Lottogewinner:Verfluchtes Geld

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Reich, aber nicht gerade fröhlich: Milliardär Dagobert Duck.

(Foto: imago)

Der Rekord-Lotto-Jackpot von 90 Millionen Euro ist endlich geknackt. Was bleibt, ist eine ewig alte Frage: Macht Reichtum glücklich?

Von Laura Hertreiter und Michael Neudecker

Elfmal hintereinander war der Jackpot der Euro-Lotterie nicht geknackt worden, der Maximalgewinn hatte bereits die Obergrenze von 90 Millionen Euro erreicht. Ein Tipper aus Tschechien hatte nun die richtige Kombination aus fünf Richtigen plus zwei Zusatzzahlen auf dem Zettel, aber auch in der zweiten Gewinnklasse gab es mehrere Millionäre: Drei Spieler aus Thüringen, Spanien und Litauen bekommen jeweils 7,6 Millionen Euro. Beispiele glücklicher und unglücklicher Lottogewinner gibt es unzählige. Eine kleine Sammlung.

Zerronnen

Millionär - und jetzt? Ein Lottogewinner aus dem Ruhrpott sprach über diese Frage mit dem Gewinnberater der Lotteriegesellschaft, als er im Jahr 2005 stolze 6,3 Millionen Euro gewann. Der Berater verwies ihn an die Münchner Privatbank Merck, Finck & Co, die dem Gewinner und seiner Frau riet, das Geld anzulegen. Das Ehepaar vertraute der Bank und kündigte seine Jobs. Was das Paar nicht wusste: Die Bank investierte das Geld in hochriskante Anlagen - fast alle scheiterten. Sieben Jahre nach dem Lottogewinn verklagte das Paar die Bank und bekam recht: Wegen falscher Beratung wurde eine Schadensersatz von einer halben Million Euro fällig. Nach der Urteilsverkündung sagte die Bank, sie werde die eigene Qualitätssicherung überprüfen.

Dreimal gewonnen

Die Chance, im Lotto richtig zu tippen, ist lächerlich gering, schon klar. Am Spielen hindert das die Menschen dennoch nicht, warum auch? Calvin und Zatera Spencer aus Portsmouth, Virginia, zum Beispiel: Sie gewannen am 12. März 2014 eine Million Dollar. Sie kauften weitere Lose, und zwei Wochen später gewannen sie erneut: diesmal 50 000 Dollar. Am nächsten Tag ging Calvin Spencer in einen Supermarkt und kaufte ein Rubbellos. Und, ja, tatsächlich: Mit diesem Los gewannen die Spencers noch mal eine Million Dollar. Was sie nun tun wollten? Natürlich weiterspielen, sagte Calvin Spencer.

Zweimal zerronnen

Walter Knoblauch aus Wittmund in Ostfriesland, einer der ersten deutschen Lottomillionäre der Nachkriegsgeschichte, hat immerhin zweimal gewonnen - und zweimal alles verspielt. 1956 hatte der Hausierer und Artist sechs Richtige plus Zusatzzahl und bekam 500 000 Mark. Er heiratete 46-jährig seine Freundin. Das Fest: eine Sensation. Das Brautkleid: dem der Queen nachempfunden. Auch nach der Party prasste Knoblauch, kaufte seiner Frau ein Hotel in Jever, das nach einigen rauschenden Festen geschlossen werden musste, weil das Amt die Konzession entzog. An die Tür klebte er einen Zettel: "Wegen Reichtums geschlossen". Als das Geld zur Neige ging, gewann Knoblauch noch einmal im Lotto, diesmal 300 000 Mark. Aber auch dieses Vermögen zerrann - bis das Paar in ein Obdachlosenasyl ziehen musste. Knoblauch starb 1995, völlig verarmt.

Doch nicht gewonnen

Mehr als 20 000 Euro hatte der 59 Jahre alte Metzgermeister Franz Engelen in seinem Leben für Lottoscheine ausgegeben, als an einem Novemberabend 2014 endlich seine sechs Zahlen gezogen wurden. Er sah die Ziehung im Fernsehen, als seine Zahlen im Bild waren, schaltete er aus. Er verbrachte eine unruhige Nacht, malte sich aus, was er mit dem Geld tun würde, eine Reise nach New York, eine Eigentumswohnung für seine Tochter, ein Elektrofahrrad für seine Frau, all das vielleicht? Am nächsten Tag in der Arbeit dann der Schock: Ein Kollege erzählte ihm, es hätte eine Panne beim Fernsehsender gegeben. Das ZDF hätte versehentlich den Beitrag der Vorwoche noch einmal gesendet. Engelen ging zur Lotto-Annahmestelle, er wollte eine Entschuldigung. Doch der Mann hinterm Tresen sagte ihm nur: Alle Angaben ohne Gewähr. Außerdem: Direkt nach der Ziehung sei der Fehler ja bemerkt worden, das ZDF habe sich bei den Zuschauern entschuldigt. Engelen sagte, er denke darüber nach, mit dem Lottospielen aufzuhören.

Gewinner gesucht

Die Frage, ob Geld glücklich macht, wird im Fall der 57-jährigen Kanadierin Kathryn Jones erst in ein paar Jahren zu beantworten sein, und bis dahin wird Jones noch öfter erzählen müssen, wie das Geld überhaupt zu ihr kam. Das war so: Just, als sie zum Flughafen aufbrechen wollte, bekam sie Besuch von ein paar Herren, sie dachte, Versicherungsvertreter. Die Herren waren Detektive, die seltsame Fragen stellten - warum, wusste Jones nicht. Einen Monat später - im Dezember 2013 - verkündete die Lotteriegesellschaft, die Ingenieurin Kathryn Jones aus Edmonton habe 50 Millionen Dollar gewonnen. Sie hatte ihren Tippschein verloren und vergessen, die Gesellschaft startete eine der größten Suchaktionen der nordamerikanischen Lotto-Geschichte. Und fand Jones auch mithilfe der Kameras in dem Supermarkt, in dem sie den Schein gekauft hatte. Erstmals wurde der Gewinn jemandem übergeben, der keinen Anspruch darauf gestellt hatte. Was sie damit anstellen wollte? Keine Ahnung, sagte Jones.

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