Interview zur "Me Too"-Debatte:Makatsch: Die "Me Too"-Debatte ist zu aufgeheizt

Schauspielerin Heike Makatsch bei den Filmfestspielen in Berlin 2017.

Heike Makatsch hält die "Me Too"-Debatte für wichtig. Doch der Ton gibt ihr mitunter zu denken.

(Foto: picture alliance/AP Images)

Die Schauspielerin hofft, dass die Diskussion um Machtverhältnisse und sexuelle Übergriffe die Gesellschaft verändert. Im SZ-Interview warnt sie aber auch vor einer "Meinungsdiktatur".

Die Schauspielerin Heike Makatsch hält die aktuelle "Me Too"-Debatte für zu aufgeheizt. "Es kommt mir so vor, dass gerade jeder differenziertere Gedanke zum Thema, der vielleicht auch mal eine Ambivalenz benennt oder sogar eine Lanze bricht für die Gegenseite, so an den Pranger gestellt wird, dass es fast schon etwas von einer Meinungsdiktatur hat", sagte Makatsch im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Der US-Produzent Harvey Weinstein, an dem sich die Debatte um Übergriffe im Showgeschäft entzündet hatte, sei "nicht typisch oder stellvertretend für Männer in einer Machtposition", Weinstein sei offenbar vielmehr "ein Serienvergewaltiger, ein Psychopath. Im Kern der Sache geht es aber um etwas viel Größeres: es geht um die Ausnutzung von Machtverhältnissen."

2001 drehte Makatsch selbst mit Dieter Wedel, dem deutschen Regisseur, dem Schauspielkolleginnen sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung vorwerfen. In "Die Affäre Semmeling" spielte sie die Ehefrau der Hauptfigur Sigi Semmeling. Zu Wedel und der "Me Too"-Debatte hat sie sich bislang nicht geäußert, nun sprach sie mit SZ-Autorin Johanna Adorján, mit der Makatsch seit vielen Jahren befreundet ist, über das Klima, das durch "Me Too" in der Gesellschaft ihrer Meinung nach entsteht, über den veränderten Umgang mit Kunst und darüber, was sie in der Debatte vermisst.

Nahezu jede Frau kenne das ja, sagte Makatsch der SZ, "dass man anders wertgeschätzt wird als männliche Kollegen". Grundsätzlich hoffe sie, dass sich das Gesellschaftssystem, in dem es überhaupt erst zu Abhängigkeiten und Machtgefällen komme, verändere. "Es braucht am Ende all das Aufschreien und den Tumult, damit vollkommen selbstverständlich ist, dass Frauen in jeder Lebenslage der gleiche Respekt entgegen gebracht wird wie Männern."

Die Frage sei aber, was es für die Kunst bedeute, "dass so viele Männer im Kulturbetrieb schuldig gesprochen werden". Sie heiße es selbstverständlich nicht gut, "wenn ein Regisseur Frauen erniedrigt, ich meine aber schon, dass es Künstlerpersönlichkeiten gibt, mit denen die Arbeit nicht immer ein Vergnügen ist. Und das sind oft die Interessanteren."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: