Klage gegen Belgiens Monarch Albert:Endlich Königskind sein

König Albert von Belgien und Delphine Boel

Wie aus dem Gesicht geschnitten? Belgiens König Albert und die Künstlerin Delphine Boël.

(Foto: dpa)

Die Künstlerin Delphine Boël will den belgischen König Albert und zwei seiner Kinder zu einer DNA-Probe zwingen. Seit Jahren kämpft sie darum, offiziell als Kind des Königs anerkannt zu werden. Ihre nun eingereichte Klage birgt Sprengstoff für die belgische Monarchie.

Von Javier Cáceres

Über Brüssel strahlte ausnahmsweise der Himmel, und er bot dem belgischen Kronprinz Philippe Zuflucht vor einer heiklen Frage eines TV-Reporters. Was er davon halte, dass Delphine Boël, 45, Belgiens König Albert, Prinzessin Astrid und Philippe selbst vor Gericht zerren wolle, um das Trio zur Abgabe von DNA-Proben zu zwingen. Philippe deutete bloß nach oben. "Ist das nicht ein wunderbares Wetter?", sagte der Thronfolger, stieg in seine Limousine und rauschte davon.

Die Begründung des Antrags, den die Künstlerin Boël am Montag im Justizpalast in Brüssel deponierte, liegt zwar noch nicht vor. Was sie erreichen will, liegt aber auf der Hand. Boël will endlich auch offiziell als die uneheliche Tochter von König Albert anerkannt werden. Offiziös ist sie das schon länger. Seit Oktober 1999, um genau zu sein. Denn damals war eine Biografie über Königin Paola veröffentlicht worden, in der nicht nur dargelegt war, dass Albert mindestens in jüngeren Jahren recht weitschweifig genossen hatte. Auch, dass seine Ehe mit Paola kurz vor der Scheidung stand - wegen der Geburt von Delphine Boël.

"Du bist nicht meine Tochter"

Richtig bestritten wurde das vom Königshaus nicht. Im Gegenteil. Als die Paola-Biografie die Bestsellerlisten gestürmt hatte, erklärte Albert in der traditionellen Weihnachtsansprache vor lamettageschmückter Tanne, seine Ehe habe "glückliche Phasen, vor mehr als dreißig Jahren aber auch die Krise" gekannt. Das war zwar im damaligen Kontext derart vielsagend, dass alle Belgier dies als das stillschweigende Eingeständnis der Affäre Alberts mit Boëls Mutter Sybille de Selys verstanden. Die Aufnahme Boëls in den Reigen der Königskinder war das aber nicht.

Wie sehr das an Boël nagt, hat sie in vielfältiger Weise erklärt, durch Kunstwerke, Interviews, Talkshow-Auftritte. Und so wissen die Belgier denn auch, dass sie seit dem 18. Geburtstag die absolute Gewissheit haben will, Alberts leibliches Kind zu sein, vom König aber brüsk zurückgewiesen worden sein soll: "Du bist nicht meine Tochter." In ihrer 2008 erschienenen Autobiografie spricht sie nicht nur von der tiefen Verletztheit, die diese ausgelöst habe. Sondern auch vom Bedauern darüber, dass Belgiens König laut Verfassung "unverletzlich" ist und nicht verklagt werden kann: "Ich werde also nicht vor den Palast ziehen und seine DNA verlangen können." Warum sie es nun doch tut? Gute Frage.

Ein weiteres uneheliches Kind?

Sie selbst hat sich noch nicht geäußert. Doch es spricht Einiges dafür, dass sie einen gar nicht mal so schlechten Moment ausgewählt hat. Zwar meinen belgische Verfassungsrechtler übereinstimmend, dass Boël den Gencode Alberts nicht vor Gericht wird knacken lassen können. Das aber gelte nur, solange Albert auch König bleibt. Sollte er abdanken, wäre er nicht mehr durch die Verfassung geschützt. Wird Albert nun also König bleiben müssen, um einen Gentest zu umgehen? Und seine angeblich geplante und terminierte Abdankung wieder absagen müssen?

Das wiederum ist nicht die einzige offene Frage der Causa, die Belgien in Atem hält. Eine andere lautet, warum Boël nur zwei Kinder Alberts, Philippe und Astrid, zu Gentests zwingen will - nicht aber Laurent, nach offizieller Lesart Königskind Nummer drei. Ein Erklärungsansatz, der dazu in Belgien kursiert, unterstellt Boël einen Hang zur subtilen Rache. Denn in Belgien wird schon lange gemunkelt, dass Laurents Gencode ganz erheblich von den Erbgutinformationen Philippes und Astrids abweicht.

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