Merkel in der Analyse:Das Jahr der Kanzlerin

Sie steht immer im Mittelpunkt: Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde auch im Jahr 2007 auf Schritt und Tritt begleitet, ihr politisches Handeln analyisert und kommentiert. Ein Überblick.

12 Bilder

Merkel, Zitate, Kommentare

Quelle: SZ

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Januar

"Die Zeiten des einen, alle überragenden Großparteichefs und Regenten sind vorbei. Diese Statur hat weder Angela Merkel in der CDU noch gar Kurt Beck in der SPD. Erfahrungsgemäß braucht es für eine solche Modernisierung einen schmerzlichen, manchmal chaotischen Abschied vom Alten."

(Kurt Kister über die Eigenschaften Angela Merkels als CDU-Chefin, SZ vom 19.1.2007)

Foto: Angela Merkel mit Altkanzler Helmut Kohl auf einem Archivfoto, dpa

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Quelle: SZ

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Februar

"Willkommen im nahöstlichen Chaos, im verworrenen politischen Knäuel aus Staaten, Völkern, Religionen und Interessen. Auch Angela Merkel ist nun angekommen im Reich von 1001 Friedensplänen, aus denen nichts geworden ist.

Die Kanzlerin ist neu in diesem Geschäft, jünger auch als die meisten ihrer Gesprächspartner. Sie reist mit der Zuversicht, die Novizen stets zu eigen ist, mit einer vorsichtigen, aber unüberhörbaren Hoffnung, dass es diesmal etwas werden könnte, nicht unbedingt wegen ihr, aber doch wegen der Umstände."

(Nico Fried über Angela Merkels Auslandsreisen in den Nahen Osten, SZ vom 6.2.2007)

Foto: Angela Merkel mit Prinz Chalifa, dpa

Merkel

Quelle: SZ

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März

"Frau Merkel sitzt in ihrem Stübchen und bastelt an der Berliner Erklärung - allein. Darf sie das? Sie darf das. Man muss ihr sogar dankbar dafür sein. Der Qualität dieses politischen Textes über Gegenwart und Zukunft der Europäischen Union kann es nur gut tun, wenn nicht Tausende Interessenvertreter und andere Wichtigtuer in seine Entstehung hineinpfuschen."

(Martin Winter über Merkels Berliner Erklärung, die sie in ihrer Eigenschaft als EU-Ratspräsidentin verfasste, SZ vom 23.3.2007)

Foto: dpa

Merkel

Quelle: SZ

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April

"Im Kreis der Kollegen Ministerpräsidenten ist man sich freilich weitgehend einig, dass Oettinger einen Fehler gemacht hat. Haarsträubend, da müsse man gar nicht drüber reden, heißt es gar aus dem Umkreis einzelner Parteigranden. Und so scheint es auch keinen besonders zu irritieren, wie schnell und deftig die Parteichefin Angela Merkel den Regierungschef aus dem Südwesten öffentlich gerügt hat.

Merkels schnelle Reaktion war für sie ungewöhnlich. Sonst ist sie bekannt dafür, gern lange zu beobachten, welche Richtung eine Diskussion nimmt."

(Bernd Dörries und Jens Schneider über Merkels Verhalten in der Causa Oettinger. Der baden-württembergische Ministerpräsident hatte in seiner Trauerrede behauptet, der ehemalige Ministerpräsident Hans Filbinger sei ein Gegner der Nationalsozialisten gewesen. Filbinger hatte als Marine-Richter kurz vor Kriegsende an Todesurteilen mitgewirkt, SZ vom 17.4.2007)

Foto: Merkel mit Oettinger, dpa

Merkel, Heiligendamm, AFP

Quelle: SZ

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Mai

"Die Parole für Heiligendamm kann also nur heißen: abspecken. Was nutzt das Spektakel, wenn alle Teilnehmer vor und hinter dem Zaun enttäuscht sind? Gerade in Deutschland, wo die Außenpolitiker so perfekt planen und die Kritiker so anstrengend gerecht sein wollen, wird es Zeit für einen Schuss Realismus. Die G 8 sind nicht der Verein zur Rettung der Welt, und Angela Merkel nicht die Herbergsmutter für schmusebedürftige Staatenlenker. Heiligendamm ist inzwischen vor allem ein Symbol. Leider."

(Stefan Kornelius zu Angela Merkels Rolle beim G8-Gipfel in Heiligendamm, SZ vom 26./27.5.2007)

Foto: Angela Merkel mit den Staats- und Regierungschefs der G 8, AFP

Merkel, Klimaschutz

Quelle: SZ

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Juni

"Gemessen an der Schwerfälligkeit der Staatengemeinschaft aber ist Angela Merkel in Heiligendamm einiges gelungen. Sie hat die größten Kohlendioxid-Schleudern der Welt dazu gezwungen, Stellung zu beziehen. Ein großer, behäbiger Tanker hat an der Ostsee begonnen, den Kurs zu korrigieren. Jetzt muss er Fahrt aufnehmen."

