China:Schlag gegen Kinderhändler

Bei landesweiten Razzien in China sind 1094 Verdächtige wegen des Verdachts auf Menschenhandel festgenommen worden. Jährlich werden dort Zehntausende Kinder gestohlen. Die Ermittler kamen den Händlern über verdächtige Webseiten auf die Spur.

Die chinesische Polizei hat vier Kinderhändlerringe zerschlagen und 382 Babys befreit. Bei den landesweiten Razzien wurden 1094 Verdächtige festgenommen, teilte das das Ministerium für Öffentliche Sicherheit in Peking mit. Unklar ist, ob die geretteten Säuglinge wieder an ihre Eltern zurückgegeben wurden.

Bei den koordinierten Aktionen wurden in den vergangenen anderthalb Wochen in 27 Provinzen ermittelt. Die Verdächtigen sollen bereits am 19. Februar überführt worden sein. Sie werden beschuldigt, mit Babys gehandelt und dafür illegale Internetbörsen errichtet zu haben.

Auf die Spur kamen die Ermittler den Kinderhändlern durch eine Reihe von verdächtigen Adoptions-Websites im Internet, die als Tarnung für Kinderhandel dienten. Die Schleuserbanden hätten ihre Aktivitäten zunehmend ins Netz verlagert, was die Ermittlungen der Polizei zunächst erschwert habe, schrieb die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Insbesondere der Handel mit Jungen floriert in China.

Erben kaufen statt zeugen

Schätzungen zufolge werden in China jährlich zehntausende Kinder gestohlen. Die Adoptionsregeln für kinderlose Paare sind in der Volksrepublik sehr weit gefasst, dadurch haben Kinderhändler leichtes Spiel. Experten machen jedoch auch Pekings Ein-Kind-Politik für das Problem verantwortlich: Da viele Familien unbedingt einen männlichen Erben wollten, kauften sie sich einen oder seien umgekehrt schnell bereit, Töchter gegen wenig Geld wegzugeben. Zwar wurde die Ein-Kind-Politik im vergangenen Jahr leicht gelockert, doch dürfen die meisten Eltern nach wie vor nur ein Baby bekommen.

China veröffentlicht keine Zahlen zu gestohlenen Kindern. Nach Behördenangaben wurden jedoch in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres allein 24 000 Kinder aus den Händen von Kinderhändlern befreit.

Im vergangenen Monat war eine Hebamme wegen des Diebstahls von sieben Neugeborenen zur Todesstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Laut Gericht hatte sie den Eltern der Babys vorgegaukelt, die Kinder seien tot oder krank, damit sie diese weggaben.

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