Kokain-Fund in Hamburg:Schwarzes Gold

Rekord-Fund im Hamburger Hafen: Die Polizei stellt 1,3 Tonnen Kokain sicher. Der Stoff war aufwändig in harmlos aussehenden Holzbriketts versteckt.

Jens Schneider

Es sollte aussehen wie ein harmloser Import von kleinen schwarzen Holzbriketts. Jedes Brikett war sorgfältig in Plastik eingeschweißt, auf der Folie prangte ein Logo mit fünf roten Sternen. Von Südamerika kamen die Briketts per Schiff in Containern in den Hamburger Hafen. Aber mehr als tausend der Holzbriketts bargen eine hochbrisante Ladung in ihrer Mitte: 1244 Pakete unverschnittenes Kokain von einem sehr hohen Reinheitsgehalt, insgesamt 1,3 Tonnen.

Am Montagmorgen fand die Polizei das Rauschgift in einem Container. Es ist der größte Kokain-Fund, der in Deutschland jemals sicher gestellt wurde. "Ein Sechser mit Zusatzzahl reicht nicht", erklärte der Leiter der Abteilung gegen organisierte Kriminalität (OK) Thomas Menzel bei der Präsentation, um den Marktwert des Fundes zu beschreiben. Die Polizei schätzt den Verkaufswert auf 39,9 Millionen Euro.

Sechs junge Männer im Alter zwischen 27 und 35 Jahren wurden am Montag nach monatelangen Ermittlungen und aufwendigen Telefonüberwachungen, in die 200 Beamte einbezogen waren, festgenommen. Gegen einen siebten Verdächtigen laufen die Ermittlungen noch. Die Polizei spricht von einer weitverzweigten Struktur von Tatverdächtigen. Sie hatten die Einfuhr des Kokains offenbar über Monate mit einer ausgefeilten Logistik vorbereitet. Auf ihre Spur stießen die Fahnder bei einem Drogenfund im vergangenen November.

Die Tatverdächtigen bauten demnach im Herbst 2009 den Briketthandel als Legende auf, um ihren Rauschgifttransport zu tarnen. Die Ermittler beobachteten, wie sie von November bis März sechs Container mit Holzbriketts aus Paraguay nach Hamburg schickten, insgesamt 20 Tonnen. Alle sechs Ladungen waren absolut harmlos. Der Warenwert dieser Briketts interessierte die vermeintlichen Drogenhändler wenig. Sie landeten in den Niederlanden überwiegend im Müll.

"Zunehmend elektrisiert"

Doch gleichzeitig liefen die Vorbereitungen für den großen Kokaintransport. Die Drogenhändler sammelten zunächst im großen Stil Geld ein, um das Kokain aus mehreren Quellen in Südamerika zusammenzukaufen. Für den Schmuggel wurde das Kokain, so der OK-Leiter Menzel, "sehr professionell verpackt": Die Holzbriketts wurden von einem Drogenhändler in Paraguay aufgesägt, die Kokainpakete dazwischengelegt, die Briketts dann mit Heißkleber wieder verschlossen. Aus Asunción in Paraguay gingen die Container nach Hamburg, ohne dass die Transportgesellschaften in Paraguay und Deutschland davon wussten.

"Der Hamburger Hafen ist eine der wichtigen deutschen Transitstationen für den internationalen Drogenschmuggel", erklärte der Ermittler Menzel den Fund. Hier organisierte ein 31 Jahre alter türkischstämmiger Hamburger, der als Haupttäter gilt, den Weiterverkauf des Stoffs innerhalb Europas. "Zunehmend elektrisiert" habe man, so sagten die Fahnder am Dienstag, auf den siebten Container gewartet. Darin enthielten 31 von 32 Paletten nun nicht nur Briketts, sondern auch die geschmuggelten Drogen.

Die Polizei präsentierte Koffer und Reisetaschen, mit denen das Kokain weitertransportiert werden sollte. Bei Durchsuchungen fand sie in den Wohnungen der Verdächtigen Pistolen und Revolver, auch Schreckschusswaffen sowie eine größere Menge Bargeld, eine Geldzählmaschine und zahlreiche Handys - allein einer der Verdächtigen operierte mit 14 aktiven Mobiltelefonen.

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