Malaysia:Tumulte nach royaler Einkaufseinladung

Malaysia: Der Kronprinz von Johor, im Süden von Malaysia, tauchte diese Woche plötzlich in einem Supermarkt auf und sagte den Leuten, sie könnten jetzt einkaufen, was sie wollten.

Der Kronprinz von Johor, im Süden von Malaysia, tauchte diese Woche plötzlich in einem Supermarkt auf und sagte den Leuten, sie könnten jetzt einkaufen, was sie wollten.

(Foto: Screenshot SZ.de)
  • Der Kronprinz des Bundesstaates Johor in Malaysia hat Kunden in einem Supermarkt versprochen, einen Tag lang alle ihre Einkäufe zu bezahlen.
  • Als Gerüchte von der Geste die Runde machen, gibt es auch in anderen Supermärkten tagelang tumultartige Szenen.
  • Die Händler bleiben nun womöglich auf ihren Verlusten sitzen.

Von Arne Perras, Singapur

Plötzlich stand er da, der kleine Prinz. Nicht der Held aus der Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry, sondern Tunku Ismail Sultan Ibrahim, Kronprinz des Bundesstaates Johor, Malaysia. Er hatte eine Flüstertüte in der Hand. Wo der Prinz mit seinen Bodyguards auftaucht, recken die Menschen die Hälse, um einen Blick auf die adelige Prominenz zu erhaschen. Der Spross des Sultans ist nicht gerade hochgewachsen, aber dem Ruf eines wahrhaft großen Prinzen schadet das nicht, zumal Tunku Ismail dieser Tage mit großartigen Taten aufwartet, um seine Untertanen zu erquicken.

Böse Zungen behaupten, er wolle nur der malaysischen Regierung als Wahlhelfer zur Seite stehen, was der Kronprinz heftig bestreitet. Aber solche Debatten interessierten niemanden, als der Prinz am Mittwochabend urplötzlich in einem Supermarkt in der Stadt Johor Bahru erschien und mit seinem Megafon freudig hinaustrompetete, was kaum zu glauben war: Jeder hier könne jetzt einkaufen, was er wolle. Denn der Kronprinz werde an diesem Tag alle Rechnungen bezahlen.

Da hüpften die Kunden in die Höhe, grenzenloser Jubel brach aus in der Supermarkthalle, und sie stimmten ein Hoch auf ihren Kronprinzen an.

Später erfuhren sie, dass es doch ein Limit gab, jeder durfte Waren im Wert von 260 Euro in seinen Wagen laden. Aber das war immer noch eine so prächtige Nachricht, dass der Massenansturm nicht zu bremsen war. Der hatte allerdings seinen Preis, wie später zu beobachten war. Denn gleich mehrere Supermärkte litten noch zwei Tage danach unter den Nachwehen der adeligen Mildtätigkeit. Kunden posteten aus den Läden Bilder der Verwüstung: Berge von Essen in verwaisten Einkaufswagen, zerrissene Tüten am Boden, geschmolzenes Eis, ausgelaufene Flaschen, aufgetaute Ware aus den Tiefkühltruhen. Gut, dass man den stinkenden Fisch auf Facebook und Twitter wenigstens nicht riechen konnte. "Wie nach einer Zombieattacke", twitterte eine Augenzeugin geschockt.

Die Kunden glaubten Gerüchten - und zogen dann frustiert von dannen

Was war da geschehen? Man kann nicht sagen, der Sultan hätte sein Versprechen gebrochen. Wenn lokale Medienberichte zutreffen, hat er an jenem Abend gut 200 000 Euro lockergemacht für die Rechnungen im Supermarkt Aeon Tebrau. Aber er blieb nur kurz, kaum fünf Minuten, wie es hieß, während sich die Nachricht seiner Freigiebigkeit blitzartig über die sozialen Medien verbreitete. Immer mehr Leute strömten herbei, nur dass später, als die vorzeitige Schließung des Marktes verkündet wurde, niemand mehr für sie bezahlte. Deshalb ließen die Leute ihre überfüllten Wagen einfach stehen und zogen mit leeren Händen davon.

Noch schlimmer kam es, als tags darauf Gerüchte auftauchten, dass der Sultan auch Kunden in anderen Supermärkten beglücken werde. Alle Lautsprecheransagen, dass die Leute die Fake News nicht glauben sollten, halfen aber nichts. Die Massen stürmten die Läden, rafften wie die Wilden, um dann doch frustriert wieder abzuziehen. Nicht ohne Hunderte gefüllte Wagen zurückzulassen. "Viele Waren sind jetzt verdorben, wir haben jede Menge zu tun, um aufzuräumen", klagte die Verkäuferin Mas Imram. Wer den Schaden nach dem Sturm bezahlt, war zunächst nicht klar. Der Filialleiter im Supermarkt Econsave erklärte, er sei noch beschäftigt, seine Verluste auszurechnen, und wolle sie dann der Polizei melden. Der Prinz, so hieß es, war unterdessen schon in ein Flugzeug gestiegen und nach Spanien davongedüst.

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