In Marokko ist der Prozess gegen drei Jugendliche wegen eines von ihnen auf Facebook veröffentlichten Kussfotos mit Freisprüchen zu Ende gegangen. Die Teenager seien vom Vorwurf des Sittenverstoßes und der Publikation kompromittierender Fotos entlastet worden, sagte ihr Anwalt Monaim Fattahi der Nachrichtenagentur AFP am Freitag.
Das Foto, auf dem einer der beiden Jungen und seine Freundin sich küssen, wurde von einem Mitschüler vor ihrer Schule aufgenommen. Eine NGO hatte sich über das Bild beschwert, nachdem es im sozialen Online-Netzwerk Facebook aufgetaucht war. Auf Sittlichkeitsverstöße im Zusammenhang mit Minderjährigen stehen in Marokko zwei bis fünf Jahre Haft.
Allerdings habe das zuständige Gericht dem auf dem Foto abgebildeten Paar eine "Rüge" erteilt. "Das ist ungerecht, weil sie minderjährig sind und Facebook ein privater Raum ist", sagte Fattahi. Die drei Freunde im Alter zwischen 14 und 15 Jahren waren am 4. Oktober wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses in Nador im Nordosten des Landes festgenommen und drei Tage lang festgehalten worden.
Der Fall erregte Aufsehen über die Grenzen Marokkos hinaus und führte zu einem öffentlichen "Kiss-in" in der Hauptstadt Rabat. Aus Solidarität mit den Jugendlichen tauschten dort am 12. Oktober rund 40 Demonstranten vor dem Parlament Küsse aus.