Missbrauch:Verkauft

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Lee Kaplan soll eine 14-Jährige regelrecht gekauft haben. (Foto: AP)

Ein Vater in den USA soll seine 14-jährige Tochter einem Fremden gegeben haben, damit dieser seine Schulden tilgte. Bei ihm wurde die Tochter jetzt entdeckt - und elf weitere Mädchen. Die Polizei steht in der Kritik.

Von Jana Stegemann, München

Bevor Daniel Stoltzfus aus dem US-Bundesstaat Philadelphia seine 14-jährige Tochter einem 47-jährigen Mann überließ, informierte er sich im Netz, ob es legal sei, ein Kind "zu verschenken". Seiner Familie mit elf Kindern habe 2012 die Zwangsvollstreckung der Farm gedroht, sagt Stoltzfus heute. "Aus heiterem Himmel" sei damals ein Mann aufgetaucht, der sie "vor dem Ruin bewahrt" habe. Laut der Zeitung The Philadelphia Inquirer gehörte die Familie zu diesem Zeitpunkt der streng christlichen Religionsgruppe der Amish an. Von der Gemeinde hatte sich Stoltzfus 300 000 Dollar geliehen. Der Mann, Lee Kaplan, bezahlte die Schulden und nahm die 14-jährige Tochter der Familie mit, "als Gegenleistung".

Drei Jahre später befreite die US-Polizei am vergangenen Donnerstagabend nicht nur die Tochter der Stoltzfus-Familie aus dem Haus Kaplans in der Kleinstadt Feasterville, sondern mit ihr elf weitere Mädchen. Die heute 18-jährige Tochter aus der Familie Stoltzfus sagte der Polizei, sie und Kaplan hätten zwei gemeinsame Töchter im Alter von drei Jahren und sechs Monaten. Wer die Eltern der anderen neun Mädchen sind, ist noch nicht bekannt. Die Polizei, die durch den Tipp einer Nachbarin auf das Haus in einer Arbeitersiedlung aufmerksam wurde, spricht von "einer der bizarrsten Situationen, die wir je erlebt haben".

Die Polizei steht dabei selbst in der Kritik. Immer wieder wollen Nachbarn sich in den vergangenen Jahren gemeldet haben. Die Verdachtsmomente hätten für einen Durchsuchungsbefehl jedoch nicht ausgereicht, hält die Behörde dagegen. "Die Nachbarn haben nichts von sexuellem Missbrauch gesagt", sagte ein Sprecher: "Was wollen sie gemeldet haben? Dass sie Amish People gesehen haben?" Die Nachbarin von gegenüber gab nicht auf. Jen Betz zeigte bei der Kinderfürsorge einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch an. Wieder und wieder habe sie gesehen, wie Kaplan mit dem Mädchen Hand in Hand die Straße entlangspazierte, "wie mit einer Ehefrau, das hat mich verrückt gemacht".

Lee Kaplan sitzt nun in Haft, gegen ihn wird wegen sexuellen Missbrauchs in mindestens einem Fall ermittelt. Daniel und Savilla Stoltzfus wurden ebenfalls verhaftet. Der Vater muss sich unter anderem wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch verantworten, seiner Frau wird Gefährdung des Kindeswohls vorgeworfen. Ihre Kaution wurde jeweils auf eine Million Dollar festgesetzt. Die zwölf Mädchen befinden sich derzeit in staatlicher Obhut. Die Spurensicherung in Kaplans Haus dauere an, Leichenspürhunde seien ebenfalls im Einsatz.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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