Mexiko:USA wollen Drogenboss "El Chapo" vor Gericht stellen

"El Chapo" soll für den Tod Tausender Menschen in den USA verantwortlich sein. Nun soll dem berüchtigten Drogenboss auch dort der Prozess gemacht werden. Dahinter steckt wohl auch Misstrauen der US-Behörden gegenüber den mexikanischen Kollegen.

Der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán sieht nach seiner Festnahme einer langjährigen Gefängnisstrafe entgegen - allerdings offenbar keinem Verfahren wegen Mordes. Aus Kreisen des mexikanischen Justizministeriums hieß es, Guzmán werde zunächst den Rest seiner 20-jährigen Haftstrafe verbüßen müssen. Der Drogenboss saß bereits acht Jahre im Gefängnis Puente Grande von Jalisco, bis ihm 2001 die Flucht gelang. Darüber hinaus müsse er sich wohl wegen Drogenschmuggels, illegaler Finanzgeschäfte, organisierten Verbrechens und des Besitzes von Militärwaffen verantworten, hieß es.

Noch ist allerdings unklar, wo Guzmán der Prozess gemacht wird. Die Behörden in den USA würden einen Auslieferungsantrag vorbereiten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft von New York dem US-Sender CNN. Sowohl in New York als auch in anderen Bundesstaaten sind mehrere Verfahren gegen den Chef des Sinaloa-Kartells anhängig.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im US-Repräsentantenhaus, Michael McCaul, unterstützt das Vorhaben. Es gebe Korruption in Mexiko und Guzmán sei bereits einmal aus einem mexikanischen Gefängnis geflohen, sagte er im Fernsehsender ABC. In den USA könne sichergestellt werden, dass er hinter Gittern bleibe.

USA an Festnahme von "El Chapo" beteiligt?

Nach jahrelanger Flucht war Guzmán am Samstag im Westen Mexikos festgenommen worden. Er soll tonnenweise Kokain in die USA geschmuggelt haben und für den Tod Tausender Menschen verantwortlich sein. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (etwa 3,8 Millionen Euro) ausgesetzt.

Guzmán befindet sich derzeit im Hochsicherheitsgefängnis Altiplano im Bundesstaat México. Auch sein Bruder Miguel Ángel Guzmán und weitere ranghohe Kartellbosse sitzen in der Haftanstalt nahe der Hauptstadt ein.

Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 mehr als 80.000 Menschen getötet. Für den mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto ist die Festnahme von "El Chapo" ein großer Triumph.

Linktipp: Lesen Sie in diesem Porträt von SZ-Korrespondent Peter Burghardt, wie "El Chapo" vom Bauernsohn zum "öffentlichen Feind Nummer eins" wurde und wie der berüchtigte Drogenboss schließlich gefasst wurde.

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