Minu Baratis erste Kinoproduktion:Dem Fischer seine Frau

Feinstes Stöffchen für die bunten Blätter liefert ihre Ehe mit Ex-Vizekanzler Joschka Fischer. Doch Minu Barati mag es nicht, auf ihren Gatten angesprochen oder reduziert zu werden. Jetzt startet sie als Filmproduzentin durch. Unsere Autorin hat die 36-Jährige in Berlin getroffen - und sich mit ihren Fragen auch auf vermintes Gebiet gewagt.

Claudia Fromme

Wenn man Minu Barati trifft, hat man viele Erwartungen. Dass einem nach der Begrüßung die Hand ein wenig schmerzt, gehört nicht dazu. Minu Barati, 36, hat einen festen Händedruck, nicht unangenehm, aber doch insofern überraschend, da ihre Hände schmal und feingliedrig sind, sorgfältig manikürt, und eher den in Gesellschaftskreisen üblichen Puddinggriff erwarten lassen. Sie hat einmal als Handmodel gearbeitet, sagt sie. In der Schulzeit war das, ein nettes Taschengeld habe sie dafür bekommen.

MBFW A/W 2010: Rena Lange Fashion Show

Sie trägt Rolex, High Heels und schätzt die gleichen Designer wie Kati Witt und Verona Pooth: Minu Barati als Gast einer Fashion Show in Berlin.

(Foto: Getty Images)

Ihre Hände ruhen nun auf einem Tisch im Café Datscha in Friedrichshain, fast regungslos das ganze Gespräch über, und man kommt nicht umhin, sie anzusehen, auch, weil sie nicht recht zum Interieur mit Gebrauchtmöbeln und Gläsern voll sauer eingelegter Zwiebeln und Chilis passen wollen. Eine goldene Rolex trägt Barati, zwei goldene Ringe mit funkelnden Steinen, einen schlichtgoldenen Ring. Ihren Ehering.

Seit 2005 ist sie mit Joschka Fischer, 64, verheiratet, früher grüner Außenminister, heute Berater. Für Barati, die gerade als Filmproduzentin debütiert, ist es die zweite Ehe, für Fischer die fünfte. Seither sind die Flakscheinwerfer des Boulevard auf sie gerichtet. Schönheit trifft Macht, feinstes Stöffchen für die bunten Blätter.

Vermintes Gelände

In Bunte und Gala steht bei ihr immer das Anhängsel "die fünfte Frau von Joschka Fischer" oder "die junge Frau von Joschka Fischer". Nervt das? Frau Fischer hebt gefährlich die Augenbrauen. Und für Fotos von Bussel-Events ist der Satz reserviert: "Minu Barati ohne ihren Mann Joschka Fischer." Frau Fischer lacht nun sehr laut.

Sie nimmt Haltung an, wenn es um ihren Mann geht, vermintes Gelände, schon klar. Der Berliner Medienanwalt Christian Schertz steht ihr gern zur Seite. Aber nun lacht sie.

Dass sie allein über die Hauptstadtpartys zieht? Ja und? "Wir sind ja nicht zusammengewachsen." Sowieso dürfe bei ihnen zu Hause jeder nach dem Lustprinzip verfahren, wo er hingeht und wo nicht. "Oft werden bei Events der Filmbranche am Rande geschäftliche Dinge besprochen. Da wäre es wahrscheinlich eher hinderlich, wenn mein Mann dabei wäre." Auf ihrer Agenda: New Faces Award, Lola-Party, Berlin Fashion Week, Styling beim Promifriseur Shan Rahimkhan.

Aber es schadet nicht, wenn Fischers Name mitschwingt, oder? Die Brauen heben sich wieder. Dann schüttelt Minu Barati-Fischer den Kopf. "Im Gegenteil", sagt sie. Die Aufmerksamkeit, die ihr dadurch zuteil wurde, habe es ihr nicht einfacher gemacht. "Bei der Arbeit hinter der Kamera ist das befremdlich für die Leute, wenn man so unter Beobachtung steht." In den Gremien der Filmförderungen interessiert Klatsch nur bedingt. Und nicht alle finden Frauen wohlsituierter Ex-Politiker zwingend förderwürdig.

