Moderner Robin-Hood:Banker zweigte Millionen für bedürftige Kunden ab

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Weil er mehr als zwei Millionen Euro zu Gunsten bedürftiger Kunden veruntreut hatte, muss ein ehemaliger Bankangestellter für fast drei Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Mosbach verurteilte den 45-Jährigen wegen Untreue in 168 Fällen.

Ein ehemaliger leitender Bankangestellter hat eine Millionensumme zu Gunsten bedürftiger Kunden veruntreut und muss daher für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Das Landgericht Mosbach in Baden-Württemberg verurteilte den 45-Jährigen am Donnerstag wegen Untreue in 168 Fällen.

Der Angeklagte legte vor Gericht ein umfassendes Geständnis ab: "Ich hatte Mitleid mit Arbeitslosen und sozial Schwachen und wollte ihnen helfen." Daher habe er die Gelder bestimmter Bankkunden auf Konten solcher Kunden verschoben, die an Geldmangel litten und keine Bankkredite mehr bekommen konnten.

"An Weihnachten 2005 war ich nahe daran, mir selbst etwas anzutun. Ich habe das seelisch nicht ertragen", sagte der Angeklagte. Kurz darauf informierte der Bankangestellte den Vorstand des Kreditinstituts über seine Geldschiebereien. Anfang Februar 2006 stellte er sich der Polizei.

Dank seiner Mithilfe konnten von den verschobenen 2,1 Millionen Euro etwa 1,4 Millionen Euro ausgeglichen werden. Auf dem Restschaden von derzeit etwa 640.000 Euro bleiben der Anklage zufolge nicht die Kunden sitzen, sondern die Sparkasse Tauberfranken.

"Ich habe nicht alles manipuliert"

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatte der ehemalige leitende Bankangestellte auf verschiedene Arten über das Vermögen von Kunden verfügt. Beispielsweise habe er telefonisch auf Kundenkonten zugegriffen, ohne dass Einverständniserklärungen der Kontoinhaber vorlagen. Dadurch entstand ein Schaden von etwa 767.000 Euro.

"Ich habe nicht alles manipuliert", betonte der Angeklagte. Er habe teilweise auch mit Wissen der Kunden gehandelt. Allmählich habe er aber den Überblick über seine Geldschiebereien verloren. "Im Jahr 2005 war ich nur noch damit beschäftigt, die Sache zu vertuschen."

Der Ex-Bankangestellte arbeitet derzeit als freiberuflicher Vermittler von Bausparverträgen und Versicherungen und zahlt monatlich 300 Euro an seinen früheren Arbeitgeber zurück.

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