Kriminalität:Spanien weist deutschen Stalker aus

Sara Casasnovas

Wurde von dem deutschen Mann gestalkt: Die spanische Schauspielerin Sara Casasnovas.

(Foto: dpa)

Der Mann schoss in Madrid mit einer Armbrust auf eine Schauspielerin, weil sie seine Liebe nicht erwiderte und saß dafür acht Jahre in Haft. Die Behörden halten ihn noch immer für gefährlich.

Von Thomas Urban, Madrid

Er saß die volle Strafe ab, um keinen einzigen Tag hatte Spanien seine Haft verkürzt. Jetzt, nach acht Jahren, kommt der Deutsche frei, der Armbrustschütze, der vor acht Jahren die spanische Schauspielerin Sara Casasnovas erst verfolgt hatte und sie am Ende, nach der Zurückweisung seiner Liebe, mit einem Pfeil töten wollte. Der 48-Jährige wird an diesem Dienstag aus dem Gefängnis entlassen und in ein Flugzeug nach Deutschland gesetzt; in Spanien ist er persona non grata. Nur eine einzige Frage bleibt: Wie wollen die spanischen Behörden den Mann ohne Grenzkontrollen daran hindern, wieder in das Land zu kommen, in dem sein Opfer und Objekt seiner Obsession lebt?

Der Fall hatte 2009 in Spanien großes Aufsehen erregt. Der Deutsche hatte die damals 25 Jahre alte Schauspielerin in einer Serie über den spanischen Bürgerkrieg gesehen, sie wurde vom internationalen Programm des staatlichen Senders TVE ausgestrahlt. Sara Casasnovas spielte darin eine der Hauptrollen. Daraufhin schrieb ihr der Mann Liebesbriefe in exzellentem Spanisch, wie die Staatsanwaltschaft später bekannt gab. Eine Antwort bekam er nie.

Er lauerte ihr nach ihren Vorstellungen mit Liebeserklärungen auf

Also fuhr der Deutsche mit dem Fernbus nach Madrid und mietete sich für eine Woche in einem Hostel für 38 Euro die Nacht ein. Er wusste, dass die Schauspielerin in einem Madrider Theater in Tennessee Williams' Drama "Die Nacht des Leguan" spielte, in dem es ironischerweise auch um zurückgewiesene Liebe geht.

An mehreren Abenden wartete er nach dem Ende der Vorstellung am Bühnenausgang auf sie und machte ihr Liebeserklärungen, aber auch Vorwürfe, warum sie nie auf seine Briefe geantwortet habe. Die Schauspielerin erklärte freundlich, aber bestimmt - so sagte sie später aus -, dass der Mann sich irre, wenn er sie für die Frau seines Lebens halte. Sie habe ihn nicht als bedrohlich empfunden, ihn allerdings zunehmend als lästig angesehen - er reiste ihr zu mehreren Terminen nach.

Am 7. Juni 2009 stand die letzte Vorführung der "Nacht des Leguan" auf dem Programm, der Deutsche saß im Publikum. Nach der Vorstellung sah Sara Casasnovas ihn wieder vor dem Eingang warten, er wirkte aufgewühlt, zum ersten Mal fühlte sie sich bedroht. Die Schauspielerin bat daher zwei Kollegen, sie zu begleiten. Als die kleine Gruppe aus dem Theater kam, stürzte sich der Deutsche auf die Frau. Er lasse sich, schrie er, nicht zurückweisen. Aus seinem Rucksack zog er eine Armbrust, legte einen Pfeil mit Widerhaken ein und legte auf das Gesicht der Schauspielerin an.

Sara Casasnovas selbst äußert sich nicht zu ihrem Stalker

Einer der Begleiter fiel ihm in den Arm, einem hinzueilenden Mann durchbohrte der Pfeil das Jackett, verletzt wurde aber niemand. Nach einem heftigen Gerangel wurde der Stalker, der inzwischen auch mit Reizgas um sich sprühte, überwältigt. In seinem Rucksack fand die Polizei eine zweite Armbrust mit Pfeilen, sowie Schnüre und eine Fußfessel - offenbar wollte er seine Angebetete entführen. In seinem Zimmer im Hostel entdeckten die Ermittler später vier Dutzend Fotos der Schauspielerin und ein Feuerzeug, auf dem die Vornamen der beiden eingraviert waren, sowie einen Abschiedsbrief: Er wolle mit ihr in den Tod gehen.

In der spanischen Presse wurden daraufhin Fotos eines dicklichen Mannes mit schütterem Haar gedruckt. In der Haft unterzog sich der Verurteilte einer Psychotherapie. Doch ob die Therapie gewirkt hat, ist fraglich: Kürzlich sind in der Zelle des Mannes Fotos von Schauspielerinnen gefunden worden, die er aus Zeitungen ausgeschnitten hatte.

Sara Casasnovas, die vor allem auf der Theaterbühne Karriere gemacht hat, äußert sich nicht zu ihrem Stalker. Den einzigen Kommentar übermittelte ein Kollege: "Sie will ihre Ruhe haben."

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