Massenmord in Gay-Club in Orlando: "Beeil dich. Er ist hier bei uns in den Toiletten"

Massenmord in Gay-Club in Orlando: Sechs der Opfer des Blutbads von Orlando

Sechs der Opfer des Blutbads von Orlando

(Foto: Reuters)

Eddie Jamoldroy Justice ist eines der 49 Opfer des Disco-Massenmords. Während er sich vor dem Schützen versteckt hielt, schrieb er seiner Mutter Kurznachrichten.

Um 2:06 Uhr (Ortszeit Orlando) wird Mina Justice durch eine Kurznachricht ihres Sohnes Eddie Jamoldroy Justice wach. "Mommy I love you", schreibt der 30-Jährige. Dann: "Bin im Club, sie schießen."

Mina Justice versucht, ihren Sohn anzurufen. Um 2:07 Uhr kommt die nächste Nachricht: "Wir sind gefangen in den Toiletten." Seine Mutter soll die Polizei anrufen und sie zum Club "Pulse" schicken, schreibt Eddie. 32 Minuten später: "Er kommt", "Ich werde sterben."

Massenmord in Gay-Club in Orlando: Der Textnachrichten-Verlauf von Eddie Jamoldroy Justice mit seiner Mutter

Der Textnachrichten-Verlauf von Eddie Jamoldroy Justice mit seiner Mutter

(Foto: AP)

Zu diesem Zeitpunkt sitzt Eddie Justice in der Falle. Mit anderen Clubbesuchern ist er in die Damentoiletten gerannt, um sich vor dem Angreifer zu verstecken. Es dauert nicht lange, bis der Schütze ihn und die anderen entdeckt hat. "Beeil dich. Er ist hier bei uns in den Toiletten", schreibt Eddie Justice seiner Mutter um 2:49 Uhr. "Ist er bei dir in den Toiletten?", fragt Mina Justice. "Ja", antwortet ihr Sohn eine Minute später. Es ist die letzte Nachricht an seine Mutter.

Mina Justice zeigt den Chatverlauf einem Reporter des TV-Senders WTSP, als sie noch darauf hofft, dass Eddie überlebt hat. Doch ihr Sohn ist da bereits tot. Gestorben im Gay-Club "Pulse" in Orlando durch die Waffe von Omar Mir Seddique Mateen, eines 29-Jährigen aus Port St. Lucie.

Der Massenmord ist die schlimmste Bluttat eines einzelnen Schützen in der Geschichte der USA. Mindestens 49 Menschen sind tot. 53 wurden verletzt, einige so schwer, dass sie in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen.

Klingelnde Handys in den Taschen der toten Opfer

Vor dem Club, aus dem immer mehr Leichen herausgetragen werden, warten verzweifelte Angehörige auf Informationen der Behörden. Der Sender CNN berichtet, dass die Einsatzkräfte das Klingeln der Handys in den Taschen der Opfer hörten. Sie mussten es klingeln lassen, weil die Spurensicherung ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen hat. Mittlerweile sind alle 49 Opfer und der Schütze geborgen. 48 Opfer sind mittlerweile identifiziert, 24 Namen sind bereits öffentlich.

Auf Fernsehbildern sind kreisende Hubschrauber zu sehen, das FBI ist vor Ort. Ein nahes Hotel ist zum Sammelpunkt der Wartenden geworden. Überall gibt es spontane Gedenkgottesdienste und Gebete, noch immer stehen Hunderte Menschen stundenlang an, um Blut zu spenden. In 13 Stunden sind bereits mehr als 1,2 Million US-Dollar auf einer Crowdfunding-Seite eingesammelt worden, die an Familien und Hinterbliebene der Opfer weitergereicht werden sollen.

24 Namen hat die Stadt Orlando bereits auf ihrer Webseite veröffentlicht (Stand: 13 Uhr MEZ). Es sind die Namen der Toten, die bisher identifziert und deren Familien informiert werden konnten - darunter auch Eddie Justice. Die Liste wächst langsam. Erst werden die Angehörigen informiert, dann der Name veröffentlicht. Eventuell haben auch nicht alle Opfer offen als Teil der LGBT-Community gelebt. Das jüngste Opfer des Massenmörders war demnach 20 Jahre alt, das älteste 50.

20 Männer, vier Frauen: Kimberly Morris, 37, arbeitete als Türsteherin im "Pulse". Peter O. Gonzales-Cruz, 22, war Student. Eric Ivan Ortiz-Rivera, 36, war seit einem Jahr mit seinem Mann verheiratet und studierte. Edward Sotomayor Jr., 34, arbeitete als Reisekaufmann. Stanley Almodovar, 23, war pharmazeutisch-technischer Assistent in einer Apotheke. Luis Vielma arbeitete als Harry-Potter-Tourguide im Universal-Themenpark. Schriftstellerin Joanne K. Rowling schrieb auf Twitter: "Er war 22 Jahre alt. Ich kann nicht aufhören, zu weinen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: