Kriminalität:Diebe verursachen Millionenschaden in deutschen Krankenhäusern

Kriminalität: Endoskope sind zwischen 10 000 und 160 000 Euro wert (Archivbild).

Endoskope sind zwischen 10 000 und 160 000 Euro wert (Archivbild).

(Foto: Catherina Hess)

Mehr als 50 Fälle in zwei Jahren: Einbrecher erbeuten in Krankenhäusern spezielle Geräte. Wert: zwischen 10 000 und 160 000 Euro.

Von Barbara Vorsamer

Die Geräte sind so klein, dass bis zu zehn in eine handelsübliche Sporttasche passen. Und möglicherweise hätte man dann eine Fracht, die 1,6 Millionen Euro wert ist. Zwischen 10 000 und 160 000 Euro kostet ein einzelnes Endoskopiegerät, genauer der Endoskopiekopf, der meistens aus einer hochauflösenden Mini-Kamera und einem Ultraschallgerät besteht.

Sie scheinen ein lukratives Geschäft zu sein. Die Polizei zählt mehrere Dutzend Fälle von Klinikeinbrüchen in den vergangenen zwei Jahren, bei denen es die Diebe auf die Geräte abgesehen hatten. Damit werden üblicherweise Magen- und Darmspiegelungen durchgeführt - nichts, was man privat mal gerne macht. Und auch gar nicht machen kann.

"Den Endoskopiekopf kann nur gebrauchen, wer bereits das ganze Gerät besitzt", erklärt Ralf Britz vom Versicherungsmakler Ecclesia, der Krankenhäuser in ganz Deutschland betreut. Da es nur wenige Hersteller dafür gäbe, seien die Köpfe aber auch auf jedem anderen Gerät nutzbar. Eine andere als eine medizinische Nutzung des Diebesguts hält er für unwahrscheinlich. Insgesamt ist durch die Einbrüche Ecclesia zufolge ein Schaden von mehr als 11,5 Millionen Euro entstanden.

Medizinische Geräte sind ein großes Geschäft

Über die Gründe für die ungewöhnliche Einbruchsserie können alle nur spekulieren. Vor allem ist es vermutlich ein großes Geschäft. "Endoskope sind sehr klein, sehr teuer und die meisten Kliniken besitzen mindestens zehn, meistens mehr. Ein Einbruch in den Geräteschrank eines Krankenhauses lohnt sich daher schnell", sagt Britz. Zum anderen gebe es Gegenden in der Welt, in der medizinische Geräte in der hier üblichen Qualität fehlen.

"Als die Einbruchsserie begann, hatten wir zunächst an einen Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland geglaubt", sagt der Versicherungsmakler, doch der Verdacht habe sich nicht erhärtet. Die Polizei im Kreis Lahn-Dill, wo sich der aktuellste Fall zugetragen hat, vermutet, dass die Diebe die Beute nach Lateinamerika verkaufen, da die einzige bisher gefasste Tätergruppe aus Kolumbien stammte.

Ziemlich sicher sind sich alle, dass die heiße Ware ins Ausland geschafft wird, denn jedes einzelne Gerät kann anhand einer Nummer identifiziert werden. Illegal erworbene Endoskope loszuwerden sei daher in Deutschland quasi unmöglich.

Dass medizinische Geräte in dieser Häufigkeit gestohlen werden, ist nach Angaben der Polizei ein neues Phänomen. Auch Versicherungsexperte Britz sagt: "Es kommt schon mal vor, dass ein Endoskop oder ein Ultraschallgerät wegkommt. Aber in dieser Häufung haben wir das seit mindestens 15 Jahren nicht gesehen."

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