Kontroverse um jagende Cheerleaderin:Barbie schießt scharf

Kendall Jones schlägt derzeit eine Menge Empörung entgegen. Die 19-jährige Hobby-Cheerleaderin aus Texas schießt in Afrika auf wilde Tiere und präsentiert ihre Trophäen im Internet. Tierschützer drängen Facebook-Gründer Marc Zuckerberg mit einer Online-Petition, den Account der schießfreudigen Frau zu schließen.

Von Tobias Dorfer

Das Jagdfieber erfasste Kendall Jones, da war sie gerade einmal neun Jahre alt. 2004, vor zehn Jahren, reiste das Mädchen mit seinen Eltern nach Simbabwe. Dort ging der Vater auf die Jagd, er brachte tote Tiere nach Hause. Die Tochter war noch zu klein, um eine Pistole halten zu können. Doch sie war infiziert.

In diesen Tagen ergießt sich jede Menge Empörung über Kendall Jones. Tierfreunde diskutieren weltweit über eine zierliche Blondine und Hobby-Cheerleaderin, die so harmlos aussieht wie Sylvie van der Vaart, deren größte Leidenschaft es jedoch ist, nach Afrika zu reisen und Tiere zu jagen. Dass die Studentin ihre persönliche Zukunft eher im Scheinwerferlicht als an einem gewöhnlichen Schreibtisch sieht, deutet ihr Facebook-Account an. Als "Person des öffentlichen Lebens" postet sie dort Bilder ihrer Jagdsafaris. Derzeit gefällt das knapp einer Viertelmillion Menschen. Wobei das Wort "gefallen" eigentlich nicht ganz stimmt: Auf der Facebook-Seite schimpfen vor allem ihre Gegner.

Material dafür finden sie genug. Voller Stolz inszeniert sich die heute 19-Jährige im sozialen Netzwerk als naturverbundene Kriegerin im Barbie-Look.

Dazwischen finden sich weitere Einträge, die Tierschützer auf die Palme bringen: etwa eine Hommage an den ehemaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt. Fünf Nationalparks habe dieser gegründet und sei zugleich aber auch ein begeisterter Jäger gewesen.

Jones' Gegner stören sich nicht nur an der Provokation durch die Trophäenbilder. Sie kritisieren vor allem daran, dass die junge Frau geschützte Tierarten abschießt. Doch die 19-Jährige tut nichts Illegales. In vielen afrikanischen Ländern werden jedes Jahr Jagdlizenzen auch für geschützte Tiere vergeben. Anfang des Jahres sorgte die Versteigerung einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn in Namibia für Empörung. 350.000 US-Dollar zahlte ein Jäger damals dafür, eines der stark bedrohten Tiere abschießen zu dürfen. Und das, obwohl fünf der acht anerkannten Unterarten laut Weltnaturschutzunion IUCN bereits ausgestorben sind.

Was Tierschützer für pervers halten, ist für die Jäger ein Beitrag zur Arterhaltung. Die Einnahmen aus den teuren Lizenzen fließen, so ist zumindest der Plan, in Maßnahmen zum Erhalt der Spezies. Außerdem, so argumentiert die Jagd-Lobby, sei das Töten einzelner Tiere auch eine Maßnahme zum Schutz von Artgenossen. In Südafrika ist das Abschießen von Elefanten im Krüger-Nationalpark inzwischen wieder erlaubt - die Population war so stark gewachsen, dass die Politik das Gleichgewicht der Natur in dem Reservat bedroht sah. Auch die Vergabe der Abschuss-Lizenz für das Nashorn in Namibia hat einen ernsten Hintergrund: Das Tier sei aggressiv und eine Bedrohung für seine Artgenossen, sagte Ben Carter, der Direktor des amerikanischen Jagdclubs.

In diese Richtung argumentiert auch Kendall Jones. Auf ihrer Facebook-Seite inszeniert sie sich als Bewahrerin der Natur und postet Material einer Jagd-Lobbygruppe. Die Botschaft: Ohne das Geld der legalen Jagd könnten die Parks nicht gepflegt werden und Wilderer nicht effektiv bekämpft werden.

Und die Dallas News zitiert aus einer E-Mail von Jones, in der sie von einem Problem mit Leoparden in Simbabwe berichtet. Dort würden die Tiere immer wieder das Vieh der Bauern anfallen. Anstatt die Leoparden selbst zu töten, würden sie diese Aufgabe von Touristen erledigen lassen. Das Geld aus den Lizenzen käme den Dörfern zugute, die davon Schulen und Brunnen bauten. Diese Meinung teilen selbst Umweltschutzorganisationen wie der WWF. Sollte die Jagd "Bestandteil eines integrierten, umfassenden Schutz- und Nutzungskonzeptes" sein, toleriere man dies. Das Abschießen von Tieren in eingezäunten Gehegen, aus denen die Tiere nicht fliehen können, lehnt der WWF jedoch strikt ab.

Derart differenziert denken die Tierschützer im Netz größtenteils nicht. Die Provokationen der jungen Jägerin kontern sie mit einer Online-Petition. Sie soll Facebook-Gründer Marc Zuckerberg dazu bewegen, Jones' Seite aus dem sozialen Netzwerk zu entfernen - bislang haben mehr als 170.000 Menschen unterschrieben.

Kendall Jones berührt so etwas nicht. Sie hat bereits neue Projekte in Planung. Der amerikanische TV-Sender Sportsman Channel, berühmt für Jagd- und Waffen-Shows sowie eine Sendung mit Sarah Palin ("Amazing America") plant eine Serie mit der jungen Jägerin. 2015 soll sie ausgestrahlt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: