Mörderelch in Schweden:Der Täter ist ein Elch

Ein Schwede ist wohl zu Unrecht des Mordes an seiner Frau verdächtigt worden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Haare an ihrer Kleidung von einem Elch stammen.

Gerhard Fischer

Am Abend des 5. September 2008 ging Agneta Westlund, 63, aus Loftahammar in Ostschweden mit ihrem Hund spazieren. Als sie nach Stunden nicht zurückkehrte, begann ihr Mann sie zu suchen. Er fand sie tot. Die Polizei nahm Ingemar Westlund fest - wegen Mordverdachts. Nun, mehr als ein Jahr später, gab die Polizei bekannt, wer Agneta vermutlich getötet hat: ein Elch.

Mörderelch in Schweden: In Ostschweden soll vor einem Jahr ein Elch eine Frau getötet haben. Wohl zu Unrecht wurde der Mann der Verstorbenen des Mordes verdächtigt.

In Ostschweden soll vor einem Jahr ein Elch eine Frau getötet haben. Wohl zu Unrecht wurde der Mann der Verstorbenen des Mordes verdächtigt.

(Foto: Foto: dpa)

Es geschieht selten, dass ein Elch einen Menschen angreift. Dass die schwedische Polizei schlafmützig ist, kommt dagegen häufiger vor. Ingemar Westlund wurde festgenommen und zehn Tage in Untersuchungshaft gesteckt. Danach sei er "in der grünen Häftlingskleidung" einfach auf die Straße geschickt worden und habe weitere fünf Monate unter Mordverdacht gestanden, berichtete der 69-Jährige. In dieser Zeit fand die Beerdigung seiner Frau statt. "Ich musste Agneta unter dem Verdacht, ihr Mörder zu sein, vor 300 Trauergästen Lebewohl sagen." Die Nachricht, dass er nicht mehr verdächtig sei, erhielt Westlund angeblich nicht von der Polizei - ein Lokaljournalist habe ihn angerufen und davon berichtet.

Zwei Experten der Universität in Umea fanden nun heraus, dass Haare am Körper und an der Kleidung Agneta Westlunds von einem Elch stammten; überdies wurde dort reichlich Elchspeichel entdeckt. Vermutlich hat Agneta Westlunds Hund den Elch aufgeschreckt. "Das habe ich in einem kurzen Brief erfahren", berichtete der Witwer. "Kein Wort der Entschuldigung, keine Frage, wie es mir geht. Es war ein Hexenprozess, ein Albtraum."

Die Polizei gab am Dienstag eine Pressekonferenz. Man habe keine Fehler gemacht, sagte die Staatsanwältin. Es seien eben umfassende und anspruchsvolle Untersuchungen nötig gewesen, bis man auf den Elch gekommen sei. Man habe sogar ausländische Experten herangezogen, unter ihnen einen deutschen Wildschwein-Fachmann. Ein Polizei-Techniker sagte, man habe die Elchhaare lange für Hundehaare gehalten, und man sei erst im Juni, also neun Monate nach der Tat, darauf gekommen, dass es ein Elch gewesen sein könnte. Den Witwer Ingemar Westlund hatte die Polizei nicht zu der Pressekonferenz eingeladen.

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