Kritik an Rainbow Loom Bands:Bändchen für die Ewigkeit

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Gewebtes für die Ewigkeit: Loom Bands.

(Foto: Philippe Huguen/AFP)

Loom Bands sind in diesem Sommer der letzte Schrei. Neonfarbene Gummikringel zieren viele Kinderhände. Doch nun äußern britische Umweltschützer Bedenken.

Von Felicitas Kock

Spätestens seit Familienvater David Beckham mit einem einzelnen leuchtenden Gummiband am Handgelenk gesichtet wurde, ist klar: Rainbow Loom Bands sind der Trend des Sommers in den prominenten und weniger prominenten Kinderzimmern dieser Welt - und die Eltern müssen das meist mit ausbaden. Da werden Gummiringe im Tausenderpack gekauft, weil der von Gleichaltrigen infizierte Nachwuchs die Liebe zum Häkeln entdeckt hat. Da werden in stundenlanger Kleinarbeit regenbogenfarbene Armbändchen zusammengewebt.

Und dann? Werden meist nur ein paar davon tatsächlich getragen. Auch der Arm des langarmigsten Achtjährigen ist irgendwann voll. Und viele Eltern halten sich eher an David Beckham als an Wolfgang Petry, wenn es um Handgelenkschmuck geht: weniger ist mehr. Also bleiben immer ein paar Bänder ungetragen zurück. Bald wird der erste dieser zurückgelassenen Kringel im Mülleimer landen, weil die 35 anderen doch etwas hübscher sind. Und noch später - zum jetzigen Zeitpunkt unvorstellbar, aber wahr - werden auch die 35 hübschen Bänder ihre letzte Reise in den Müll antreten. Weben wird dann etwas für die Ewiggestrigen unter den Schulkindern sein. Denn: Jeder Hype hat irgendwann ein Ende.

Auf diesen Moment, das Ende des Hypes, weisen jetzt britische Umweltschützer hin. Nachdem Aktivisten in den USA auf das Problem mit den Gummibändern aufmerksam gemacht haben und noch bevor die Frage nach der Umweltverträglichkeit in Deutschland gestellt wird. Wie der Bändchenwahn schwappt auch die Empörung eher gemächlich über Atlantik und Nordsee in deutsche Kinderzimmer.

Das Problem mit den bunten Kringeln: Sie bestehen größtenteils aus Silikon, was bedeutet, dass sie weder verrotten noch wiederverwertet werden könnten. Die britische Presse vergleicht die Problematik mit dem Gummiskandal von 2011, als die Royal Mail begann, rote Gummibänder zu nutzen, um Briefe zu kleinen Paketen zusammenzuschnüren. Auch diese waren nicht recycelbar, weshalb besonders pflichtbewusste Bürger sie zur Wiederverwendung an die Post zurückschickten.

In den USA gibt es mittlerweile eine Online-Petition, die verlangt, die Loom Bands zu verbieten, bis sie unter nachhaltigen Bedingungen produziert und wiederverwertet werden können. Auch Haus- und kleinere Wildtiere sollen in Gefahr sein, da sie sich an herumliegenden Gummibändchen verschlucken könnten. Konkrete Fälle sind bislang jedoch nicht bekannt.

Vielleicht lieber abwarten

Die britische Daily Mail zitiert den Vorsitzenden einer Recyclingfirma, der verspricht, man werde sich etwas einfallen lassen, sollte der Sturm auf die leuchtenden Gummibänder länger anhalten.

Vielleicht hilft ein Blick in die Vergangenheit: In den Neunzigerjahren trugen Kinder bunte Schnuller aus Hartplastik um den Hals. Kurz darauf bekamen sie regelmäßig Ärger mit ihren Eltern, weil "der Gag", ein zäher Schleim in Knallfarben und der nächste Trend, plötzlich zwischen Bett und Wand klebte und ebenso knallfarbene Spuren hinterließ. Trotz der Haftkraft verabschiedeten sich diese Modespielzeuge nach ein paar Monaten - und waren nie mehr gesehen. Es könnte sich also lohnen, auf das Abklingen der Loom-Bands-Hysterie zu warten, anstatt Wiederverwertungssysteme zu entwickeln.

Und die schon existierenden Bändchen? Nun, es gibt so einiges auf dieser Welt, das sich nicht von selbst auflöst. Vielleicht ist es nicht das schlimmste, wenn unsere Nachfahren in fünfhundert Jahren zwischen all den nicht verrottenden Plastiktüten und Alu-Dosen auch ein paar Armbänder in fröhlichen Neonfarben finden.

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