Ob Konzertbühne oder Kinoleinwand: Wo der Geiger David Garrett auftaucht, stehen die Menschen Schlange und die Kasse klingelt. Pünktlich zu seinem ersten Film, in dem er seit vergangener Woche in der Rolle des Niccolò Paganini in Bernard Roses Literaturverfilmung "Der Teufelsgeiger" zu sehen ist, wollte die Münchner Verlagsgruppe (MVG) den 33-jährigen Musiker nun offenbar auch zwischen zwei Buchdeckeln vermarkten.
Ab Freitag sollte das Werk "David Garrett - Die exklusive Biografie" in den Läden stehen, nun aber hat Georg Paul Bongartz, der Vater des Geigers, einen der renommiertesten Medienanwälte des Landes, Christian Schertz, eingeschaltet, um gegen das Buch vorzugehen.
Zum Wunderkind gedrillt?
"Es strotzt vor Fehlern und Falschbehauptungen", sagte Schertz der Süddeutschen Zeitung am Dienstag. Sein Mandant sehe sich deshalb in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt und habe eine Unterlassungserklärung angefordert. Die habe der Verlag am Dienstagabend unterschrieben. Demnach müsse er das Buch zurückziehen oder künftig in abgeänderter Form drucken. Eine Sprecherin der Münchner Verlagsgruppe wollte sich zu diesem Zeitpunkt nicht zum laufenden Verfahren äußern.
Ein Autor, der sich Johannes Rothenbaum nennt, schrieb knapp 200 Seiten über den Geiger aus Aachen, der schon früh von seinen Eltern als Wunderkind entdeckt wurde und der heute - gemäßigt rebellisch mit Pferdeschwanz, Tattoos und Lederstiefeln - ganze Stadien mit Streichkonzerten zwischen Klassik und Rock füllt. Vor allem die Kapitel über die Kindheit Garretts, in denen er dem Buch zufolge mit strenger Erziehung und Musikunterricht gedrillt wurde, sind nach Angaben des Vaters zum Teil unwahr.
Der Anwalt Christian Schertz sagte, das beginne schon damit, dass der Autor Johannes Rothenbaum seinen Mandanten so konsequent wie falsch als "Georg Peter Bongartz" bezeichnet habe. Weitere Streitpunkte sind nach Angaben von Verlag und Anwalt etwa, ob David Garrett als Kind vier oder acht Stunden Geigenunterricht nehmen musste, wie oft er auf der Konzertbühne stand und ob er trotz Privatunterricht zu Hause noch genug Sozialkontakte haben durfte.
"Das Buch ist schlecht recherchiert und weder von David Garrett noch sonst irgendjemandem autorisiert worden", sagte Schertz. Der Anwalt vermutet, die MVG, zu der unter anderem der Riva Verlag gehört, der auch schon die Memoiren von Bettina Wulff, Bushido und Rudi Assauer veröffentlichte, wolle nun aus dem Hype um David Garrett schnellen Profit schlagen.
Der Autor selbst verteidigt sein Werk: "Natürlich kommt Garretts Vater nicht als Wunschvater weg. Aber der war er wohl auch einfach nicht", sagte Johannes Rothenbaum. Er habe die Kindheit des Geigers auf der Grundlage von dessen eigenen Aussagen in Zeitungs- und Magazin-Interviews rekonstruiert, jede seiner Beschreibungen lasse sich mit einer einfachen und schnellen Google-Suche belegen.
In jedem Fall steht dann zur Debatte, ob der Untertitel "Eine exklusive Biografie" berechtigt ist.