Mad Dog Ranch:Joe Cockers Kitsch-Palast in Colorado wird versteigert

Die "Mad Dog Ranch" des verstorbenen Sängers steht seit Jahren zum Verkauf. Weil sie zu britisch ist, findet sich kein Käufer.

Von Stefan Wagner, Crawford

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Quelle: Supreme Auctions

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Tudor-Herrenhaus in der Höhe von Colorado: Zur Promihochburg Aspen sind es zwei Stunden Fahrtzeit, nach Denver sogar fünf. Das ist viel zu weit, um potenzielle Käufer für Joe Cockers ehemaliges Anwesen im 400-Seelen-Kaff Crawford zu interessieren.

Nicole Reasoner ist sich in einer Sache hundertprozentig sicher: Die Frau sei schuld an dem Schlamassel, Joe Cockers Witwe. "Pam hat ihm das Haus eingeredet, er selbst wollte was ganz Schlichtes." Gelangweilt spielt Nicole Reasoner, 34, am Reißverschluss ihrer Fleecejacke herum. "Pam wollte was Großes, einen Palast mit allem Drum und Dran."

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In Reasoners Souvenirladen an der Hauptstraße von Crawford waren heute drei Kunden. In fünf Minuten sperrt sie zu. Ihr Laden ist "spezialisiert", sagt sie. Spezialisiert auf "ein bisschen was von allem": Billigschmuck, Vogelhäuser mit patriotischer Aufschrift und Tarnfarben-Baseballkappen für die Jäger, die durch die Wälder Colorados streifen. "Keine Ahnung, wie es von Donnerstag an weitergeht."

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Donnerstag ist Schlusstag in Crawford, Colorado, einem 400-Seelen-Kaff, dann wird der einzige "Claim to fame" des Dorfes Geschichte sein: Am Donnerstag wird die "Mad Dog Ranch" des 2014 gestorbenen britischen Rocksängers Joe Cocker versteigert. "Verramscht" würden einige sagen, seit Jahren ist das Anwesen auf dem Markt.

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Schon vor seinem Tod wollte Cocker in ein kleineres Haus in der Nähe ziehen und sein "Rocky-Mountain-Paradies" verkaufen. Zunächst für acht Millionen Dollar. Dann für sieben Millionen. Nachdem Cocker zu Weihnachten 2014 im Alter von 70 Jahren dem Lungenkrebs erlag, senkte Witwe Pam den Preis auf 5,75 Millionen. Vor einigen Monaten auf fünf Millionen Dollar. Keiner wollte "Cocker Castle". Nun der letzte Schritt, die Versteigerung. Ohne Mindestgebot. Alles inklusive - auch die Töpfe, Pfannen und Aufbewahrungsboxen aus der Küche.

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Die Ranch am Fuß des Needle Rock ist vor allem im schneereichen Winter schwer erreichbar, liegt mehr als zwei Autostunden von der Promihochburg Aspen und fünf Stunden von Colorados Hauptstadt Denver entfernt. "In Aspen wäre dieses Objekt 50 Millionen Dollar wert", sagt Maverick Commins, Chef des Auktionshauses Supreme Auctions, das die Versteigerung durchführt. Aber das Haus steht nun mal nicht in Aspen. Und die Unterhaltskosten sollen horrend sein. Fünf Angestellte hatten sich um Gartenanlagen und Gebäude gekümmert.

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Doch zum Ladenhüter wurde die Ranch letztlich wegen des Gebäudes selbst. Nachbar Tom Honacker, 59: "Ich liebe Joe, war oft bei ihm. Ein sehr schüchterner Typ. Aber sein englisches Herrenhaus (mit Kronleuchtern und Samtbezügen wie hier im Esszimmer) passt einfach nicht nach Colorado. Die Leute wollen rustikale Ranches aus Holz mit ausgestopften Hirschköpfen. Kein Downton Abbey mit Golfrasen."

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Schon immer rief der Name "Mad Dog Ranch" falsche Assoziationen hervor. Vor der Kulisse der West Elk Mountains steht ein englisches Tudor-Kitsch-Herrenhaus mit geschwungenen Treppenaufgängen, der Terrasse für den Portweingenuss mit Blick auf die manikürte Gartenlandschaft.

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Innen dann Kronleuchter, Marmorböden, der Billardtisch des englischen Königs Edward VII. und eine Kirschholz-Bibliothek. Cocker hatte die Ranch vor 22 Jahren erbaut und nach seinem Album "Mad Dogs and Englishmen" (1970) benannt.

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Mit dem Zuschlag bekommt der Käufer 100 Hektar Land und 1500 Quadratmeter Wohnfläche, darunter acht Gesellschaftsräume, wie das "Morgenzimmer mit Kathedralenfenstern", sieben Schlafzimmer, zehn Bäder, eine Gästesuite von 150 Quadratmetern, vier Garagen, dazu Pferdekorrale, Ställe, Schwimmteich, gepflegte Gartenlandschaft. Highlight für Fans: die Gewächshäuser des begeisterten Tomatenzüchters Cocker.

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Wie hypnotisiert verfolgten die Bewohner Crawfords den jahrelangen Nichtverkauf der Mad Dog Ranch. Als ob dies auch ein Urteil über sie sei. Crawford ist arm, kaum einer hier hat eine gute Ausbildung, die Arbeitslosigkeit ist eine der höchsten in Colorado. Ein paar Jobs gibt es in den 30 Kilometer entfernten Kohlegruben, auf Ranches oder als Angelguide.

Hier zu sehen: eines der Gesellschaftszimmer mit Flügel

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Am Schwarzen Brett des Postamts hängt ein Zettel: "Cowboy sucht Arbeit in Crawford. Egal welche. So schnell wie möglich anrufen!" Auf einem Hang haben die Dorfbewohner ein weit sichtbares großes "C" aus Steinen geformt, den Anfangsbuchstaben des Ortsnamens. Nein, der Buchstabe auf dem Berg stehe nicht für Cocker, mussten sie immer wieder Touristen erklären.

Abbildung: eines der rustikaleren Zimmer auf Cockers Ranch

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Der Rocker und das Dorf hatten eine innige Beziehung. Cocker liebte sein ruhiges Leben, mit Wanderungen, Angeltouren und dem Plausch an der Main Street. Er lud Nachbarn in sein Haus zum Essen ein, brachte mit einem großen Restaurant Leben ins Ortszentrum, gründete eine Stiftung für bedürftige Kinder, spielte gratis auf Dorffesten. Der Grundschule spendierte er einen Zaun, nachdem Pumas auf dem angrenzenden Gelände gesichtet worden waren. Die Dörfler liebten ihren bescheidenen Star zurück, waren stolz auf ihn und freuten sich über Fans und Touristen, die den Weg in ihr Niemandsland fanden.

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Der Verkauf des Anwesens 43409 Cottonwood Creek Road, so empfinden es viele, ist der Schlussstrich unter der glorreichen Zeit Crawfords. Cockers Restaurant: verkauft. Die Stiftung: seit ein paar Monaten geschlossen. Die Witwe: ausgezogen. Doch ganz haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Die Hoffnung auf den richtigen Käufer am Donnerstag.

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Nicole Reasoner schließt ihren Laden, geht die 100 Meter zu ihrer Wohnung am Highway 92. Sie habe gehört, sagt sie, dass Kevin Costner Interesse habe. Er sei im Ort gesehen worden. "Ich habe gegoogelt, dass er englische Vorfahren hat. Das würde doch passen wie die Faust aufs Auge.

Abbildung: die Bibliothek

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Die englisch-floralen Tapeten in einem der Badezimmer und die pinken Sitzgruppen im Wohnsalon beißen sich mit dem Geschmack solventer Amerikaner. Die mögen es lieber rustikal.

© SZ.de/Supreme Auctions/lkr
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