Montblanc-Massiv in Frankreich:Sechs Alpinisten sterben bei Bergtour

Möglicherweise sind sie von schlechtem Wetter überrascht worden: In den französischen Alpen sind sechs Bergsteiger ums Leben gekommen. Die Region gilt als besonders gefährlich.

  • Sechs Bergsteiger sind am Montblanc-Massiv ums Leben gekommen.
  • Anwohner und der örtliche Bürgermeister sind empört über den Leichtsinn mancher Alpinisten.

Unglück am Montblanc: Sechs Menschen tot aufgefunden

Das Montblanc-Massiv gilt als eine der gefährlichsten Regionen in den Alpen. Immer wieder verunglücken dort Bergsteiger, weil sie sich überschätzen oder mangelhaft ausgerüstet sind. Jetzt sind erneut sechs Menschen ums Leben gekommen. Deren Leichen seien am Aiguille d'Argentière von Suchmannschaften gefunden worden, heißt es von Seiten der Rettungskräfte. Die sechste Person wurde am späten Nachmittag gefunden.

Die Bergsteigergruppe hatte die 3900 Meter hohe Aiguille d'Argentière besteigen wollen und war am Dienstabend verschollen. Eventuell seien die Alpinisten auf dem Berg an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz von schlechtem Wetter überrascht worden, hieß es.

"Das ist eine klassische Route, die überhaupt nicht schwierig ist", sagte der Vizepräsident der Bergführerorganisation SNGM, Christian Trommsdorff, dem Sender France Info.

Die fünf Männer und eine Frau waren alle im Alter zwischen 27 und 45 Jahren und hatten an einem Trainingskurs der Nationalen Vereinigung der Freiluft-Sport-Zentren (UCPA) teilgenommen. Ihr Führer galt als sehr erfahren. Nachdem die Gruppe am Dienstagabend nicht wie vorgesehen bei der Schützhütte des Argentière angekommen war, alarmierte der dortige Hüttenwart die Polizei.

Bürgermeister engagiert sich gegen unverantwortliche Aufstiegsversuche

In den vergangenen Wochen gab es in der Region um das Montblanc-Massiv zunehmend Unmut über den Leichtsinn mancher Bergsteiger. "Ich will hier andere Saiten aufziehen", sagte Jean-Marc Peillex, der Bürgermeister des Alpenortes Saint-Gervais.

Peillex engagiert sich seit Langem gegen unverantwortliche Aufstiegsversuche. Zuletzt war ein US-Amerikaner mit seinen neun- und elfjährigen Kindern in eine dramatische Situation geraten. Die per Seil gesicherten Kinder stürzten an einer gefährlichen Stelle ab und konnten nur mit Hilfe anderer Bergsteiger gerettet werden. Auf einem Video, das der US-Sender ABC News ausstrahlte, war zu sehen, wie die Kinder von einer beginnenden Lawine mitgerissen wurden. Peillex erstattete daraufhin Anzeige gegen den Vater.

Für Christophe Boloyan von der Vereinigung zur Vorbeugung und Rettung im Gebirge ist der US-Vater zwar eher ein Einzelfall. Die meisten Bergsteiger würden sich an die Regeln halten. Er räumt aber ein, dass der Mont Blanc, der jedes Jahr fast 25 000 Besucher in der Saison anzieht, zu einem internationalen Touristenziel geworden ist.

Jedes Jahr kommen etwa 40 Menschen ums Leben

Oft wundern sich die Profis über die mangelhafte körperliche Vorbereitung und Ausrüstung mancher Bergsteiger, die zum Beispiel nicht wissen, wie man sich anseilt oder ein Steigeisen verwendet. Auf der normalen Aufstiegsroute zum Mont Blanc zwischen der Schutzhütte vom Tête Rousse und der Berghütte des Goûter kamen zwischen 1990 und 2011 insgesamt 74 Bergsteiger ums Leben. Hinzu kommen die vielen Rettungsaktionen am höchsten Berg Europas, den im Sommer täglich etwa 200 Menschen besteigen wollen.

Laut Bergwacht kommen am gesamten Massiv jedes Jahr etwa 40 Menschen ums Leben. Im Juli 2012 starben neun Bergsteiger - Deutsche, Schweizer, Spanier und Briten - durch eine Lawine. Im August 2008 wurden acht Menschen, darunter vier Deutsche, ebenfalls von einer Lawine in den Tod gerissen. Im Juni 2011 waren sechs Bergsteiger im Ecrins-Massiv abgestürzt. Und allein zwischen dem 15. und 30. Juli diesen Jahres starben sechs Bergsteiger - ein Deutscher, ein Franzose, zwei Iren und zwei Finnen.

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