Lynchjustiz in Madagaskar:Dorfbewohner töten mindestens 150 Viehdiebe

Viehdiebe haben in Madagaskar Tausende Zebu-Rinder gestohlen - jetzt setzen sich die Dorfbewohner mit Waffengewalt zur Wehr. Fast 150 Menschen sollen der Lynchjustiz schon zum Opfer gefallen sein. Die Behörden begrüßen die blutigen Racheakte.

Sie machen mit Steinen, Speeren und Gewehren Jagd auf Viehdiebe: Aufgebrachte Dorfbewohner haben in Madagaskar in der vergangenen Woche insgesamt fast 150 Menschen umgebracht. Besonders in der Region Anosy etwa 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Antananarivo soll es immer wieder zu blutigen Racheakten kommen, berichtet die Zeitung L'Express de Madagaskar.

Bei den meisten Opfern handelt es sich um Rinderdiebe, die von der Bevölkerung gejagt und umgehend gelyncht werden. Beobachter sprachen von einem kriegsähnlichen Zustand in der Region.

Die überforderten Behörden begrüßten unterdessen, dass "die Bewohner die Probleme selbst anpacken ohne Hilfe der Einsatzkräfte". Vor wenigen Monaten waren bei einem Feuergefecht zwölf Beamten von Rinderdieben getötet worden. Seither sind weitere sechs Polizisten im Kampf gegen die mafiaähnlichen Banden gestorben.

Die "Dahalos" genannten Diebe haben es vor allem auf Zebu-Rinder abgesehen, von denen es auf der afrikanischen Tropeninsel etwa zehn Millionen gibt. Sie haben auf Madagaskar nicht nur als Arbeitstier, sondern auch als Statussymbol einen hohen Stellenwert. Laut der Ministerin für Viehzucht wurden seit Mai mehr als 13.800 Rinder dieser Rasse gestohlen.

Lediglich 2800 Tiere konnten beschlagnahmt und ihren Besitzern zurückgegeben werden. Der Rest wurde offenbar ins Ausland verkauft.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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