An Filme denkt lange keiner

Am Donnerstag kommt ihre erste Produktionsarbeit ins Kino. "Ausgerechnet Sibirien" heißt der Film, und er ist eine charmante Komödie. Joachim Król spielt darin einen Modeversandhandelslogistiker aus Leverkusen, der sich in Sibirien in eine schurische Kehlkopfsängerin verliebt und den Biedermann abstreift. Er macht das so reduziert und versponnen vor endloser Naturkulisse in Sibirien, dass es einen seltsam anrührt. Der Film schrammt zuweilen nah am Klischee der edlen Wilden, bevor es aber zu arg wird, läuft ein Schamane mit Laubsauger durchs Bild.

Barati hat am Drehbuch mitgeschrieben und ihn mit ihrer Produktionsfirma Jooyaa betreut. Zwei Jahre hat sie mit ihrer Geschäftspartnerin Skady Lis daran gearbeitet, 3,4 Millionen Euro gesammelt, Filmförderungen überzeugt und Joachim Król, der nichts dagegen hat, wie er sagt, mit Anfängern zu arbeiten.

Minu Barati sagt, dass ihr die Idee mit Sibirien so gut gefallen habe, weil der Film damit überrascht. "Bei Sibirien denken alle immer an Krieg und Gulag und Schnee." An Sommer denke da keiner. Bei Minu Barati denken viele immer an ihren Mann. An Filme denkt lange keiner.

Empfindet sie es nun als Genugtuung, dass ihr erster Film ins Kino kommt? Vorher hat sie lediglich kleinere Jobs hinter der Kamera erledigt. "Ich wünsche mir sehr, in der Branche Anerkennung zu bekommen", sagt Barati, die an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin Produktion studiert hat. Die Reaktionen der bisherigen Zuschauer auf den Film seien jedenfalls sehr positiv.

Grenzüberschreitungen werden nicht akzeptiert

Über Fischer und seine Frau war lange wenig bekannt, es war auch nicht ratsam, über sie zu berichten. Bei der Hochzeit 2005 in Rom war zum Beispiel das Menü tabu. Wer übers Essen schrieb, bekam Post vom Anwalt. "Sie mögen das lächerlich finden", sagt Barati. "Aber es gibt Situationen, in denen man sich besser gegen alles erwehrt, um klar zu machen, dass nicht jede Grenzüberschreitung akzeptiert wird."

Die Scheu vor den Kameras scheint inzwischen gewichen, ausgiebig posiert sie auf den roten Teppichen der Hauptstadt, und es gibt Menschen, die sagen, dass es mit ihr fast ist wie mit dem Hasen und dem Igel: Immer, wenn man in Berlin auf eine Party geht, ist Minu Barati schon da.

Sie plaudert über Filme und Mode, sie redet wenig über Privates. Man weiß, dass der Kanarienvogel ihrer Oma Joschka hieß, weil er schimpfte wie der Fischer. Sie war Waldorfschülerin, machte Abitur am Privatgymnasium, und lange war es ihr größter Traum, sagt sie, in einer Reihenhaussiedlung zu wohnen, um zu sein, wie alle. Heute lebt sie mit Mann und Tochter Shirin, 16, die aus ihrer ersten Ehe stammt und die sie allein großgezogen hat, im feudalen Grunewald.

Schon ein anderer Planet, eine Villa dort, oder? Sie knipst ihr Sphinx-Lächeln an. Anderes Thema bitte.

