Mallorca:Ballermann-Steuer

Touristensteuer auf Mallorca

Mehr Schutz für Urlauber: Reiseveranstalter sollen sich besser gegen Insolvenz absichern.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Auf Mallorca wird eine neue Steuer erhoben, die vor allem einem Zweck dienen soll: Lästige Billigtouristen von der Insel im Mittelmer fernhalten.

Von Thomas Urban, Madrid

Der Tag ist gekommen: Vom 1. Juli an, dem Beginn der Hochsaison, müssen alle Touristen auf Mallorca und den übrigen Baleareninseln eine Steuer bezahlen. Vor allem der Verband der Hotelbetreiber hat sich in den vergangenen Wochen gegen die Abgabe gewehrt: Man geriete dadurch in Nachteil gegenüber der Konkurrenz in anderen Feriengebieten, so die Argumentation. Das Regionalparlament in Palma de Mallorca schenkte anderen Informationen aber stärkere Beachtung: Die Inselgruppe erlebt in diesem Sommer nämlich einen Besucherrekord, die Strände sind überfüllt. Mallorcas Tourismus profitiert davon, dass Reisende wegen der Terrorgefahr die Türkei, Ägypten und Tunesien meiden.

Offiziell heißt die neue Abgabe "Steuer für nachhaltigen Tourismus". Sie ist eine Erfindung der seit einem Jahr amtierenden linken Regionalregierung. Die Einnahmen sollen zweckgebunden verwandt werden, etwa für Wanderwege, Straßenbeleuchtung mit Solarbatterien, Wiederherstellung natürlicher Flussläufe oder die verbesserte Versorgung mit Trinkwasser. Die neue Steuer ist eine von vielen Maßnahmen, die den Billigtourismus reduzieren soll. Die meisten Mallorquiner haben die feierwütigen Horden aus Nordeuropa gründlich satt.

Die zusätzliche Belastung ist jedoch überschaubar: Pro Nacht müssen Personen, die älter als 17 Jahre sind, zwischen 50 Cent und zwei Euro bezahlen, abhängig vom Standard der Unterkunft. Ab dem neunten Tag halbiert sich die Quote. Wer also zwei Wochen in einem Hotel mittlerer Klasse absteigt, bekommt einen Aufschlag von etwa 20 Euro. Viele Mallorca-Fans werden sich so nicht abschrecken lassen, dafür werden Städte und Gemeinden Millionen einnehmen.

Öffentlich protestiert wurde an Tag eins der neuen Steuer offenbar nicht. Ohnehin verweisen Regionalpolitiker auf die Praxis anderenorts: Katalonien erhebt schon lange eine ähnliche Steuer. Und in Deutschland und Großbritannien, die das Gros der Touristen stellen, verlangen die meisten Ferienorte eine Kurtaxe.

Auch die Besitzer von Ferienwohnungen werden zur Kasse gebeten; viele von ihnen leiden ohnehin schon an erhöhter Nervosität, denn die Finanzämter schauen seit neuestem hier sehr genau hin und fordern häufig hohe Nachzahlungen. Nicht minder trifft es Kreuzfahrtschiffe, die Häfen auf der Inselgruppe anlaufen. Hier verlangen die Behörden einen Aufschlag für jeden Passagier an Bord. Ohnehin haben die Umweltschützer auf den Balearen Kreuzfahrtschiffe als besonders schlimme Dreckschleudern im Visier. Die Reedereien dürfen einigen Ärger erwarten.

Eine ähnliche Ökosteuer wurde schon einmal in den Boomjahren kurz nach der Jahrtausendwende eingeführt, doch schon bald wieder abgeschafft, weil die Buchungen spürbar zurückgegangen waren. Nun sind die Aufschläge moderater - und der Rückgang der Buchungen ist sogar politisch gewollt.

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