Köln:Sahara-Geiseln zurück in Deutschland

Die in Mali freigelassenen 14 Sahara-Geiseln sind sicher zurück: Die neun Deutschen, vier Schweizer und der Niederländer landeten am Mittwochmorgen mit einer Bundeswehrmaschine in Köln.

Ein großes Medienaufgebot verfolgte die Ankunft des Flugzeuges um 7.22 Uhrauf dem Luftwaffenstützpunkt Wahn. Die Schweizer sind noch am Morgen nach Zürich-Kloten weitergeflogen.

Geiseln

Einige der befreiten Sahara-Geiseln bei der Zeremonie im Präsidentenpalast in Bamako, Mali.

(Foto: Foto: AP)

Gegen 1.50 Uhr deutscher Zeit war die Bundeswehrmaschine mit den 14 Freigelassenen nach zahlreichen Verzögerungen in der malischen Hauptstadt Bamako gestartet. Zuvor hatten sie sich bei einem Empfang im Präsidentenpalast bei dem malischen Präsidenten Amadou Touré für seine Vermittlung in dem sechsmonatigen Entführungsdrama bedankt.

Auch der deutsche Staatssekretär Jürgen Chrobog sprach Touré seinen Dank aus. Touré berichtete bei dem Empfang, die Geiselnehmer hätten Ende Juli Kontakt zu seiner Regierung aufgenommen. "Am 29. Juli haben wir eine Videokassette und einen Brief von den Geiseln erhalten", sagte er.

Vermittler hätten dann schnell das Versteck der Gruppe rund 300 Kilometer nördlich der Wüstenstadt Tessalit entdeckt. Touré dankte außerdem Algerien und dem libyschen Staatschef Moammar Gaddafi für ihre Unterstützung. Die Gaddafi-Stiftung für Internationale Wohltätigkeit hatte zuvor bereits erklärt, sie habe eine "wichtige und positive Rolle" bei der Freilassung gespielt.

Gesundheitszustand offenbar gut

Wie das ARD-Nachtmagazin berichtete, wurden die Geiseln vor dem Empfang medizinisch untersucht. Eine von ihnen war nach Angaben eines AP-Reporters so erschöpft, dass sie die Feier vorzeitig verlassen musste. Insgesamt wurde der Gesundheitszustand der 14 Europäer aber als gut beschrieben.

Vor ihrem Flug von der Wüstenstadt Gao nach Bamako hatten sie nach den sechsmonatigen Strapazen in der Wüste erneut mehrere hundert Kilometer in Jeeps zurücklegen müssen.

Die elf Männer und drei Frauen waren im Februar und März in der südalgerischen Wüste verschleppt und am Montagabend im Norden Malis freigelassen worden.

Chrobog: Leichnam von Michaela Spitzer kann überführt werden

Der Leichnam der am 28. Juni in der Wüste gestorbenen Sahara-Geisel Michaela Spitzer kann möglicherweise nach Deutschland überführt werden.

Die Augsburgerin sei "im Kreise der anderen Geiseln gestorben", sagte Staatssekretär Jürgen Chrobog nach der Landung in Köln. "Wir kennen die Koordinaten und hoffen, dass wir den Leichnam nach Hause bringen können."

Michaela Spitzer sei zu einer Zeit der ausgesprochen schwierigen Versorgung mit Wasser an einem Hitzschlag gestorben. Dass die Verpflegungssituation sich einen Tag später wieder verbessert habe, sei natürlich besonders tragisch, bedauerte Chrobog.

Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich am Dienstagabend bei den Regierungen von Algerien und Mali für die Unterstützung bedankt und beiden Ländern Hilfe bei der Verfolgung der Entführer und beim Kampf gegen den Terrorismus angeboten. Zu Medienberichten, es seien knapp fünf Millionen Euro Lösegeld bezahlt worden, äußerte sich Schröder nicht.

Beteiligung der Geiseln an den Kosten

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte der Financial Times Deutschland : "Wer sich leichtfertig und um des Nervenkitzels willen in Gefahr bringt, muss auch damit rechnen, dass er an den Kosten für die Rettung beteiligt wird."

Auch der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen, sprach sich für eine finanzielle Beteiligung der Sahara-Touristen aus. Sein Kollege bei den Grünen, Ludger Volmer, wies darauf hin, dass auch die deutschen Geiseln auf Jolo einen Teil der Kosten des Krisenmanagments übernommen hätten.

Der europaweit agierende Sahara-Club wies die Darstellung Bosbachs dagegen als "völlig absurd" zurück.

(sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa)

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