(Michael Bauchmüller zur Klimapolitik der Kanzlerin, SZ vom vom 8.6.2007)

Foto: Angela Merkel am Nordpol, dpa

Merkel, Schäuble

Quelle: SZ

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Juli

"So ganz neu ist es nicht, dass Angela Merkel den Bundeswehreinsatz im Inland verlangt; sie hat das auch als Kanzlerkandidatin schon getan, also im Wahlkampf. Als Kanzlerin hat sie sich bisher zurückgehalten. Wenn sie diese Zurückhaltung nun aufgibt und ihrem Innenminister Schäuble beispringt, der schon seit Jahr und Tag den Einsatz von Soldaten zur Terrorbekämpfung nicht nur am Hindukusch, sondern auch in Hindelang fordert, dann heißt das: Es beginnt, lang vor der Zeit, der Wahlkampf."

(Heribert Prantl zu Merkels Haltung in der Diskussion um Inlandseinsätze der Bundeswehr, SZ vom 3.7.2007)

Foto: Merkel und Innenminister Schäuble, ddp

Merkel, Meseberg

Quelle: SZ

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August

Angela Merkel ist in Meseberg ihrem Führungsstil treu geblieben. Der zeichnet sich zum einen aus durch die präsidiale Moderation: Nichts von dem, was beschlossen wurde, trägt originär die Handschrift der Kanzlerin. Ihr Verdienst liegt eher darin, die schwelenden Konflikte vorerst beruhigt zu haben.

(Nico Fried zu Merkels Handeln bei der Kabinettsklausur in Meseberg, SZ vom 24./25.8.2007)

Foto: Merkel mit Kabinettskollegen bei der Kabinettsklausur in Meseberg, dpa

Merkel, Beck

Quelle: SZ

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September

Merkel hingegen befehligt ein Schiff, auf dem mancher von Meuterei träumt, das aber derweil kapert, was ihm in die Quere kommt. Frauenpolitik, Klimaschutz, Menschenrechte, Meinungsfreiheit - Angela Merkel erweitert den Angebotskatalog der CDU und leitet das kess vom Wesenskern der C-Partei ab: Bewahrung der Schöpfung (Klima der Welt), christliches Menschenbild (Menschenrechte in China), Freiheit (der Frau mit Kind und Arbeit).

Bei Merkel gibt es All-In-One, SPD, Grüne und CDU in einer Partei. Edmund Stoiber hat recht, wenn er zu seinem Abschied insinuiert, diese Merkel-Partei könne nicht mehr in drei Sätzen sagen, wofür nur sie steht und wofür man gerade sie braucht.

(Christoph Schwennicke über die Neuausrichtung der CDU unter der Parteichefin Angela Merkel, SZ 25.9.2007)

Foto: Angela Merkel und Kurt Beck, dpa

Merkel

Quelle: SZ

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Oktober

Die Kanzlerin steckt in einer Falle. Es ist eine Falle, die Angela Merkel sich selbst gestellt hat. Der Streit um das Arbeitslosengeld I ist nur ein Beispiel für diese selbstverschuldete Notlage. Seit einem halben Jahr arbeitet die CDU-Chefin an ihrem neuen, sozialeren Image.

Mit ungewohnt lieblichem Gestus versucht sie, eine Wärme auszustrahlen, die die kühle Reformerin des Leipziger Parteitags vergessen machen soll. Sie wirbt für eine Gesellschaft, in der keiner zurückgelassen wird. Sie verspricht "Teilhabe für alle''. [...] Merkels Dilemma ist nur, dass die Wohlfühl-Rhetorik durch nichts unterfüttert ist."

(Jens Schneider zu Angela Merkels Sozialpolitik, SZ vom 11.10.2007)

Foto: Reuters

Merkel

Quelle: SZ

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November

"Im Zirkus gibt es manchmal Clowns, die wild mit ihrer furchterregenden Pistole herumfuchteln. Wenn sie aber abdrücken, dann kommt vorne doch nur ein rotes Fähnchen heraus. Aufschrift: 'Peng'. Kinder lachen dann meistens. Genau diesen Effekt hat gestern Kanzlerin Angela Merkel erzielt."

(Thorsten Denkler zu Merkels Haltung beim Thema Post-Mindestlohn, sueddeutsche.de am 13.11.2007)

Foto: Reuters

Merkel, Parteitag

Quelle: SZ

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Dezember

"Die Politik der Mitte soll auch eine Politik der Verlässlichkeit sein. Kurs halten, keine Kapriolen, so lauteten Merkels Schlüsselbegriffe. Eine solche Politik entwickelt aber keinen großen Ehrgeiz mehr, außer den, vor Wahlen möglichst niemanden zu verstören. Sie vermeidet jedes Risiko und macht aus Gestaltung Verwaltung. Politik der ruhigen Hand hieß das einmal bei einem Bundeskanzler, der auch glaubte, einen Großteil seiner Aufgaben erledigt zu haben und an diesem Irrtum später schwer zu leiden hatte."

(Nico Fried zu Merkels Rede beim CDU-Parteitag in Hannover und ihrer propagierten "Politik der Mitte", SZ vom 4.12.2007)

Foto: Merkel beim Bundesparteitag in Hannover, AP

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