Lebensmittel:Eier mit Insektizid belastet

Eier-Skandal weitet sich aus

Auch deutsche Eier sind mit dem Insektizid Fipronil belastet.

(Foto: dpa)
  • In Eiern, die in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen im Verkauf waren, wurde das Insektizid Fipronil nachgewiesen.
  • Auch in den Niederlanden werden immer mehr belastete Eier gefunden.
  • Die Lebensmittelkontrollbehörde NVWA rief die Niederländer auf, vorläufig keine Eier mehr zu essen.

Das in Millionen verseuchten Eiern gefundene Insektizid Fipronil soll auch in mindestens vier deutschen Legehennen-Betrieben als Reinigungsmittel genutzt worden sein. "Nach unserem jetzigen Kenntnisstand haben 100 niederländische, vier deutsche und ein belgischer Betrieb das Desinfektionsmittel DEGA 16 bezogen", teilt der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) mit.

Das Putzmittel "Dega16" ist für die Reinigung und Desinfektion von Ställen zugelassen. Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums ist es aber in den nachgewiesenen Fällen mit Fipronil in Verbindung gekommen - und an deutsche Betriebe geliefert worden. Das hätten Untersuchungen bei Legehennenbetrieben im Ausland ergeben.

Millionen Eier nach Deutschland gelangt

Damit betrifft der Rückruf Fipronil-belasteter Eier in Deutschland mehr Chargen als bisher bekannt. Insgesamt gelangten etwa 2,2 Millionen Eier nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. So hat das nordrhein-westfälische Umweltministerium belastete Eier von zwei niederländischen Betrieben in einer weiteren Eierpackstation im Kreis Borken, Niedersachsen, ermittelt. Die Stempelaufdrucke der neu hinzugekommenen Betriebe lauten 0-NL 4392501 und 0-NL 4385501.

Das niedersächsische Agrarministerium warnt auf dem Verbraucherschutz-Internetportal Lebensmittelwarnung.de vor Eiern mit dem Aufdruck 0-NL-4310001 und 1-NL-4167902. Ein niedersächsischer Betrieb aus der Grafschaft Bentheim, der das betroffene Desinfektionsmittel eingesetzt hatte, habe eine Selbstanzeige gestellt, sagte an diesem Mittwoch der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne).

Die bisher bekannten Chargen tragen in Niedersachsen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten 14.08.2017 und 16.08.2017. In Nordrhein-Westfalen sind die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 und 1-NL 4286001 betroffen. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. und dem 21. Juli.

Kein Vorwurf an die Legehennenhalter

Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde hat die Bevölkerung inzwischen dazu aufgerufen, bis Sonntag keine Eier mehr zu verzehren. Eier mit 27 Codes gelten nun als gesundheitsschädlich, 180 Geflügelzüchterbetriebe sind gesperrt. Bis Sonntag wollen die Behörden die Eier aller gesperrten Betriebe testen.

"Den Legehennenhaltern ist kein Vorwurf zu machen. Hier war an anderer Stelle kriminelle Energie im Spiel", sagte der Vorsitzende des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen, Friedrich-Otto Ripke, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Und Landwirtschaftsminister Christian Meyer betonte: Die Landwirte seien davon ausgegangen, ein zugelassenes Mittel zu kaufen.

Das Mittel Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings nicht nur für Zecken und Flöhe, sondern auch für Honigbienen in hohem Maße giftig.

Fipronil kann in hoher Dosis Schäden an Leber, Schilddrüse oder Niere verursachen, sagte eine Sprecherin der niederländischen Lebensmittelaufsichtsbehörde NVWA. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge ist bei normalem Verzehr für Erwachsene nicht von einer Gesundheitsgefahr auszugehen. Kinder sollten die Eier jedoch nicht essen, warnte das Institut.

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