Medien:Hereinspaziert

Medien: Eine ganz normale Familie: Die Kellys vor der Presse.

Eine ganz normale Familie: Die Kellys vor der Presse.

(Foto: Ha Kyung-min/AP)

Robert Kelly ist eigentlich Asien-Experte in Pusan. Dann gab er der BBC ein Interview via Skype, live. Anschließend wurde die Familie berühmt, und die Kellys mussten eine Pressekonferenz geben. Mit ihren zwei Kindern.

Von Tim Niendorf

Es ist ein surrealer Moment an diesem Mittwoch. Der Politikprofessor und Asien-Experte Robert Kelly gibt eine Pressekonferenz in der südkoreanischen Universität Pusan, wo er unterrichtet. Neben ihm: seine Frau Kim Jung-A und seine zwei Kinder, Süßigkeiten lutschend. Kelly will etwas klarstellen. Es gab nämlich Reaktionen auf ein Interview, das er mit der BBC führte. Viele Reaktionen. Und Zigmillionen Klicks im Internet.

Das Video dauert 43 Sekunden. Kelly sitzt zu Hause, er spricht mit der BBC via Skype, live, da tänzeln seine Tochter und bald darauf sein Sohn herein. Der Vater versucht, die Tochter wegzuschieben, sie bleibt aber im Bild. Dann kommt seine Frau, packt die Kinder, zieht sie hinaus und schließt, auf dem Boden kniend, die Tür. Stunden später sind die Kellys berühmt. Es ist, als hätten alle einer Zaubervorführung zugesehen, bei der dem Magier plötzlich die Karten aus dem Ärmel rutschten: die Illusion von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von Kindern und Professionalität - einfach dahin.

Da ist zunächst das verheißungsvoll klingende Wort "Homeoffice": Einerseits kann man von zu Hause prima arbeiten, das Internet macht es möglich, andererseits lauern nirgends so viele Unwägbarkeiten wie dort. Die meisten Internetnutzer waren dementsprechend amüsiert. Andere, das bleibt nicht aus, brodelten, weil Kellys südkoreanische Frau am Anfang für eine Nanny gehalten wurde, was anzunehmen natürlich rassistisch sei, nicht jede hereinstürmende Frau sei ja Babysitterin. Wieder andere meinten, den Kindern wurde wehgetan.

43 Sekunden im Leben der Kellys, in denen jeder sah, was er sehen wollte.

Die Pressekonferenz der Kellys muss also als Reaktion auf die Reaktionen betrachtet werden. "Wir sind eine ganz normale Familie", sagte Robert Kelly. Zwei Kinder seien manchmal eine Menge Arbeit; den Kindern gehe es aber gut. Und das Gerücht, er habe keine Hose getragen und sei deshalb nicht aufgestanden? Doch, doch, er habe eine getragen.

Seine Frau kann die Rassismusdebatte übrigens nicht verstehen. "Ich hoffe, die Menschen genießen das Video einfach, anstatt sich zu streiten", sagte sie, natürlich, der BBC.

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