Koblenz:Kind stirbt nach Misshandlung - Vater unter Verdacht

Erst brutal geschüttelt, dann zu Boden geworfen: Ein 20-Jähriger soll seine einjährige Tochter so stark misshandelt haben, dass sie an den Verletzungen starb.

Ein einjähriges Mädchen aus Lahnstein soll von seinem Vater so schwer misshandelt worden sein, dass es im Krankenhaus gestorben ist. Der 20-Jährige soll das Kind am 7. April massiv geschüttelt und anschließend auf den Boden geworfen haben, teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz mit. Das Mädchen starb vier Tage später an seinen schweren Verletzungen. Gegen den Vater, der das Kind bereits zuvor misshandelt hatte, wird wegen Totschlags und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt.

Der 20-jährige Bundeswehrsoldat im Rang eines Hauptgefreiten soll außerdem der dreijährigen Tochter seiner Lebensgefährtin mindestens 30 Sekunden lang seine Hand auf Mund und Nase gepresst haben. Für dieses Kind bestand ebenfalls Lebensgefahr. Der Mann gab als Grund für sein Verhalten an, dass das Mädchen unentwegt geschrien habe.

Gegen den Mann war bereits im Februar Anklage erhoben worden, weil er seine leibliche Tochter schon im Oktober 2008 misshandelt hatte. Damals hatte er sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft geschlagen und ihr den Unterschenkelschaft gebrochen. Die Anklage wurde am 4. Februar erhoben, inzwischen räumte der Mann die Tat laut Staatsanwaltschaft auch ein.

Der 20-Jährige sitzt seit dem 10. April in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Anklage gegen ihn erhoben wird. Sollte bei ihm Jugendstrafrecht angewandet werden, drohen ihm zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft. Das Erwachsenenstrafrecht sieht für Totschlag eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren vor.

Zu den neuen Verletzungen, an denen das kleine Mädchen nun starb, sagte der 20-Jährige, diese seien entstanden, als er versucht habe, das Kind auf dem Wickeltisch umzudrehen. Dabei habe er dem Mädchen einen Schlag in die Seite versetzt, so dass es mit dem Kopf gegen das Brett am Wickeltisch gefallen sei. Anschließend habe er das Mädchen zu Bett gebracht. Am Abend habe er es dann gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ins Krankenhaus gebracht, da es nicht mehr ansprechbar gewesen sei.

Ermittlungen auch gegen die Mutter

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft werden diese Angaben jedoch von den Ermittlungsergebnissen der Kriminaldirektion Koblenz widerlegt, vor allem von den Obduktionsergebnissen. Demzufolge soll der Mann die Einjährige massiv geschüttelt und anschließend auf den Boden geworfen haben.

Obwohl das Kind noch am Abend ins Krankenhaus gebracht und dort intensivmedizinisch behandelt wurde, starb es am 11. April an seinen schweren Verletzungen. Gegen die Mutter wird wegen Verdachts der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht ermittelt. Zudem wird geprüft, ob gegen Bedienstete des Jugendamtes des Rhein-Lahn-Kreises in Bad Ems Ermittlungen eingeleitet werden.

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