Königlicher Nachwuchs:Warum es nervt, das Royal Baby zu sein

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Den kleinen Sohn von Kate und William erwartet ein Leben in Saus und Braus, irgendwann wird er König. Aber ist es wirklich ein Privileg, das berühmteste Baby der Welt zu sein? Mal ehrlich: Charles' Segelohren will nun wirklich niemand erben. Zehn Gründe, warum es nervt, das Royal Baby zu sein.

Von Merle Sievers

Okay, es stimmt: Das Kind von Herzogin Catherine und Prinz William ist schon jetzt berühmter als jedes andere Baby. Wo immer der kleine Mann später einmal auftaucht, wird er bevorzugt behandelt werden. Er wird eine Top-Ausbildung an irgendeiner Eliteschule bekommen, die Welt bereisen und teure Hobbys pflegen dürfen. Naja, und Hunger wird er auch nicht leiden müssen. Dem kleinen Sohn von Kate und William blüht ein Leben voller Privilegien und Luxus.

Aber ist das wirklich ein Geschenk? Wie bei so vielen Dingen gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille. Und die sieht uneben und zerkratzt aus. Zehn Gründe, warum es nicht so toll ist, das Royal Baby zu sein:

  • "König von Großbritannien und Nordirland und Staatsoberhaupt der Commonwealth-Königreiche", diesen Titel wird das Kind irgendwann tragen. Klingt pompös, aber das britische Königreich ist bei weitem nicht mehr so groß wie zu Zeiten von Queen Victoria. Von den Kolonien der einstigen Seemacht sind bis auf die Falklandinseln nicht mehr viele übrig geblieben. Und auch dort herrscht ein einziges Gezerre und Gezanke um die Zugehörigkeit zu Argentinien. Das Commonwealth hat die wichtigsten Kolonien schon lange verloren, allen voran die USA. Und ob die sich jemals wieder dem Club anschließen werden ist.... sagen wir mal: fraglich.
  • Zwar ist das Baby eines Tages Staatsoberhaupt von Ländern, die es bislang versäumt haben, sich vom Commonwealth abzunabeln. Doch der tatsächliche Einfluss, den der König, beziehungsweise im Moment die Königin, auf die Territorien hat, ist marginal. Der Job besteht in erster Linie aus festlichen Dinnerpartys, Händeschütteln und Medaillenverleihungen. Man repräsentiert Großbritannien, offiziell entscheiden darf man als König aber nix. Die politische Macht liegt beim demokratisch gewählten Parlament.
  • Außerdem dauert es noch ewig, bis der Prinz, der am Montag zur Welt kam, überhaupt König wird. Er ist die Nummer drei in der britischen Thronfolge, vor ihm sind erst noch Prinz Charles und Prinz William an der Reihe. Je nachdem, wie hartnäckig sich Opa und Papa auf dem Thron halten, kann es geschätzt noch zwischen 50 und 70 Jahren dauern, bis der kleine Mann die Krone aufgesetzt bekommt. Diese Aussichten sind trüb: Ein halbes Jahrhundert in der Warteschleife zum König hängen. Und eine andere Karriere ist in dieser Zeit wohl auch nicht so richtig drin.
  • Nur weil der Prinz von Camebridge wahrscheinlich keinen richtigen Beruf ausüben wird, heißt das noch lange nicht, dass sich niemand für ihn interessiert - im Gegenteil. Als jüngster Spross der royalen Familie wird er auf Schritt und Tritt beobachtet werden. Einmal im Kindergarten in die Hosen gemacht, schon weiß es die ganze Welt. Einmal den Teller nicht aufgegessen, schon spekuliert die Presse darüber, ob er magersüchtig ist. Einmal in die falsche Verkleidungskiste gegriffen, schon wird ihm ein Nazi-Image angehängt. Onkel Harry kann ein Lied davon singen.
  • Das Kind wird ein Leben in der Öffentlichkeit führen, daran wird es sich gewöhnen müssen. Bleibt zu hoffen, dass die Eltern es vor dem Drängen der Medien so gut wie möglich schützen werden. Womit wir beim nächsten Punkt wären: Herzogin Catherine und Prinz William sind das neue Aushängeschild der britischen Monarchie. Ständig reisen sie durch die Welt, kümmern sich um wohltätige Zwecke und pflegen internationale Beziehungen. Wieviel Zeit wird da noch bleiben, sich um die Kinder zu Hause zu kümmern? Auf jeden Fall kann das Baby davon ausgehen, schwer beschäftigte Eltern zu haben.
  • Wobei: Vielleicht wird das Budget für Reisen der königlichen Familie demnächst gekürzt. Den europäischen Monarchien geht es - finanziell gesehen - immer schlechter. Die spanische Königsfamilie zum Beispiel muss mit weniger als acht Millionen Euro pro Jahr auskommen, ihr droht jetzt sogar die Pfändung. Die britische Monarchie hat für das Finanzjahr 2013/2014 immerhin 36 Millionen Pfund (knapp 42 Millionen Euro) zur Verfügung. Aber wer weiß, wie das in ein paar Jahren aussieht, wenn der kleine Prinz groß ist...
  • Die Unsummen, die die Königsfamilie jährlich ihre Steuerzahler kostet, sind das Argument der Monarchiegegner schlechthin. Deren Gruppe wächst stetig. Immer mehr Untertanen der Queen in den Commonwealth-Staaten sind gegen die Monarchie. 20 Prozent ihrer eigenen Landsleute finden, dass man die Institution König/Königin abschaffen könnte. Bestimmt kein schönes Gefühl zu wissen, dass jeder achte Mensch, dem man auf der Straße begegnet, einen für überflüssig hält.
  • Überhaupt ist die Gefahr, sein Gegenüber zu verstimmen, als Nesthäkchen der königlichen Familie groß. Das fing jetzt schon an: Die Welt hat auf die Geburt des Thronfolgers gewartet, Journalisten campierten wochenlang vor dem Krankenhaus und wurden mit der Zeit immer genervter. Wann immer der Prinz in Zukunft zu spät zu einem Pressetermin erscheint, wird es wahrscheinlich heißen: "War ja klar, der hat ja von Anfang an auf sich warten lassen."
  • Noch ein Aspekt, der aus der Perspektive eines königlichen Kindes ziemlich blöd ist: Man kann nicht frei entscheiden, wen man zu seiner Geburtstagsparty, Taufe oder Einschulung einlädt. Immer müssen die anderen Sprösslinge der europäischen Königshäuser auf der Gästeliste stehen, egal ob man zum Beispiel die drei blonden Prinzesschen aus den Niederlanden nun mag oder nicht.
  • Doch auch der Blick in die eigene Familie gibt Anlass zur Sorge. Mal ehrlich: Es gibt schon schräge Typen im britischen Königshaus. Zum Beispiel Prinzessin Beatrice, die sich liebend gern mit Hutkreationen schmückt, die an eine Riesenbrezel oder eine Klobrille erinnern. Und Prinz Charles ist bestimmt ein spitze Großvater, doch seine Segelohren möchte man nun wirklich nicht erben. Da kann das Baby nur hoffen, dass gewisse Gene der Familie nicht durchschlagen.

Alle, die sich heimlich wünschen, mit dem Kind von William und Kate tauschen zu können, sollten sich das nochmal in Ruhe überlegen. Das kleine Ding hat neben Luxus und Glamour eine ganze Reihe Hindernisse zu überwinden. Viel Glück dabei!

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