Las Vegas:64 Jahre alt, vorher nie in Konflikt mit dem Gesetz, Typ "einsamer Wolf"

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Stephen Paddock auf einer undatierten Aufnahme, die sein Bruder Eric zur Verfügung gestellt hat. (Courtesy of Eric Paddock via AP) (Foto: AP)

Stephen Paddock lebte in einem Haus in einer Rentnergemeinschaft namens "Sun City" in Mesquite. Er sei nie polizeilich auffällig geworden, sagt der Sheriff der Stadt.

Von Felicitas Kock

Als Sheriff Joseph Lombardo in der Nacht nach dem Attentat zum zweiten Mal vor die Presse tritt, gibt er den Namen des Mannes bekannt, der für das blutigste Massaker eines Einzeltäters in der jüngeren US-Geschichte verantwortlich sein soll: Stephen Paddock, 64, wohnhaft in Mesquite, einer kleinen Stadt in Nevada, etwa 130 Kilometer nordöstlich von Las Vegas.

Am 28. September soll sich der Mann im 32. Stock des Hotels und Casinos Mandalay Bay ein Zimmer gemietet haben. Am Abend des 1. Oktober, gegen 22 Uhr, eröffnet er das Feuer. Die Fensterscheiben seines Zimmers hat er mit einem Hammer eingeschlagen. Augenzeugen auf der Straße vor dem Hotel berichten vom Geräusch splitternden Glases. Dann schießt er, feuert Salve um Salve auf die Menschen, die sich unten, auf einem Gelände auf der anderen Straßenseite, schreiend auf den Boden kauern. Am Ende sind mindestens 59 Besucher des "Route 91 Harvest"-Festivals tot, mehr als 500 werden verletzt in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert.

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Als die Polizei die Tür zu Paddocks Hotelzimmer sprengt, ist der Mann bereits tot, er soll sich selbst getötet haben. Im Raum finden die Ermittler 23 Waffen, darunter mehrere Gewehre.

Über den Schützen wird in den folgenden Stunden immer mehr bekannt. In Mesquite lebte er in einem Haus in einer Rentnergemeinschaft namens "Sun City" - wie lange schon, ist unklar. Medienberichten zufolge war er früher einmal in Texas und Kalifornien gemeldet, bis 2015 wohnte er in Florida. Paddock ist nie zuvor durch eine Gewalttat auffällig geworden. Ein einziger Eintrag in seiner Polizeiakte ist mehrere Jahre alt, er stammt von einem Verkehrsdelikt

Im Haus in Mesquite finden die Ermittler noch mehr Waffen, Munition und Sprengstoff. Paddocks Familie zeigt sich schockiert. Der Orlando Sentinel hat mit einem Bruder des 64-Jährigen gesprochen. Der sagt, er sei "komplett sprachlos". Niemand aus der Verwandtschaft könne verstehen, was passiert sei. Ein zweiter Bruder sagt einer anderen Nachrichtenseite, Paddock sei "überhaupt kein Waffen-Typ", sondern ein ganz normaler Mann, der gern Burritos gegessen habe. Die Tat sei unfassbar. Verwunderlich sei auch, wo er so schnell all die Waffen herbekommen habe. Von einer religiösen oder politischen Aktivität Paddocks, will die Familie nichts gewusst haben. Zuletzt habe einer der Brüder über SMS Kontakt mit ihm gehabt. Paddock habe sich erkundigt, wie es der Familie in Florida nach Hurrikan Irma gehe.

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Auch die Frau, mit der Paddock in der Kleinstadt zusammenlebte, ist noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Weil das Zimmer im Mandalay-Bay-Hotel auf ihre Kreditkarte gebucht worden war, schrieb die Polizei Marilou Danley zunächst zur Fahndung aus. Mittlerweile wurde sie im Ausland gefunden und von der Polizei befragt. Sheriff Lombardo zufolge hatte sie nicht gemeinsam mit Paddock in das Hotel eingecheckt und war nach bisherigem Informationsstand nicht in die Tat verwickelt. Sie lebte seit Anfang 2017 mit dem Mann zusammen in Mesquite.

Die Polizei erhofft sich nun, von Danley Hintergrundinformationen zu Paddocks Motiv zu bekommen. Bisher ist noch vollkommen unklar, was ihn zu seiner Tat getrieben hat. Nur so viel: Er soll als Einzeltäter gehandelt haben, als "einsamer Wolf", sagt Sheriff Lombardo. Zwar hat die Nachrichtenagentur des sogenannten Islamischen Staats den Anschlag für die Terrormiliz reklamiert, die Bundespolizei FBI stellt anschließend aber klar: Die Tat stehe nach bisherigen Erkennissen in keinem Zusammenhang mit einer internationalen Terrororganisation. Auch in seinem Haus sei nichts gefunden worden, was auf eine Verbindung zu einer Extremistengruppe hindeute.

Mit Material der Agenturen.

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