Krawalle in Griechenland:Straßenschlachten in Athen und Thessaloniki

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Nach dem Tod eines Jugendlichen ist es in Griechenland erneut zu Ausschreitungen gekommen. Dabei sollen nicht nur Autonome mit Steinen geworfen haben.

Die Unruhen, die in Griechenland nach dem Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel am späten Samstagabend ausgebrochen waren, sind auch in der Nacht zum Montag weitergegangen. Erst am frühen Morgen soll sich die Lage beruhigt haben.

Bilder wie aus Kriegsgebieten: Die Polizei weicht von Demonstranten geworfenen Brandbomben aus. (Foto: Foto: AP)

In der zweiten Nacht in Folge lieferten sich Polizei und vermummte Jugendliche Straßenschlachten. Bisher wurden mehr als 25 Polizisten und 15 Zivilisten verletzt. Dutzende Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

Etwa 150 Vermummte, die sich in der Polytechnischen Universität in Athen aufhielten, bewarfen am Montagmorgen die Ordnungskräfte mit Brandsätzen und Steinen. Die Polizei, deren Tränengasvorräte offensichtlich erschöpft waren, hätten sich mit Steinwürfen verteidigt, hieß in Medienberichten.

Hunderte Studenten, die sich an den Unruhen beteiligt hatten, hatten im Polytechnikum und der Wirtschaftsuniversität Zuflucht gesucht. Nach griechischem Gesetz darf das Gelände nicht von der Polizei betreten werden.

Straßenzüge in Athen und im nordgriechischen Thessaloniki glichen Kriegsgebieten. Die Krawalle hinterließen ausgebrannte Autowracks, zerstörte Bankfilialen, Polizeiwachen, Autohäuser, Regierungsgebäude, Privatwohnungen, Geschäfte sowie brennende Barrikaden. In einigen Straßen hingen dicke Tränengasschwaden.

Gegen Morgen soll sich die Lage beruhigt haben. Wie das griechische Fernsehen berichtete, sollen inzwischen fast alle Autonome das Polytechnikum in Athen verlassen haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft einem Polizisten Totschlag und einem anderen Beihilfe zum Totschlag vor. Die Beamten wurden in Untersuchungshaft genommen, berichtete der griechische Rundfunk weiter.

Nach Darstellung von Augenzeugen soll es jedoch nur zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Autonomen und der Besatzung des Streifenwagens gekommen sein. Anschließend habe der Polizist direkt in die Richtung des Jungen geschossen.

"Mörder, Mörder"

Der 37 Jahre alte Polizist, der den tödlichen Schuss abgegeben haben soll, sagte aus, er habe lediglich drei Warnschüsse abgefeuert. Einer davon habe den Jugendlichen als Querschläger getroffen. Zuvor habe eine Gruppe Autonomer seinen Streifenwagen, in dem er zusammen mit einem Kollegen gesessen habe, mit Steinen angegriffen.

"Es war kaltblütiger Mord", meinte hingegen ein Augenzeuge im Radio. Der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias übte indirekt Kritik an dem Vorgehen der Polizei. Die Rechtstaatlichkeit sei durch diese Ereignisse verletzt worden.

Innenminister Prokopis Pavlopoulos wies vorschnelle Schuldzuweisungen zurück und erklärte: "Wir warten auf die gerichtsmedizinischen Ergebnisse." Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Ministerpräsident Kostas Karamanlis sprach der Familie des Opfers sein Beileid aus. Ein Rücktrittsangebot des Innenministers lehnte er ab.

Mehrere tausend Autonome und andere Linksgerichtete sowie Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen protestierten am Sonntag gegen den tragischen Zwischenfall. "Mörder, Mörder" skandierten die Demonstranten, als sie sich der Polizeidirektion von Athen an der Alexandras Chaussee näherten, wie das Fernsehen berichtete.

Griechische Autonome greifen seit Jahren immer wieder Polizisten an und verüben Brandanschläge auf Banken und Autos im Zentrum Athens. Zu Zusammenstößen nach dem tödlichen Schuss kam es auch in der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki. Dort besetzten Jugendliche und Studenten ebenfalls Universitätsgebäude und bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen und Molotow-Cocktails.

Auch in Komotini und Ioannina im Norden des Landes gab es wie auf der Mittelmeerinsel Kreta und in der Hafenstadt Patras Ausschreitungen.

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