Leichnam von Rio Reiser wird umgebettet:Des Königs letzte Reise

Als Rio Reiser 1996 starb, wurde er auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein beerdigt. Der muss nun verkauft werden, weil der Unterhalt für Reisers Familie zu teuer wurde. Deshalb wird der Leichnam des Sängers nach Berlin überführt.

Er war eine Ikone der linken Szene, damals in Berlin-Kreuzberg während der 70er und frühen 80er-Jahre: Rio Reiser mit seiner Band Ton Steine Scherben. Die Texte waren anarchistische Parolen: "Macht kaputt, was Euch kaputt macht", und: "Keine Macht für niemand". Nach der Auflösung der Band 1985 machte Reiser als Solokünstler weiter, schrieb Hits wie "König von Deutschland", "Junimond" und "Alles Lüge".

Rio Reiser Haus soll verkauft werden

Die sterblichen Überreste von Rio Reiser, der mit seiner Band Ton Sterne Scherben, aber auch als Solokünstler bekannt wurde, müssen von Schleswig-Holstein nach Berlin überführt werden.

(Foto: dpa)

1996 starb Rio Reiser, im Alter von nur 46 Jahren. Jetzt, fast 15 Jahre nach seinem Tod, muss er nochmal eine Reise antreten, denn der Bauernhof des Musikers im nordfriesischen Fresenhagen wird verkauft. Der im Garten begrabene Leichnam des Sängers muss deshalb umgebettet werden. "Ich kann ihn nicht hier liegen lassen", sagte Reisers Bruder Gert Möbius dem Flensburger Tageblatt.

Die sterblichen Überreste des "Königs von Deutschland" sollen auf den Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin überführt werden. Möbius, seiner Frau und einem weiteren Bruder hatte der Hof in Fresenhagen zuletzt gehört. "Wir haben den Hof verkauft, weil es zu teuer wurde, ihn zu betreiben", sagte Möbius. Die Unterhaltung des Gästehauses und des Cafés habe zu viel Geld gekostet. Nach Reisers Tod war der Bauernhof als Tagungsstätte für Kulturschaffende genutzt worden. Außerdem wurde er zur Pilgerstätte für seine Fans.

Reiser, mit bürgerlichem Namen Ralph Christian Möbius, lebte und arbeitete bis zu seinem Tod in dem Haus. Es liegt nur wenige Kilometer südlich der deutsch-dänischen Grenze. Seine ehemaligen Bandkollegen wohnten ebenfalls auf dem Anwesen, es war eine Art Landkommune.

Der Sänger war damals auf Wunsch seiner Familie auf dem Hof beigesetzt worden, der Landkreis und die damalige Ministerpräsidentin Heide Simonis hatten sich für eine Ausnahmegenehmigung eingesetzt, und so konnte Reisers Leichnam im Garten des Anwesens beerdigt werden.

In Fresenhagen soll nun eine Einrichtung der Jugendhilfe entstehen. "Wir wollen etwas ganz Neues machen, einen Schlussstrich ziehen", sagt die neue Eigentümerin und Pädagogin Jalena Rindfleisch. Die Einrichtung des Museums und das Mobiliar aus Reisers Zimmer sollen nach Berlin geschafft werden. Im Februar soll die erste Gruppe Jugendlicher einziehen. "Rio hätte nichts dagegen gehabt", sagte sein Bruder.

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