Massenmord in serbischem Dorf:Amoklauf eines Kriegsveteranen schockiert Serbien

Er lief Amok, als alle schliefen: Ein 60 Jahre alter Kriegsveteran hat nahe Belgrad zwölf Erwachsene und ein Kleinkind erschossen. Polizeiangaben zufolge versuchte er, auch seine Frau und sich selbst zu töten.

Ein 60 Jahre alter Mann hat in der Nacht bei einem Amoklauf in Serbien 13 Menschen erschossen. Seine Frau und sich selbst verletzte der Schütze lebensgefährlich. Wie die Polizei mitteilte, wurden sechs Männer und sechs Frauen sowie ein zweijähriges Kind Opfer der Bluttat im Dorf Velika Ivanča, etwa 50 Kilometer südlich von Belgrad.

Der Mann habe um 4:30 Uhr morgens zunächst in seinem Haus seinen Sohn mit einem Schuss in den Kopf getötet, berichtete Serbiens größte Zeitung Blic in ihrer Onlineausgabe. Dann habe er seine Ehefrau schwer verletzt. Anschließend soll der Mann vier Häuser in seiner Nachbarschaft aufgesucht und zwölf weitere Menschen im Schlaf erschossen haben. Auch dabei handelte es sich Polizeiangaben zufolge um Verwandte.

"Eine solche Tragödie haben wir in Serbien noch nicht erlebt", sagte Polizeichef Milorad Veljovic. "Wir müssen herausfinden, was den Mann dazu getrieben hat, so viele Menschen umzubringen, während sie schliefen." Der Täter hätte demnach weiter gemordet, wenn er nicht von einer alarmierten Polizeistreife daran gehindert worden wäre. Stattdessen richtete er die Waffe jedoch gegen sich selbst. Der Täter und seine Frau wurden schwer verletzt in ein Belgrader Krankenhaus eingeliefert. Beide befinden sich den behandelnden Ärzten zufolge in Lebensgefahr.

Bewohner des Dorfs Velika Ivanča zeigten sich angesichts der Tat fassungslos. Der Täter sei nie aufgefallen, er war weder strafrechtlich noch psychiatrisch bekannt. Über sein Motiv sind noch keine Details bekannt. Er und sein Sohn sollen allerdings im vergangenen Jahr ihre Arbeitsstelle bei einer slowenischen Firma in Serbien verloren haben. Fest steht auch, dass es sich bei dem Mann um einen Kriegsveteranen handelt. Er habe 1991 im Grenzgebiet zwischen Serbien und Kroatien gekämpft, teilte die Polizei mit. Unklar blieb, ob die Bluttat eventuell mit diesen Kriegserlebnissen zusammenhängt.

Die Teilnahme am Bürgerkrieg könnte jedoch ein Motiv für die Bluttat sein. "Viele unserer Kriegsteilnehmer erhalten nicht die passende Fürsorge, so dass man solche Dinge erwarten kann", sagte der Psychologe des Belgrader Militärhospitals, Vlajko Panovic, der Nachrichtenagentur Beta. "Wir haben nach 30 Jahren Fälle, dass ein Mann beim Öffnen einer Sektflasche das mit Schüssen zusammenbringt, was eine Kette von Assoziationen in Gang setzt", sagte der klinische Psychologe weiter.

Bereits im Jahr 2007 schockierte ein Amoklauf Serbien. Im Dorf Jabukovac bei Negotin im Osten des Landes hatte damals ein 39 Jahre alter Mann mit seinem Jagdgewehr neun Menschen erschossen. Allerdings war der Täter zuvor seit vielen Jahren in psychiatrischer Behandlung gewesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: