London Fashion Week:Mode für Marilyn

London feiert die 50er Jahre. Mit Pailletten und Strass holen die Designer altmodischen Glamour auf den Laufsteg. Erste Eindrücke von der London Fashion Week.

Die Rückkehr zum Glamour der 50er Jahre bestimmt das Bild auf den Laufstegen der London Fashion Week. Simplizität, femininer Stil und eine reiche Auswahl von Pastellfarben sind Hauptmerkmale der Saison 2004, wie der irische Designer Paul Costelloe bei der Eröffnung am Samstag sagte. Auf insgesamt 50 Modenschauen stellen in den nächsten fünf Tagen mehr als 100 Designer ihre Kreationen vor, darunter Arkadius, Ashley Isham, Julien MacDonald, Pringle, Paul Smith und Sophia Kokosalaki. Die Veranstalter erwarten etwa 4000 Besucher. Zur Preisvergabe haben sich die Hollywood-Stars Pamela Anderson und Renée Zellweger angesagt.

London Fashion Week: Kreation von Boudicca

Kreation von Boudicca

(Foto: Foto: dpa)

Die normalerweise für ihre Unkonventionalität berühmten Londoner Modeschöpfer zeigten sich auf den Schauen am Samstag erstaunlich zahm - mit eskapistischen Tendenzen. Vor allem bei Costelloe, Ashley Isham, J Maskrey und Jenny Packham ließ sich eine Rückkehr zu altmodischem Glamour erkennen. Glitzereffekte überall: Auf den Laufstegen funkelten Lurex, Pailletten und Strass. J Maskrey klebte seinen Mannequins die Strass-Elemente sogar direkt auf den Körper.

Stoffe wie Chiffon, Satin, Seide und Satin glänzten und schmeichelten. Mit der neuen Liebe zum Glamour ging der Trend zur Damenhaftigkeit einher. Röcke und Kleider in allen Längen und Formen dominierten die Laufstege. Hosen - bevorzugt superknappe Hot Pants - kamen nur am Rande vor.

Nachdem bei der diesjährigen Wintermode die Sechziger ein Comeback feierten, kündigt sich für den kommenden Sommer eine Renaissance der fünfziger Jahre an. Vor allem weit schwingende Tellerröcke waren überall zu sehen, aber auch Bleistiftröcke. Viele Kleider und Oberteile waren schulterfrei, oft trägerlos oder mit Halterneck-Tops im Stil von Marilyn Monroe.

Dem Himmel so fern

Jenny Packham, J Maskrey und Ashley Isham zeigten vor allem Abendmode, die jedem Hollywoodstreifen der 40er und 50er Jahre Ehre gemacht hätte. Costelloe gibt als Inspirationsquelle den Hollywood- Film "Dem Himmel so fern" an, der in einem Ambiente der 50er Jahre spielt. Auch J Maskrey kündigte schon im Vorfeld Hollywood-Glanz der alten Schule für seine Kollektion an.

Einige Designer wie der ehemaliger Yamamoto-Schüler Justin Oh und die Polin Katarzyna Szczotarska, die für Martin Margiela arbeitete, interpretierten den neuen femininen Trend mit waghalsigeren, jüngeren, "dekonstruktivistischen" Schnitten. Aber auch sie setzten auf Kleider, Röcke und fließende Linien. Wie alle Designer feierten sie die Abkehr von der Farbe schwarz: Die Frühjahr-Sommersaison wird bunt in allen Regenbogenfarben.

Die Fahne des Rebellentums und der Provokation der Londoner Mode hielt das Label Arkadius hoch, das traditionell nie ohne eine politische Botschaft auskommt. Der in Polen geborene Chefdesigner des Labels präsentierte in vielfachen Varianten Kleider (und Hosen), auf denen er Symbole verschiedener widerstreitender politischer Auffassungen zusammenfügte: Palästinensermuster mit Davidstern, Elemente der amerikanischen Flagge mit Dollarnoten und Freiheitsstatue, manchmal alles in einem einzigen Kleidungsstück. Das letzte Stück seiner Schau war ein großes, weißes Abendkleid mit zwei dreidimensional applizierten Friedenstauben. Von einer der Tauben ging eine lange rote (Blut-)Spur aus aufgenähten Federn aus, die sich bis auf die lange Schleppe ergoss. "London ist immer offen für neue und ungewöhnliche Ideen", kommentierte Designer Arkadius Weremczuk sein Werk.

(sueddeutsche.de/dpa, von Hana Goodhart)

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