Kosten für Renovierung der Schule:Stadt Winnenden klagt gegen Eltern des Amokläufers

Weil die Eltern des Amokläufers Tim K. sich nicht an den Kosten für die Renovierung der Schule beteiligen wollen, will die Stadt Winnenden das Paar verklagen. In dem Gebäude hatte Tim K. vor fünf Jahren 15 Menschen erschossen.

Der Streit um Schadenersatz geht auch fast fünf Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden weiter. Die Stadt Winnenden hat eine Klage gegen die Eltern des Täters angekündigt. Die Versicherung und die Anwälte der Opfer und Angehörigen haben unterdessen eine Lösung gefunden.

Die Eltern von Tim K. seien nicht bereit gewesen, sich "in irgendeiner Weise" an der Schadensregulierung für die Renovierung von Teilen des Schulgebäudes, in dem der Amoklauf begonnen hatte, zu beteiligen. Das teilte die Stadt nach einer Gemeinderatssitzung am Dienstagabend mit. Alle Vorschläge seien abgelehnt worden, obwohl die Stadt und die baden-württembergische Unfallkasse bereit gewesen wären, den Eltern bei den Zahlungen "sehr weit entgegenzukommen". Es geht um 9,4 Millionen Euro für Folgekosten der Gewalttat. Somit hätten die Eltern "die Chance, auch für sich selbst einen Schlussstrich zumindest unter die finanziellen Folgen der Tat zu ziehen, ungenutzt gelassen", teilte die Stadt mit.

Auch der Vater selbst streitet zivilgerichtlich. Er will, dass das Zentrum für Psychiatrie in Weinsberg mögliche Schadenersatzforderungen übernimmt, weil die Klinik ihm nicht von der Gefahr berichtet habe, die von seinem Sohn ausging. Den Ärzten des Klinikums wirft der Rechtsanwalt des Vaters vor, sie hätten bei Sitzungen von Mai bis September 2008 die Gefahr erkennen können, die von dem Jugendlichen ausging. Die Eltern seien darüber nicht informiert worden. Tim K. hatte einem Zwischenbericht der Klinik zufolge unter anderem von Hass gesprochen und Tötungsfantasien geäußert.

Beim Schadenersatz für die Hinterbliebenen der Opfer konnte man sich hingegen einigen. Die Deckungssumme betrage zwei Millionen Euro, sagte eine Sprecherin der Haftpflichtversicherung des Vaters von Tim K. am Dienstag: "Wir sind zuversichtlich, alle Gelder in Kürze auszahlen zu können." Es gebe etwa 50 Anspruchsteller aus dem Kreis der Opfer und ihrer Angehörigen. Rechtsanwalt Jens Rabe, der mehrere der Opfer vertritt, sagte den Stuttgarter Nachrichten: "Alles ist in trockenen Tüchern." Einige seiner Mandanten bekommen dem Schwarzwälder Bote zufolge 5000 Euro, die meisten jedoch zwischen 20 000 und 25 000 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz. Im Falle der Erwerbsunfähigkeit werde eine sechsstellige Summe ausbezahlt.

Der 17-jährige Tim K. hatte im März 2009 mit einer Waffe seines Vaters ein Blutbad mit 15 Toten in Winnenden und Wendlingen angerichtet und sich selbst erschossen. In einem Strafprozess war der Vater des Amokläufers wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte die Tatwaffe unverschlossen im Kleiderschrank aufbewahrt.

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