Kirgistan:Flugzeug stürzt in Wohngebiet

Absturz eines Fracht-Jumbos in Kirgistan

Meterhoch ragt das Heck der türkischen Frachtmaschine aus den Trümmern. Dutzende Häuser wurden zerstört.

(Foto: Vladimir Voronin/dpa)

In einem Flugzeug, das in Kirgistan abstürzte, saßen nur vier Menschen. Doch am Ende gab es mehr als 30 Tote.

Von Mike Szymanski

Ein Dorfbewohner erzählt, erst habe er ein Donnern gehört. Dann habe die Erde gebebt. Es war gegen 7.20 Uhr Ortszeit, als ein türkischer Frachtjumbo im Süden der kirgisischen Hauptstadt Bischkek vom Himmel fällt und zahlreiche Wohnhäuser unter sich begräbt. Mehr als ein Dutzend Gebäude sollen komplett in Schutt und Asche liegen. Fernsehbilder zeigen brennende Trümmerhaufen und die Reste des Jumbos, unwirklich verformtes Metall, das am Ort der Zerstörung, nur anderthalb Kilometer entfernt vom Flughafen, aus dem Boden herausragt.

An Bord der Unglücksmaschine waren vier Mann Besatzung. Aber die Zahl der Toten, die am Unglücksort aus den Trümmern geborgen werden, steigt schnell auf über 30. Darunter sollen auch Kinder sein. Bischkek erlebt an diesem Montagmorgen ein furchtbares Erwachen.

"Nach vorläufigen Angaben könnte es ein Pilotenfehler gewesen sein", sagte der kirgisische Vize-Ministerpräsident Muhammetkaly Abulgasijew. Über dem Gebiet habe am Morgen noch dichter Nebel gehangen. Der Jumbo sei von Osten angeflogen, über die Landebahn hinweg und dahinter in die Siedlung gestürzt, sagte der Vize-Chef der kirgisischen Zivilluftfahrt, Bakyt Dschunuschalijew. "Man kann nur vermuten, dass der Pilot einen zweiten Anflug unternehmen wollte." Bereits am Abend zuvor hatte eine Maschine mit Präsident Almasbek Atambajew an Bord deswegen auf dem Heimflug aus China auf einen 400 Kilometer von Bischkek entfernten Flughafen ausweichen müssen.

Die Maschine der türkischen Frachtfluglinie ACT war in Hongkong gestartet und sollte nach einer Zwischenlandung in Bischkek weiter nach Istanbul fliegen. Das Transportunternehmen erklärte am Nachmittag, dass der Unfall offenbar weder mit einem technischen Defekt noch mit der Fracht zu tun habe. Die beiden Piloten sollen ausgeruht gewesen sein. Während des Fluges hätten sie zudem nichts von Schwierigkeiten berichtet. Nun müsse auf die Ergebnisse der Untersuchung gewartet werden. Das türkische Transportministerium schickte zwei Experten nach Bischkek. Die Maschine zerbarst beim Aufprall, Trümmerteile seien Hunderte Meter über den Boden gerutscht.

Nach Angaben der Transport-Airline war die Maschine mit 85 Tonnen "allgemeiner Fracht" beladen gewesen, offenbar Verbrauchsgüter. Konkrete Angaben machte ACT nicht. Die Maschine sei 2003 gebaut worden und seit Dezember 2015 für das Unternehmen im Einsatz. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan rief seinen kirgisischen Amtskollegen Atambajew an und überbrachte Beileidswünsche.

Zu einer ähnlichen Katastrophe war es im Juni 2015 gekommen, als in Indonesien ein Transportflugzeug des Militärs in ein Wohngebiet stürzte. Damals starben mehr als 140 Menschen.

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