Martha "Sunny" von Bülow ist tot:Die Frau, die 28 Jahre schlief

Die Millionenerbin Martha "Sunny" von Bülow ist nach 28 Jahren im Koma gestorben. Der Prozess gegen ihren Mann war einer der spektakulärsten Fälle der achtziger Jahre.

Die amerikanische Millionenerbin Martha "Sunny" von Bülow ist nach 28 Jahren im Koma gestorben. Das teilte eine Sprecherin ihrer Kinder aus erster Ehe, Maureen Conelly, in New York mit. In den achtziger Jahren wurde ihr zweiter Mann Claus von Bülow zwei Mal wegen zweifachen Mordversuchs verurteilt, in dritter Instanz aber nach einem aufsehenerregenden Prozess freigesprochen.

Martha "Sunny" von Bülow ist tot: Martha "Sunny" von Bülow ist tot. Auf dem Bild ist sie 1979 mit ihrem zweiten Mann, Claus von Bülow, zu sehen.

Martha "Sunny" von Bülow ist tot. Auf dem Bild ist sie 1979 mit ihrem zweiten Mann, Claus von Bülow, zu sehen.

(Foto: Archiv-Foto: dpa)

Martha von Bülow wurde 76 Jahre alt.

"Sunny" war über Jahrzehnte eine der Ikonen der internationalen High Society, eine Millionenerbin, die nach Hochzeiten mit Männern aus Europa einen alterwürdigen Namen trug.

Nach Überzeugung der Geschworenen in zwei Prozessen fiel sie vor 28 Jahren ins Koma, weil Claus von Bülow ihr eine Spritze Insulin verabreichte.

Im dritten Prozess wurde nach Angaben des Harvarder Rechtsprofessors Alan Dershowitz dieser zentrale Anklagepunkt widerlegt. Die Verteidigung porträtierte Martha von Bülow als eine von Alkohol und Medikamenten abhängige Frau, die sich selbst ins Koma getrunken habe.

"Es gibt keinen Gewinner"

Dershowitz hatte den Fall in dem Buch "Reverse of Fortune" geschildert, der mit Glenn Close und Jeremy Irons verfilmt wurde. Claus von Bülow, ein Brite mit dänischer und deutscher Herkunft, lebe jetzt in London und kümmere sich um seine Enkel. "Es ist das traurige Ende einer Tragödie, die einige Leute zu einem Verbrechen machen wollten", sagte Dershowitz. "In einem solchen Fall gibt es keinen Gewinner. Ich bin froh, dass ich eine Rolle dabei spielte, dass die strafrechtliche Verurteilung aufgehoben wurde."

Die Staatsanwaltschaft erklärte, Claus von Bülow habe seine Frau loswerden wollen, um an ihr Geld zu kommen und seine Geliebte heiraten zu können. Er habe "Sunny" darum 1979 und noch einmal 1980 Insulin gespritzt. Zu den Zeugen im Prozess gehörten der Schriftsteller Truman Capote und Joanne Carson, die Ehefrau des Fernsehmoderators Johnny Carson.

Claus von Bülows erbittertste Ankläger waren Prinzessin Annie Laurie von Auersperg-Kniessl und Prinz Alexander von Auersperg, die Kinder aus der ersten Ehe seiner Frau. Sie erneuerten 1985 ihre Vorwürfe gegen ihren Stiefvater einen Monat nach dessen Freispruch in einem Zivilprozess. Claus und Martha von Bülow hatten eine Tochter, Cosima, die einen italienischen Grafen heiratete und in London lebt. Das Paar hat drei Kinder.

Zwei Jahre nach Prozessende erklärte von Bülow den Verzicht auf alle Ansprüche auf das auf 25 bis 40 Millionen Dollar geschätzte Vermögen seiner Frau. Er stimmte einer Scheidung zu, verließ die USA und zog keinen Profit aus der Sensationsgeschichte.

Martha von Bülow starb in einem Pflegeheim. Ihr Arzt sagte in einem der Prozesse aus, im ersten Jahr - 1981 - hätten die Pflegekosten 375.000 Dollar betragen. Für die Folgejahre sind keine Zahlen bekannt, in den neunziger Jahren dürften aber rund 1500 Dollar am Tag - 547.000 Dollar im Jahr - plus 200.000 bis 300.000 Dollar für Pflege rund um die Uhr angefallen sein.

Erste Heirat mit mittellosem Adligen

"Sunny" von Bülow wurde am 1. September 1931 als Martha Sharp Crawford in Pittsburgh geboren. Ihr Vater, der Energieversorgungs-Milliardär George Crawford, starb, als sie vier Jahre alt war. Auf einer Europareise 1957 lernte sie Prinz Alfred von Auersperg kennen - ein mittelloser Adeliger, der als Tennislehrer in einem österreichischen Hotel für reiche Amerikaner arbeitete. Sie heirateten im gleichen Jahr. 1965 kam die Scheidung, nachdem Martha alleine mit ihren beiden Kindern nach New York zurückgekehrt war.

Ein Jahr später heiratete sie von Bülow, der danach seinen Job als Mitarbeiter des Ölmilliardärs J. Paul Getty aufgab.

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