Konflikt in Mali:Zwei französische Journalisten entführt und getötet

Konflikt in Mali: Die beiden getöteten Reporter Ghislaine Dupont (links) und Claude Verlon

Die beiden getöteten Reporter Ghislaine Dupont (links) und Claude Verlon

(Foto: AFP)

Sie arbeiteten an einer Reportage im Nordosten Malis und wurden von Bewaffneten verschleppt. Nun sind die Leichen der beiden französischen Journalisten gefunden worden. Frankreichs Präsident Hollande reagiert mit "Empörung" und will die Todesumstände aufklären lassen.

Im Nordosten Malis sind die Leichen einer französischen Journalistin und ihres Kollegen gefunden worden. Die beiden Reporter des Senders Radio France Internationale (RFI) waren am Samstagmittag in der Stadt Kidal von Bewaffneten verschleppt worden, wie das französische Außenministerium am Samstagabend bekanntgab.

"Ghislaine Dupont und Claude Verlon sind tot aufgefunden worden", erklärte das Außenministerium in Paris. Die französischen Geheimdienste setzten mit den malischen Behörden alles daran, die genauen Umstände aufzuklären, hieß es.

RFI berichtet, die Journalisten seien erschossen worden. Es habe sich niemand zu den Morden bekannt. Nach Angaben des Senders waren die beiden Franzosen für eine Reportage bei der Malischen Solidaritätsbank in Kidal, als sie entführt wurden. Demnach wollten sie einen Vertreter der Nationalen Bewegung der Befreiung von Azawad (MNLA) interviewen.

Kidal liegt 1500 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako und ist eine Hochburg der Tuareg-Rebellen. Die Region gilt als sehr instabil.

Die Reporter wollten in Kidal ein Interview führen

Aus französischen Regierungskreisen hieß es, die beiden Journalisten hätten vor einigen Tagen darum gebeten, von der französischen Mali-Mission Serval nach Kidal gebracht zu werden. Angesichts der angespannten Sicherheitslage lehne die Truppe solche Anfragen jedoch seit nunmehr etwa einem Jahr ab. Die UN-Mission in Mali (MINUSMA) hingegen nehme weiterhin Journalisten mit. Mit den Blauhelmen seien auch die beiden französischen Journalisten schließlich nach Kidal gekommen.

Laut RFI wollten sie in Kidal MNLA-Vertreter Ambéry Ag Rhissa treffen. Vor dessen Haus seien sie verschleppt worden. Ag Rhissa sagte dem Sender, er habe ein "verdächtiges Geräusch" gehört; als er die Tür einen Spalt breit geöffnet habe, habe er beobachtet, wie die Entführer die Journalisten in einen beigen Geländewagen verfrachtet hätten. Dupont und Verlon hätten sich ihrer Entführung widersetzt. In diesem Moment habe er sie das letzte Mal gesehen, sagte Ag Rhissa laut RFI.

Ihn hätten sie angewiesen, sich ins Haus zurückzuziehen, der Fahrer der Reporter habe sich auf den Boden legen müssen, sagte der MNLA-Vertreter. Die Kidnapper hätten Tamaschek, die Sprache der Tuareg, gesprochen. Weitere Zeugen gaben laut RFI an, die Entführer seien Richtung Tin-Essako im Osten von Kidal gefahren. Die Tuareg-Rebellengruppe HCUA in Kidal verurteilte die Tötung der Reporter.

Hollande spricht von "verabscheuungswürdiger" Tat

Staatschef François Hollande äußerte "Empörung" über die Entführung und die Tötung der Journalisten und sprach von einer "verabscheuungswürdigen" Tat. Für Sonntag rief Hollande die mit der Aufklärung der "Umstände der Tötungen" befassten Minister zusammen. Die französische Staatsanwaltschaft leitete nach Angaben aus Justizkreisen Ermittlungen ein.

Anfang vergangenen Jahres hatten die Tuareg eine Rebellion begonnen, weil sie sich von der Regierung im Süden an den Rand gedrängt sahen. Nach ersten Erfolgen wurden sie von Islamisten zurückgedrängt, mit denen sie zunächst verbündet waren.

Mit französischer Militärhilfe starteten schließlich afrikanische Streitkräfte Anfang dieses Jahres eine Offensive gegen die islamistischen Milizen, die inzwischen fast den gesamten Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht hatten und Richtung Süden vorrückten. Nachdem die Aufständischen erfolgreich zurückgedrängt worden waren, wurden Ende Juli Präsidentschaftswahlen abgehalten.

Auch die EU hat die "schändliche Ermordung" der Journalisten bedauert. Ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton sagte in Brüssel, dieses Verbrechen dürfe "nicht ungestraft bleiben". Die EU werde daher "mit Entschlossenheit ihre Unterstützung für die malischen Behörden in deren Kampf gegen den Terrorismus und deren Bemühungen zur vollen und dauerhaften Wiederherstellung der staatlichen Autorität, der Ordnung und der Sicherheit im gesamten Territorium Malis fortsetzen".

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