbekannten Phantom-Täter aus der Nachbarschaft machte sich breit, der möglicherweise wieder zuschlagen könnte. Bürger organisierten sogar schon eine Zivilstreife beim Tatort.

Es sei wichtig, dass der Ort jetzt wieder zur Ruhe komme, sagte Bonns Polizeipräsident Wolfgang Albers. Auch für die Familie von Hannah sei es gut, dass "sie jetzt ein Gesicht haben von dem, der ihre Hannah getötet hat". Hannah war Ende August nach dem Besuch bei ihrem Freund mit Busund Bahn nach Hause gefahren.

An der heimischen Haltestelle war sie von einer in der Bahn installierten Kamera beim Aussteigen gefilmtworden. Danach verlor sich die Spur des Mädchens. Die Polizei war bei den - noch nicht abgeschlossenen - Ermittlungen rund 360 Hinweisen nachgegangen. Etwa 500 Menschen wurden überprüft. Von allen in dem Autohaus wurden rasch auf freiwilliger Basis Speichelproben genommen darunter die des mutmaßlichen Täters.

Im engsten Familien- und Freundeskreis wird Hannah an diesem Freitag in einer "sehr privaten und persönlichen Beerdigungsfeier" auf dem Friedhof in Königswinter beigesetzt. Der Leiter der Ermittlungskommission, Michael Brück, sagte: "Ich glaube, dass die Eltern noch viel Zeit brauchen."

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