Männermode:Zieht euch das drüber! Bitte!

Männer werden immer hemmungsloser und zeigen ihre nackten Oberkörper überall her - beim Joggen, auf dem Rad, ja sogar im Biergarten. Das wollen Frauen nicht sehen, sondern das: neueste Mode aus Mailand.

Der Mann putzt sich heraus. Eleganz ist ein wichtiger Trend auf den noch bis Donnerstag laufenden Mailänder Designer-Defilees Frühjahr/Sommer 2006. Eine Eleganz, die jedoch nicht steif wirkt, sondern sich lässig, frisch und natürlich gibt.

Symbolhaft demonstrierte Emporio Armani, wie ungezwungen das Thema aufgefasst werden soll. Zum Abschluss der Show am Mittwoch fuhren die Models, gekleidet in Anzug, Hemd und Krawatte, mit Fahrrädern über den Laufsteg.

Auch sonst standen alle Zeichen in Giorgio Armanis junger Linie auf Lässigkeit. So bleibt das Hemd unterm Sakko meistens weit aufgeknöpft. Einige Hosen erhalten statt Gürtel eine geflochtene Borte am Bund. Bermuda-Shorts treffen auf ungefütterte Lederblousons. Glänzende Oberflächen arrangieren sich mit Knitter- Optik.

Ganz auf Stil und Klasse baut Gucci. Der Schotte John Ray, der die Männerlinie des italienischen Traditionshauses entwirft, ließ sich von der Eleganz der 30er Jahre anstecken, den europäischen Aristokraten auf einem Sommertrip in Venedig. Guccis neue Hosen sind leicht und weit geschnitten. Legt der Mann das gern auch doppelreihig geknöpfte Sakko ab, zieht er stattdessen eine Strickjacke an oder streift einen Pullover über Hemd und Krawatte.

Nachlässigkeiten in der Kleidung sind seine Sache nicht, selbst schlichte T-Shirts haben bei Gucci eine gewisse Würde. Drucke zeigen sich vom Art déco inspiriert. Weiß, allein oder im Kontrast mit Schwarz, dominiert das eher zurückgenommene Farbbild.

Wie wunderbar sich Eleganz und Sport vereinen lassen, propagiert die Mode schon länger. Das zur zerschlissenen Jeans getragene perfekt geschneiderte Sakko ist längst im Straßenbild anzutreffen.

Doch diese harten Brüche lösen sich auf, immer mehr fließen die scheinbaren Gegensätze nun ineinander über. Das beweist ein Blick auf die Füße. Der Sportschuh, lange Zeit ein wichtiger Baustein in diesem Szenario, ist fast gänzlich von den Mailänder Laufstegen verschwunden. An seine Stelle treten Schuhformen, die leger und chic zugleich sind: Slipper und Mokassins. Es gibt sie für den kommenden Sommer in unzähligen Varianten, aus Lack- und Krokoleder, markant mit Schnalle oder hinten geöffnet wie ein Paar Pantoffeln, vor allem aber teils sehr kräftig im Farbbild. Die Schuhe werden zum Blickfang.

Laura Biagiotti hält am Mokassin bis in den Abend hinein fest, Gold eingefärbt für die Party in lauen Nächten. Die Römerin sieht ihren Mann als einen modernen Romantiker, einen Verführer, der sich traut, auch auf scheinbar weibliche Elemente zurückzugreifen. Er trägt blütenbestickte gestreifte Polos, aber auch gänzlich floral bedruckte Anzüge. Pfirsichrosa ist die Schlüsselfarbe der Kollektion. Unter dem dreiteiligen Anzug stellt sich Biagiotti ein Ringel-T-Shirt vor, als sommerlichen Mantel federleichte Trenchcoats.

Bei Trussardi erhält die Eleganz mit dem Farbensemble aus Weiß, Blau, Rot und Schwarz einen maritimen Einschlag. Auch Missoni orientierte sich mit einigen Streifendessins an diesem Thema.

Hauptmotiv aber waren hier die berühmten Kunstglasarbeiten aus Murano. Farbige Glaskugeln werden auf Ledergürtel appliziert oder als Muster übersetzt und auf Hosen, Hemden oder Polos gedruckt.

Eleganz? Zumindest im klassischen Sinn hat sie keinen Platz im modischen Ideal von John Richmond. Der Engländer gilt als Rock'n Roller unter den Modedesignern. Für den Sommer 2006 vermengen sich Einflüsse aus Jamaika und Anleihen aus dem Militär mit dem für ihn typischen Rockstar-Chic. Stickereien mit antikem Silber auf Hemd oder Kaftan und Anzüge aus Schlangenleder geben seiner Mode eine äußerst individuelle Note.

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