Zu Hause waren oft Regimekritiker zu Gast

Dass sie in privaten Dingen so strikt ist, mag auch daran liegen, dass sie weiß, wie es ist, wenn Freiheit beschnitten wird. Sie ist die Tochter einer deutschen Lehrerin und Mehran Barati. Der ist eine mächtige Stimme der iranischen Opposition im Exil. Politik war immer ein Thema zu Hause, oft waren Regimekritiker zu Gast. Es war eine gefährliche Zeit für ihren Vater, später lebte er unter Polizeischutz. Nur durch Zufall wurde er 1992 nicht Opfer des Attentats im griechischen Restaurant Mykonos in Berlin, bei dem vier Menschen starben. Das Treffen von acht Oppositionsführern wurde kurzfristig verlegt, Barati nicht informiert. Der Stuhl, auf dem er sitzen sollte, war von Kugeln durchsiebt. Auftraggeber: der iranische Geheimdienst.

Minu Barati war damals 16. Sie redet nicht gern darüber, sagt nur: "Das war ein schlimmer Tag für viele Menschen." Aber es sei auch so, dass der harte Kurs der deutschen Justiz gegen die Drahtzieher die Anschlagsserie in Europa beendet habe. Sie war einmal in Iran, als Kind, und sie möchte wieder dahin, auch, weil Verwandte in Teheran leben. Aber als Tochter eines Oppositionellen sei das keine gute Idee.

Diskutieren ihr Mann und ihr Vater über Politik? "Ja, natürlich." Diskutieren Minu Barati und Fischer über Politik" "Ja, natürlich." Sind Sie einer Meinung? "Natürlich nicht." Auch als er noch aktiv in der Politik war? "Ja, natürlich." Haben Sie je Joschka gewählt? "Ich spreche nicht darüber, was ich wähle." Nächste Frage, bitte. Vielleicht mal nichts mit Politik?

"Ich liebe schöne Sachen"

Auf dem Sofa gegenüber sitzt ein langhaariger Abenteurer, er redet pausenlos in sein Handy und dazwischen lächelt er Minu Barati an. Sie lächelt zurück. Andere Gäste tuscheln. So ist das oft, wenn sie irgendwo auftaucht, egal, ob in einfachen Cafés oder den Epizentren der Hauptstadtgesellschaft, also Restaurants wie dem Grill Royal oder Borchardt. Sie scheint die Inszenierung zu lieben. In einer Stadt, die für T-Shirts und Jeans steht, setzt sie auf Robe und High Heels. Der Münchner Merkur nannte sie einmal eine Stilikone.

"Ich liebe schöne Sachen, ich finde da auch nichts Frevelhaftes dabei", sagt Barati, die ein schwarzes Kleid trägt und einen braunen Pullover. Abends ist sie oft in Mode von Unrath & Strano zu sehen. Die Vorliebe für die Berliner Designer mit ihren asymmetrischen Kaskadenschnitten, die nicht jeder Figur schmeicheln, teilt sie mit Kati Witt und Verona Pooth. Designer Klaus Unrath ist ein Freund von Barati, "er leiht mir seine wunderschönen Abendkleider für Events, ich kaufe aber auch viel". Kleid gegen PR, so geht das.

Beim Dreh, bei dem sie 4000 Kilometer durch Niemandsland juckelte, spielte das alles keine Rolle. Da habe sie Trekkingschuhe und Outdoorkleidung getragen, die sei schrecklich, aber eben nötig. Der nächste Dreh soll bald folgen. Sie arbeite jetzt an einem Film mit Danis Tanovic, dem bosnischen Regisseur, der für "No Man's Land" einen Oscar bekam.

Dass sie eine Komödie produziert habe, schließe ja nicht aus, sich dann mit einem schweren Thema zu beschäftigen, sagt sie, mit einem Stoff, der Fragen aufwirft und der eine politische Haltung einnimmt.

Sie will sich nicht einordnen lassen. Nicht einmal von ihrem Mann. Der durfte den Film erst bei der Premiere sehen.

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