Kurioses:Herzschmerz

Wie die Insolvenz der Fluglinie Air Berlin den Wert der berühmten Schokoladenherzen steigen lässt.

Von Michaela Schwinn

Das Rollfeld ist ein Ort der Hektik. Wäre da nicht dieser kleine Moment, den Air-Berlin-Kunden erleben, bevor sie aus dem Flieger stolpern. Mit einem rotverpackten Schokoladenherz werden sie vom Bordpersonal verabschiedet. Es existieren keine Statistiken, aber Beobachtungen zeigen, dass ein großer Teil der Passagiere die Süßigkeit unmittelbar zur Bekämpfung von Unterzucker oder Nervosität nutzt. Ein anderer als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

Nun ist die Fluglinie insolvent, und die Herzen könnten auf lange Sicht zur Rarität werden. Und damit im Wert steigen, simple Marktwirtschaftsgesetze. Die Besitzer haben das offenbar sofort realisiert und bereits begonnen, nicht nur die Schokolade zu verschachern, sondern alles, was sie in den Kabinen abgreifen konnten: Kotztüten, alte Tickets, Bordmagazine landeten in den vergangenen Tagen auf Verkaufsplattformen im Internet. Die Schokoherzen werden als "Raritäten" und "Sammlerstücke" angepriesen, zum Schnäppchenpreis von bis zu 500 Euro. Klar, utopisch. Noch. Denn verrückte 20 Euro haben Flugnostalgiker für die 20 Gramm Schokolade in roter Glitzerfolie bereits bezahlt.

Insolvenzen sind auf Ebay ein Verkaufsargument: Da ist die Strumpfhose von Schlecker "vintage" und eine Plastiktüte von Quelle eine "Antiquität". Wohl dem also, der seine Schokoherzen nicht schon auf dem Rollfeld verdrückt hat. Der Anbieter etwa, der eine Sonderedition für 99 Euro anpreist: "30 Jahre Air Berlin" steht darauf - ein Jubiläum, das vor elf Jahren gefeiert wurde. Wohl bekomms.

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