Mode in Mailand:Triumphale Kür

Tom Ford hat der Gucci-Mode Beine gemacht. Nach 14 Jahren zeigt er nun seine letzte Kollektion unter dem Label und erntete dafür stehende Ovationen und Tränen.

Beifallsstürme, Rosenblätter, die von der Decke regnen und aus den Lautsprechern erklingt das Lied "Free" (Frei): Tom Fords Abschiedskollektion für Gucci wurde zu einem Triumphmarsch für den Texaner und der erwartete emotionale Höhepunkt der noch bis zum 1. März laufenden Mailänder Modenschauen Herbst/Winter 2004/05. "Ich bin sehr berührt, versuche aber meine Emotionen zurückzuhalten. Gucci ist ein Teil meines Lebens", sagte Ford nach seiner Show. "Traurig" sei er, sagte der gutaussehende Modestar, der wie stets mit Drei-Tage-Bart, weißem Hemd und schwarzem Smoking auftrat. Nach der Modenschau küßte Ford kurz seinen Lebensgefährten Richard Buckley, Chefredakteur von Vogue Hommes International, lief einmal über den Laufsteg - und dann stürmten Gratulanten die Bühne.

Sein Kommen und Gehen

1990 stieß er als noch relativ unerfahrener Designer zu dem damals schwer angeschlagenen Luxusunternehmen aus Florenz und formte mit einer Mischung aus Glamour und Sex eine der begehrtesten Marken der neunziger Jahre. Gescheiterte Vertragsverhandlungen mit Gucci-Mehrheitsaktionär Pinault-Printemps-Redoute (PPR) sorgen nun dafür, dass diese Erfolgsgeschichte zu Ende geht.

Über den Nachfolger wird zurzeit heftig spekuliert. Fast jeder hoch gelobte Designer war schon einmal Gespräch. So auch Dan und Dean Caten. Die kanadischen Zwillinge gehören mit ihrem Label DSquared seit einigen Saisons zu den aufregendsten jungen Designern der Mailänder Mode. Ihre Shows sind das reinste Spektakel.

Was Gucci stark macht

Alles was Gucci stark machte, steckt noch einmal in Fords letzter Arbeit. Schmale Jacken haben einen Torso aus Reptilleder und Nerz. Die hautengen Röcke betonen den Po und enden am Knie. Abends funkeln die Paillettenkleider, wird Satin geflochten und mit Seidenfransen dekoriert. Schlichte weiße Modelle liegen im Hüftbereich offen und erinnern an die Kollektion aus dem Winter 1996/97, die als eine von Fords Meisterwerken gilt. Vieles aus seiner neuen Mode ließ sich auch als Retrospektive verstehen.

Für den Herbst/Winter 2004/05 ließen sie sich von ihrer Heimat inspirieren. Zwei kanadische Mounties (Gebirgspolizisten) bewachen das einer winterlichen Berglandschaft nachempfundene Bühnenbild, die Models fahren im Schlitten hinunter auf den Laufsteg. Baseballkappen mit Fellbesatz, rote Strickkleider mit Elchmotiven, schmale Hosen, Minis im Holzfäller-Karo und Jeans-Spenzer mit Schößchen und Pelzdetails lassen das Herz ganz junger Frauen höher schlagen. Der originellste Einfall: ein tief dekolletiertes Seidenkleid kombiniert mit Bergsteiger-Seilen.

Endgültig letzte Abschied kommt noch

Der letzte Abschied war die Show in Mailand allerdings noch nicht: Am 7. März zeigt Ford bei den Prêt-à-porter-Schauen in Paris noch seine allerletzte Kollektion für Yves Saint Laurent Rive Gauche, ebenfalls Teil der Gucci-Gruppe. Welche Richtung der Designer dann einschlägt, ist seit Wochen Gegenstand von wuchernden Spekulationen in der Modewelt. Gucci-Direktor Domenico de Sole, der die Gruppe ebenfalls im April verläßt, sagte am Abend nur lächelnd: "Ich habe Arbeit bis April."

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