Krug beleidigt seinen Spitzel:Makrophallie bei der Stasi

Manfred Krug meldet sich ungern öffentlich zu Wort. Nun hat er es doch getan - und einen Bildhauer heftig beleidigt, der ihn einst für die Stasi ausspionierte.

Martin Zips

Manfred Krug gibt nicht gerne Interviews. Die Journalisten könnten ihn beispielsweise zur T-Aktie befragen, die er einst bewarb. Das mag der berühmte Schauspieler ("Spur der Steine", "Liebling Kreuzberg", "Tatort"-Kommissar Stoever) nicht.

Krug beleidigt seinen Spitzel: Manfred Krug: "ich habe diesen Stasispitzel von Herzen gern."

Manfred Krug: "ich habe diesen Stasispitzel von Herzen gern."

(Foto: Foto: ddp)

Wenn Krug, 71, ein Interview gibt, so muss es einen triftigen Grund dafür geben. Zum Beispiel, dass er ein Buch verkaufen möchte (sein neuer Erzählband heißt "Schweinegezadder - Schöne Geschichten" und ist bei Ullstein erschienen). Es kann aber auch sein, dass sich Krug mit einem Interview an jemandem rächen möchte. Beides hat er vor ein paar Tagen getan.

In einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung outete er den Berliner Bildhauer Manfred Salow als einen auf ihn angesetzten Stasi-Spitzel. Salow, sagte Krug, habe unter Makrophallie gelitten - der Stasimann habe also ein besonders großes Geschlechtsorgan gehabt. Krug: "Ich habe mit dem oft in der Sauna gesessen und da dieses Rüsselchen gesehen." Gregor Gysi hätte nach einer derartigen Unterstellung wahrscheinlich Klage eingereicht. Nun aber meldete sich Bildhauer Salow in der Angelegenheit zu Wort.

Der in Wandlitz lebende Künstler bestätigte, dass er Krug - welcher Anfang der 70er Jahre sein Nachbar in Berlin-Niederschönhausen gewesen sei - tatsächlich jahrelang im Auftrag der Stasi bespitzelt habe. "Es ging nur um belanglose Sachen. Ich habe ihm meiner Meinung nach nicht geschadet, aber ich habe sein Vertrauen missbraucht", sagte Salow, 65, der Deutschen Presse-Agentur. "Eigentlich ging es immer nur um die Namen seiner Besucher, die ich gesehen habe."

Vielleicht werde er sich dafür mal bei Krug entschuldigen - "wenn es sich ergibt." Salow arbeitet heute als Maler und muss nach eigenen Angaben mit nur 470 Euro Rente auskommen. "Ich habe zu meinem Staat gestanden, den ich auch nie verlassen wollte. Krug ist dagegen mit Sack und Pack abgehauen und hatte viele Privilegien genossen."

1976 hatte Manfred Krug nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns Berufsverbot in der DDR erhalten. Ein Jahr später durfte er nach Westdeutschland ausreisen. In seinem Erzählband taucht Stasispitzel Salow unter dessen einstigem Decknamen Salman in einer Gastrolle auf. "Ich habe diesen Stasispitzel von Herzen gern", heißt es da. Zu der ihm von Krug unterstellten Makrophallie äußert sich Salow nicht. Warum auch? Privates geht doch wirklich niemanden was an.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: