Glanz ist oft geliehen. Die englische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin etwa verdankt einen nicht unerheblichen Teil ihrer Bekanntheit der Zeit an der Seite des französischen Nationalheiligen Serge Gainsbourg. Und so wie der Chansonnier seine Muse einst das berühmte "Je t'aime" in die Welt hauchen ließ, war auch die Frau bereit, ihren Ruhm zu teilen.
Seit 1984 gibt es die Birkin Bag von Hermès. Die Handtasche, die Jean Louis Dumas, der damalige Vorstandschef des Pariser Modehauses, eigens für Jane Birkin anfertigen ließ, wurde wegen ihres zeitlos eleganten und zugleich praktischen Designs ein irrer Erfolg. Letzteres gilt vor allem für die Birkin Croco, für die Fans mitunter sechsstellige Beträge hinlegen. Betriebswirtschaftlich gesehen ist das Täschchen ein Traum. Doch nun, nach drei ertragreichen Jahrzehnten, bringt es die Namensgeberin plötzlich um den Schlaf.
"Ich habe Hermès aufgefordert, die Birkin Croco umzubenennen", erklärte die 68-Jährige. Sie sei "alarmiert wegen der grausamen Praktiken" bei der Tötung der Krokodile. Das luxuriöse Produkt solle nicht länger ihren Namen tragen - "bis bessere Praktiken, die internationalen Normen entsprechen, bei der Herstellung dieser Tasche umgesetzt werden können".
Der Konzern reagierte schnell und mit maximaler Konzilianz. Birkins Statement habe "keinen Einfluss auf die langjährige Freundschaft", teilte Paris am Mittwoch mit. "Hermès respektiert und teilt ihre Emotionen und ist ebenso schockiert über die jüngsten Bilder."
Die Bilder. Gemeint ist ein Video der Tierschutzorganisation Peta von Krokodilfarmen in Simbabwe und Texas. In dem sechseinhalbminütigen Film (der im Netz unter dem Titel "Reptiles Killed for Their Skin" kursiert) sieht man hygienisch unhaltbare Zustände und Krokodile, die langsam und qualvoll verenden.
Laut Hermès findet derzeit eine Untersuchung in Texas statt. Der Konzern fordere von Partnerfarmen "die Einhaltung höchster Standards hinsichtlich der ethischen Behandlung von Krokodilen". Die Frage, ob es schon ein Gespräch mit Jane Birkin über die Zukunft der seit 31 Jahren nach ihr benannten Tasche gegeben hat, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.